“Legend” (2015)

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 © StudioCanal

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Filmkritik: Der britische Schauspieler Tom Hardy (*1977) wurde durch den allseits beliebten Blockbuster “Inception” (2010) international bekannt. Seitdem bekam er in Filmen wie “Dame, König, As, Spion” (2011), “The Dark Knight Rises” (2012), “No Turning Back” (2013) und “Mad Max: Fury Road” (2015) die Möglichkeit, sein Schauspieltalent zur Schau zu stellen. Ihm gelingt es, die komplette Bandbreite an Emotionen glaubhaft rüberzubringen. So kann er in den Rollen als Wilder, Verzweifelter, Charmeur oder Psychopath überzeugen. Der britische Film “Legend” (OT: “Legend”, GB, 2015), in dem Tom Hardy die beiden sehr unterschiedlichen Brüder Ronnie und Reggie Kray verkörpert, scheint die logische Konsequenz aus seinem abwechslungsreichen Spiel zu sein.

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In den 50er und 60er Jahren regieren im Londoner East End die verbrecherischen Zwillinge Reggie und Ronnie Kray (Tom Hardy). Dabei behält Reggie seinen psychisch instabilen Bruder Ron stets unter Kontrolle. Die Geschäfte der beiden florieren und Reggie lernt die Liebe seines Lebens – Frances (Emily Browning) – kennen. Doch mit einer Haftstrafe Reggies scheint der Stern der beiden Brüder zu sinken. Frances zweifelt an ihrer Beziehung, Ron treibt die Geschäfte an den Rand des Abgrunds und der Detektiv Nipper Read (Christopher Eccleston) scheint endlich die Chance zu bekommen, die beiden für immer einzusperren.

Die Kray-Zwillinge

Die Kray-Zwillinge

Die Geschichte der Zwillinge Kray ist in Großbritannien eine Legende. Obwohl sie nur wenige Jahre wirklich in der verbrecherischen Elite mitspielten, ankern sie fest im kulturellen Gedächtnis. Durch ihre Nachtclubs waren sie mit vielen Prominenten wie beispielsweise Frank Sinatra befreundet und damit eine Zeitlang unantastbar. Erst als ihre Gewalteskapaden zunahmen und sie diese nicht mehr vertuschen konnten, wurden sie dingfest gemacht. Ronnie Kray starb inhaftiert in der Psychiatrie und Reginald Kray starb kurz nach seiner Entlassung im Jahr 2000.

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Im britischen Königreich gab es viele Gerüchte und Geschichten über sie. Dabei ist es schwer zu unterscheiden, was Fiktion und was Realität ist. Daher stellt der Film über die Kray-Zwillinge vermutlich nur eine Variante der Geschichte dar. Dementsprechend waren sie schon oft Thema in Serien und Filme wie “Whitechapel” (seit 2009) und “The Krays” (1990). Für die neueste Verfilmung schwebte den Produzenten eine amerikanische Variante der Geschichte vor. Dafür wurde der amerikanische Regisseur Brian Helgeland engagiert. Der hatte schon im Vorfeld über die Brüder recherchiert und größtes Interesse daran, ihre Geschichte wie eine klassische Mafia-Geschichte zu inszenieren. Grundlage für das Drehbuch war das Buch “The Profession of Violence” (1995), geschrieben von dem Journalisten John Pearson. Es ist eines der ersten Bücher, das von den Krays handelte. Dieses diente bereits als Vorlage für den Film von 1990. Deswegen musste sich das Drehbuch zu “Legend” umso mehr abheben. So stürzte sich Brian Helgeland, der an Filmen wie “Payback” (1999) und “L.A. Confidential” (1997) beteiligt war, in die Recherchen und schrieb eine eigene Variante mit Zügen von amerikanischen Gangstergeschichten. Sein Mittel- und Knackpunkt stellt die Person der Frances dar, über die er bei seinen Recherchen wenig erfahren konnte und die damit ein Mysterium in der Legende der Krays bleibt. Ihre Figur begleitet den Zuschauer mit ihrem Off-Kommentar und gibt einen Überblick über die Ereignisse. “Legend” ist wirklich ein typischer Gangsterfilm geworden. Das bedeutet, dass er auf der einen Seite alle charakteristischen Versatzstücke des Genres besitzt und stilsicher inszeniert ist. Aber er hat auf der anderen Seite auch das Problem, dass die Wendungen und die Entwicklung der Figuren viel zu bekannt zu sein scheinen. Das nimmt dem Film etwas an Schwung. Die Geschichte ist dennoch sehr unterhaltsam, da die Inszenierung gelungen ist. Das Flair und der Charme der Zeit wurden gut eingefangen. Die Musik ist passend eingesetzt und vor allem die Schauspieler können überzeugen. Emily Browning als zerbrechliche Frances und Christopher Eccleston als beharrlicher Cop tragen viel zur Wirkung des Films bei. Auch die restlichen Rollen sind gut besetzt. Doch die Hauptbesetzung mit Tom Hardy ist die Krönung des Ensembles. Hardy sollte erst nur die Rolle von Reggie spielen, bestand aber darauf, beide Rollen spielen zu dürfen. Er schafft es, das Gefühl zu vermitteln, dass es sich wirklich um zwei verschiedene Brüder handelt. Dabei kamen die Maske (Figur Ron bekam ein Polster für den Kiefer und eine Perücke) und der Kleidungsstil natürlich fördernd dazu. Doch nicht nur das Aussehen spiegelt die Persönlichkeiten wider, sondern die großartige Performance Hardys. Diese macht den Film sehenswert und verleiht der sonst typisierten Geschichte etwas Besonderes.

Fazit: Der Film “Legend” erzählt eine typische amerikanische Verbrechergeschichte, die zwar in Großbritannien spielt, aber trotzdem alles bietet, was die Fans dieses Genres erwarten. Dabei liegt die größte Stärke des Films in der Doppelbesetzung mit Tom Hardy, der den beiden unterschiedlichen Brüdern so viel Leben einhaucht, dass man viel Spaß hat, dabei zuzusehen. Rundum ist “Legend” ein solider Film mit einem großartigen Schauspieler in den Hauptrollen geworden.

Bewertung: 7/10

Kinostart: 07.01.2016

geschrieben von Doreen Matthei

Quellen: Presseheft von Studiocanal & Wikipedia

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