“Fikkefuchs” (2017)

Doreen Kaltenecker
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Filmkritik: Eine noble Idee steht hinter dem Filmprojekt “Fikkefuchs” (Deutschland, 2017). Nachdem der Drehbuchautor und Produzent Wolfram Fleischhauer das Theaterstück “Die Vagina Monologe” von Eve Ensler (Trailer gibt es hier) gesehen hatte, wollte er auch so ein befreiendes Stück für die Männlichkeit machen, natürlich mit vielen Übertreibungen. Doch herausgekommen ist leider etwas anders.

Der früher sehr erfolgreiche Playboy Rocky (Jan Henrik Stahlberg) ist ins Alter gekommen, kann aber die Jagd auf junge und für ihn mittlerweile unerreichbaren Frauen nicht lassen. Als eines Tages sein Sohn Thorben (Franz Rogowski) vor der Tür steht, ist das die Gelegenheit für Rocky als Verführungs-Großmeister sein Wissen an seinen Sohn weiterzugeben, der bisher die plumpere Art der Anmache wählte. Zusammen gehen sie nun auf Streifzüge durch Berlin.

Eine Aufführung der “Vagina-Monologe” in Paris weckte in Fleischhauer das Bedürfnis die ‘Penis-Monologe’ zu schreiben, da in den letzten 30 Jahren vor allem über die Weiblichkeit und Feminismus geredet wurde. Er schuf ein Buch für ein Theaterstück, das über Männlichkeit und männliche Sexualität referenziert. Damit ging er auf den Regisseur und Schauspieler Jan Henrik Stahlberg zu, dieser sah sofort das Potenzial für einen Film. Mit Hilfe einer Crowdfunding-Kampagne, die ihnen mehr Freiheiten in der Gestaltung des Films gab, wurde das Geld zusammengetragen und so entstand nach achtjähriger Pause der neue Film von Stahlberg, den man vor allem als provokanten Regisseur von “Muxmäuschenstill” (2004) kennt. Fleischhauer und Stahlberg schufen zusammen ein Drehbuch, das sich ihrer Ansicht nach mit viel Humor und Übertreibung mit dem Männlichkeitsbild beschäftigt. Dabei nahmen sie viele Elemente, die sie von sich selbst oder von anderen Männern kannten und überspitzten sie in den beiden Hauptfiguren zusammen. Die Idee dahinter ist gut, aber der Film ist nicht witzig, sondern vor allem anstrengend und geschmacklos. Auch für Menschen, die mit Kotzbildern gut klar kämen, wäre der Humor zu flach und der Fremdschämfaktor immer einfach zu groß. Das Bild was sie abliefern von den heutigen Männern ist traurig und nicht differenziert. Sie wollten ordentlich inkorrekt sein und das ist ihnen gelungen. Freude bringt es aber nicht. Handwerklich ist der Film solide inszeniert. Dabei wurde viel mit Handkamera und ungeschönten Bildern gearbeitet. Doch die Geschichte selbst, unabhängig von ihrem derben Humor, kann nicht überzeugen, bedient sie doch einfach zu unironisch Klischees und Stereotypen. Die Absicht, das deutsche Kino durchzuschütteln, wird ihnen vermutlich nicht gelingen, da sich nur ein wirklich kleines Publikum für diesen Film begeistern wird.

Fazit: Der neueste Film – “Fikkefuchs” – von Jan Henrik Stahlberg sollte eine witzige, überspitzte Geschichte über Männlichkeit werden, ist aber die meiste Zeit nicht ironisch genug distanziert, dadurch unangenehm und abstoßend. Der traurige Proletencharme der beiden Hauptprotagonisten kann bestimmt einige Freunde des derben Humors zum Lachen bringen, aber der Film schafft es nicht ein differenziertes Bild über Männlichkeit zu liefern, sondern verläuft sich in traurigen und zum Fremdschämen führenden Szenen. So ist man dankbar, wenn der Film vorbei ist.

Bewertung: 3/10

Kinostart: 16. November 2017, DVD-Start: unbekannt

Der Trailer:

geschrieben von Doreen Matthei

Quelle: Pressematerial von Alamonde Films

4 Gedanken zu ““Fikkefuchs” (2017)

  1. Christopher schreibt:

    Ich verstehen diese Kritik nicht. Dieser Film soll ja nicht die Männlichkeit in unserer Gesellschaft an sich sezieren, sondern die PATHOLOGISCHE Männlichkeit, wie sie unter „Pickups-Artists“ und anderen Sexisten verbreitet ist.
    Männer, die emotional nicht gestört und beziehungsfähig sind, spielen in diesem Film keine Rolle. Der Film behauptet aber nicht, daß es diese nicht gäbe! Hauptdarsteller sind offensichtlich zwei Männer, die eben NICHT erfolgreich bei Frauen sind, weil sie solche großen egoistischen Arschlöcher sind.

    Außerdem stellt dieser Film Frauen viel positiver dar. Z.B. die Exfreundin des Hauptdarstellers, bzw. die Mutter des gestörten Sohnes. Sie scheint die normalste Person im Film zu sein. Oder die selbstbewußte Kneipen-Chefin. Auch an ihr hat der Film nichts auszusetzen.

    Der Film greift die sexistische Ideologie EINIGER Männer frontal an. Damit ist er aus meiner Sicht durchaus Progressiv und ich finde, diese Kritik wird dem Film in diesem Sinne nicht gerecht.

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