“Mein Herz tanzt” (2014)

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© NFP*

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Filmkritik: Das Drama “Mein Herz tanzt” (engl. Titel: “Dancing Arabs”, IL, 2014) des israelischen Regisseurs Eran Riklis (*1954) zeigt mit viel Einfühlungsvermögen und mit leichtfüßigem Witz die Zerrissenheit seines Landes.

Der Palästinenser Eyad (Tawfeek Barhom) wird von seinen Eltern für eine bessere Zukunft auf eine Elite-Schule nach Jerusalem geschickt. Dort ist er als einziger Araber der absolute Außenseiter. Yonatan (Michael Moshonov), der wegen einer Muskellähmung im Rollstuhl sitzt, wird sein einziger Freund. Zusammen können sie ihre Schicksale besser ertragen. Aber vor allem Naomi (Danielle Kitzis), eine jüdische Mitschülerin, bereichert das Leben von Eyad. Sie verlieben sich und wissen doch, dass eine solche Beziehung von ihren Familien nicht gutgeheißen werden würde. So muss sich Eyad nicht nur mit den alltäglichen Problemen herumschlagen, sondern auch eine Möglichkeit finden, damit ihre Liebe bestehen kann.

© Pyramide Distribution

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Der israelische Regisseur Eran Riklis ist durch seine Filme wie “Die syrische Braut” (2004), “Lemon Tree” (2008) und “Zaytoun – Geborene Feinde, echte Freunde” (2012) international bekannt geworden. Dabei spielen die politische Lage, die Geschichte Israels und die Grenzen stets eine wichtige Rolle. So ist es nicht verwunderlich, dass er den Roman “Tanzende Araber” von Sayed Kashua aus dem Jahr 2002 besonders reizvoll fand. Der Autor übernahm für die Verfilmung dann selbst die Adaption seines Romans und meint in einem Interview, dass er ewig dieselbe halb autobiographische Geschichte erzähle. Im Film beginnt die Geschichte mit der Kindheit Eyads. Dieser Teil ist beschwingt und lebensbejahend. Dabei huscht dem Zuschauer oft ein Schmunzeln über das Gesicht. Doch mit Verstreichen der erzählten Zeit und der Filmminuten wird der Film immer mehr das erwartete Drama. Die Melancholie übernimmt die Regie, und stets ist das Politische ein Teil der Geschichte. Dabei geht es aber nicht um die Politik selbst, sondern um die Menschen, die von ihr beeinflusst werden. Die Ressentiments, der Rassismus und die vielen Vorurteile, die der Film bebildert, schockieren den Zuschauer und er ahnt, dass es kein Happy-End geben kann. Die Geschichte bleibt nah dran an der Realität und gibt einen guten Einblick in einen Konflikt, der sich bis heute nicht entspannt hat. Die Aktualität ist erdrückend, obwohl der Film in den 80er Jahren spielt. Dabei schlägt er sich auf keine Seite und verteufelt nichts und niemanden. Er zeigt harte Fakten und ruft damit zu Veränderung und mehr Akzeptanz auf. So schafft es der Film wichtige Botschaften zu vermitteln, auch wenn das Thema und der Handlungsverlauf nichts Unbekanntes sind. Handwerklich kann sich der Film ebenfalls sehen lassen. In passenden Bildern mit stimmiger Musik wurde die Geschichte eingefangen. Die Schauspieler sind sehr gut ausgewählt. Der Hauptdarsteller Tawfeek Barhom erkennt sich selbst in der Geschichte wieder und erscheint so als Idealbesetzung. Rundum ist “Mein Herz tanzt” ein gelungener Film.

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Die DVD besitzt eine gute Ton- und Bildqualität. Leider ist die Bonusausstattung etwas gering ausgefallen. Sie besteht aus sechs Trailern und einem informativen, aber nur achtminütigen Making-Of.

Fazit: Der Film “Mein Herz tanzt” kann trotz des bekannten Themas die Zuschauer fesseln und schockieren. Dabei ist er formal stimmig umgesetzt und mit sehr guten Schauspielern besetzt. Das Drama besticht mit seiner Geschichte, seiner Drastik und Aktualität. “Mein Herz tanzt” ist ein lohnenswerter und empfehlenswerter Film.

Bewertung: 7,5/10

DVD-Start: 22.10.2015

geschrieben von Doreen Matthei

Quellen: Wikipedia und Bonusmaterial auf der DVD

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