„90 Grad Nord“ (2015)

Doreen Kaltenecker
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Kurzfilm / Deutschland / Fiktion / 2015

Filmkritik: Schon 2016 gehörte der deutsche Kurzfilm „90 Grad Nord“ zu den Lieblingen auf dem 28. Filmfest Dresden. Ein Jahr später war der Film bereits Gast auf vielen Festivals und gewann in Bamberg sogar den schokoladigen Bamberger Reiter für den besten Spielfilm.

Karl (Carsten Clemens) steht wie immer unter Strom. Der gestresste Geschäftsmann eilt mit der Geburtstagstorte seines Kindes und einem leeren Benzinkanister durch den Wald. Auf einer Verkehrsinsel zwischen zwei roten Ampeln kommt er unverhofft zum Stehen, da diese einfach nicht grün werden will und der Versuch bei rot zu gehen, offenbar immer tödlich endet. Zusammen mit dem pedantischen Herr Harms (Stefan Dietrich) steckt er hier fest.

Der Regisseur und Drehbuchautor Detsky Graffam (*1973) schuf mit „90 Grad Nord“ einen schwarzhumorigen Film, der die Ordnungsliebe der Deutschen aufs Korn nimmt. Jeder der schon einmal beispielsweise im Süden Europas unterwegs war, weiß, dass bei den meisten Menschen die rote Ampel eher eine Richtlinie ist. Doch der Regeln befolgende Deutsche, so wie er vor allem von Außenstehenden wahrgenommen wird, steht hier im Zentrum des Films. Sein moralischer Konflikt wird hier mit einem fantastischen Genre-Element kombiniert. Eine hungrige Verkehrsinsel, die sich mit Brutalität und Tricks ihre Opfer sucht, hat man so auch noch nie gesehen. Diese Mischung ist mit viel schwarzem Humor gewürzt und macht den Reiz des Filmes aus. Dabei besticht die dritte Regiearbeit des Regisseurs Graffam nicht unbedingt mit Effekten, sondern vor allem mit bissigen Ideen und einer engagierten Umsetzung. Im Gesamten ist ein 20-minütiger, sehr unterhaltsamer Film entstanden, der neugierig darauf macht, welche besondere Geschichte der Langfilm von Graffam, welchen er zur Zeit realisiert, erzählt.

Bewertung: 7,5/10

Den Kurzfilm „90 Grad Nord“ gibt es hier:

geschrieben von Doreen Matthei

Quellen:

3 Gedanken zu “„90 Grad Nord“ (2015)

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