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@Naturkind, Loewe Verlag
Buchkritik: Wer bei einem reich illustrierten Buch für Kinder ab zwei Jahren an großflächige, quietschbunte Bilder mit wenig Geschichte dahinter denkt, liegt bei diesem Buch falsch. Es unterhält auch Erwachsene – und fordert sie.
Auf 28 stabilen Pappseiten erlebt der Leser ein Jahr aus Ameisensicht. Einerseits orientiert sich das Buch an der Natur, indem es zum Beispiel darstellt, wie Raupen sich verpuppen oder Ameisen die Blattläuse melken. Andererseits treten die Tierchen wie Menschen auf. Zum Blattlaus-Melken benutzen die Ameisen also Eimer, und immer wieder sieht man mal eine Ameise bei der Klopause. Dadurch gibt es unheimlich viel zu entdecken. Dass es eher gedeckte Farben sind, die da zum Einsatz kommen, erfreut die Eltern und trübt den Lesespaß der Kinder nicht ein.
Fast immer ergibt eine Doppelseite ein Bild, und auf jeder Seite befindet sich nur ein kleines Kästchen mit Text. Spannend ist es trotzdem. Was an Geschichten nur grob angerissen wird, muss der kleine Leser aufmerksam aus den Bildern herausfinden. So kann bei jedem Mal Vorlesen eine andere Figur im Mittelpunkt stehen, eine andere Geschichte erzählt werden. Die kleinen Texte selbst laden zum Mitmachen ein. Mal muss eine Figur gesucht, mal etwas gezählt werden. Neben Ameisen bevölkern Käfer, Spinnen, ein Maulwurf, eine Grille, eine Motte, Glühwürmchen und Regenwürmer die Szenerie.
Für Zweijährige mag dieses Buch doch noch etwas zu anspruchsvoll sein. Auf der Internetseite des Loewe-Verlages liegt die Altersempfehlung für dieses Buch bei drei Jahren. Das ist realistischer. Doch nicht nur dem jungen Publikum traut das Buch viel zu. Eine Mitmach-Aktion besteht unter anderem darin, die Tiere zu benennen, welche die Ameisen auf ihrem Weg treffen. Und da wird es knifflig. Mit einem guten alten Naturführer oder Google kann man den meisten Krabbeltierchen zwar einen Namen geben. Bei einem aber ist zumindest die Rezensentin gnadenlos gescheitert. Eine Auflösung findet sich leider nicht.
Was neben den humorvollen Bildern von Katarzyna Bajerowicz noch begeistert, ist das Buch an sich. Seit 1863 behauptet sich der Loewe-Verlag vor allem mit Kinderbüchern. Neu ist seine Reihe Naturkind. Diese Sparte soll Themen wie Natur, Nachhaltigkeit und klassische Werte wie Freundschaft vermitteln. Dafür setzt sie auf einerseits auf Geschichten vom Land und aus dem Wald. Andererseits unterliegt die Herstellung besonderen Ansprüchen. Die Bücher werden ausschließlich in Deutschland gedruckt. Das ist nicht selbstverständlich. Vor allem kleinere deutsche Verlage drucken, wenn überhaupt noch in Europa, im billigeren Polen oder anderen Ländern. Schaut einfach mal bei den Buchdaten (meist auf der Rückseite des Deckblattes) nach, wo euer Buch herkommt, das ihr gerade lest. Dazu besteht das Papier von Naturkind-Produkten zu mindestens 90 Prozent aus Recyclingmaterial. Und die verwendeten Druckfarben bestehen aus Pflanzenöl.
Fazit: Der Naturkind-Verlag setzt mit „Schau, was krabbelt im Wald?“ auf die richtige Portion aus Naturdarstellung und Vermenschlichung. Der Text animiert die kleinen Leser zum Mitmachen und bringt ihnen spielerisch die Jahreszeiten und erste Zahlen näher. Die wunderbaren Bilder von Katarzyna Bajerowicz laden zum Entdecken und Fabulieren ein. So hat die ganze Familie Spaß daran.
Bewertung: 4,5/5
Geschrieben von Katrin Mai
Ein Gedanke zu “„Schau, was krabbelt im Wald?“ von Katarzyna Bajerowicz”