Jetzt ins Theater!

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Ihr könnt der alte Mann sein! Quasi. Foto von Martin Prinoth, Thalia Theater

Ja, jetzt, und natürlich ohne die Wohnung zu verlassen. Denn immer mehr deutsche, österreichische und Schweizer Theater lindern die Coronanot, indem sie ihre Archive öffnen. Hier eine – sicherlich nicht vollständige – Liste mit Links und natürlich Empfehlungen. Berücksichtigt habe ich nur komplette Bühnenstücke, keine Ausschnitte und keine sonstigen Belustigungen. Schaut einfach mal beim Theater eures Herzens vorbei, es kann gut sein, dass etwa die Schauspieler aus ihren Lieblingsbüchern lesen oder andere Arten der Unterhaltung für euch bereithalten.

Die Schaubühne Berlin hat bisher den höchsten Output. Jeden Tag 18:30 Uhr gibt es ein neues Stück aus den Jahren 1970 bis heute. Die Filmqualität der älteren Stücke ist natürlich nicht optimal, aber zum Beispiel bei Otto Sander zählt sowieso die Stimme. Und mal ehrlich: Bei den Monumentalaufführungen der Schaubühne von nicht selten drei Stunden Länge ist es ziemlich praktisch, bei Bedarf auf Pause klicken zu können!

Merlin oder Das wŸste Land

Merlin oder das wüste Land am Thalia Theater, zu sehen am 09.04.

Einen nicht ganz so straffen Plan bietet das Thalia Theater Hamburg. Hier gibt es ab 19:00 Uhr jeden Tag etwas Neues, manchmal zum Glück Wiederholungen. Mit einer Dauer von zum Teil nur einer halben Stunde („Hyperion“) kann man einiges schaffen. Besonders interessant klingen am 07.04. „Merlin oder Das wüste Land“ von Tankred Dorst und am 09.04. das ziemlich frische „Hereroland“, eine deutsch-namibische Geschichte. Schon von 1990 ist der Kracher „The Black Rider“ am 06.04.: In dieser Adaption des „Freischütz“ von William S. Burroughs und mit Musik von Tom Waits spielt unter anderem Dominique Horwitz.

Noch mehr Auswahl bietet nachtkritik.de, die einen praktischen wie umfangreichen Streamkalender zusammengestellt haben.

Pro Woche eine Inszenierung, das ist der entspannte Plan des Berliner Ensembles. Etwas Neues gibt es ab Freitag, 18:00 Uhr. Vom 03. bis 09. April läuft das experimentelle Stück „Parallelwelt“. Die Woche darauf kommt „Die Blechtrommel“, das vom New York Times-Feuilleton zu einem Theaterhighlight 2019 gekürt wurde.

Immer mittwochs um 18:00 Uhr für einen Tag gibt es eine Aufführung des Maxim Gorki Theaters Berlin. Am 08.04. beginnt die Aktion mit „Roma Armee“. Die Woche darauf, am 15.04., läuft die Aufzeichnung von „Grundgesetz“. Wer Chöre mag, für den ist die Inszenierung des Gesetzestextes durch Regisseurin Marta Górnicka eine klare Empfehlung.

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Geladene Stimmung, geniales Bühnenbild (von Karoly Risz, wie so oft bei Köhler-Inszenierungen). D’haus, Foto von Sandra Then

Das Düsseldorfer Schauspielhaus D’haus zeigt ab 09.04., 18:00 Uhr William Shakespeares „Coriolan“. Es bleibt für drei Tage abrufbar. Regie führt Tilmann Köhler, der lange Zeit am Staatsschauspiel Dresden wirkte und ein Garant für gute Inszenierungen ist (mit wenigen Ausnahmen). Bei „Coriolan“ treffen die Dresdner Theatergänger außerdem die abgewanderten Schauspieler André Kaczmarczyk und Jonas Friedrich Leonhardi wieder.

Das Staatsschauspiel Dresden hat seine beiden Streamingangebote etwas versteckt, aber ich habe sie für euch gefunden. Am 11.04. geht 18:00 Uhr „Erniedrigte und Beleidigte“ mit einem Tag Verfügbarkeit auf Sendung, am 18.04. ebenso „Das große Heft“. Meine klare Empfehlung: „Das große Heft“ lohnt sich.

Jederzeit abrufbar ist das Theaterstück „Junge Hunde“ vom Theater Konstanz. Ebenso wird dort die Kammeroper „Mord auf dem Säntis“ präsentiert – ein nigelnagelneues Auftragswerk des Theaters Konstanz. Die „Jungen Hunde“ finden sich auch im SWR2-Quarantäne-Paket. Dort stehen sie zusammen mit „Viel Lärm um Nichts“ aus dem Burgtheater Wien und Tschechows „Drei Schwestern“ in einer Inszenierung des Theaters Basel.

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LJOD – Das Eis am Staatstheater Mainz

Das Staatstheater Mainz zeigt die Trilogie „LJOD – DAS EIS“ des russischen Schriftstellers Vladimir Sorokin in der Regie des Jan-Christoph Gockel („Parole Kästner“).

Mehr Musik? Die Staatstheater Stuttgart stellen Ballett und Oper online – den Ballettabend Creations I-III nur noch bis zum 07.04., die Oper „Nixon in China“ noch bis zum 10.04.

Auf der Seite des Dresdner Festspielhauses Hellerau kann man ausgiebig herumstöbern und diverse Tanzperformances entdecken. Eine zeitliche Begrenzung scheint es nicht zu geben – entspannt!

Na also: Wenn wir schon nicht aus dem Haus kommen, können wir uns immerhin Theater anschauen – und zwar sogar von Bühnen, zu denen wir sonst kaum einmal gekommen wären. Pro-Tipp: Zieht euch was Schönes an und trinkt ein Glas Wein zum Stream, oder lümmelt euch in der Jogginghose vor den PC und esst Chips dabei. Jetzt geht alles! Und wenn möglich, spendet den Theatern hinterher eine Kleinigkeit.

Gebt bitte Bescheid, falls mir ein wichtiges Theater entgangen ist.

Geschrieben von Katrin Mai

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