„Naturmystik in der Kunst der Spätrenaissance“

kmmai

Partnerausstellung zu „Alles in Allem“ der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden

Ausstellungsbericht: Nach der fulminanten Ausstellung „Alles in Allem“ wuchs die Neugier auf die dazugehörige Bilderschau, die noch bis 04.12. läuft. Können Bilder gegen ein geniales Konzept und eine tolle Ortswahl anstinken? Vermutlich. Aber leider versucht es diese Bilderschau gar nicht erst.

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Roelant Savery: Paradieslandschaft. Das ist so ziemlich der ästhetische Höhepunkt dieser Ausstellung der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden

Die Erwartungen sind denkbar groß. Die Räumlichkeiten unvorhersehbar klein. Ein einziger Raum, und von dem nur drei Wände, stehen den Bildern zur Verfügung. Da kann sich keine Pracht entfalten. Der Besucher – sucht erst einmal. Das kennt er schon von der Jagd nach dem Zugang zur Schlosskapelle. Doch hier gibt es lange Gesichter.

Zuerst aber trabt man fast die ganze erste Etage des Dresdner Schlosses ab. Nachdem man zügig durch die Räume der Dauerausstellung „Auf dem Weg zur Kurfürstenmacht“ durchquert hat, geht es weiter durch „Weltsicht und Wissen um 1600“. Wer will, kann zuvor noch einen kurzen Bogen durch „Macht und Mode“ wagen, dann lohnen sich wenigstens die 12 Euro Eintritt. Außerdem kann der Besucher von dort aus einen Blick in die Schlosskapelle und die Ausstellung „Alles in Allem“ werfen.

Am Ende von „Weltsicht und Wissen“ (verwirrt? ganz recht so!) kommt ein Raum, nicht sonderlich groß. An drei Wänden reihen sich Druckgrafiken, zwei Ölgemälde, zwei Bücher in einer Vitrine. Beschriftet sind sie nicht. Für die gesamte Sonderausstellung, denn mehr wird es nicht, gibt es ein Exemplar von laminierten Erklärseiten. Gut, in diese Ausstellung verirrt sich kaum jemand. Wenn aber doch, steht der nachkommende Besucher dumm da. Denn ohne jede Erklärung sind die Bilder zwar ganz hübsch, lassen einen aber doch ratlos zurück.

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Robert Fludd: Philosophia moysaica © SLUB – War das drin in der Ausstellung oder nicht? Schon wieder vergessen.

Dass sich kaum einer der Besucher der Dauerausstellungen für den Raum interessiert, wundert nicht. Er ist reizlos gestaltet und völlig aus dem Zusammenhang gerissen. Die große Frage lautet: Warum brachte man diese eigentlich feine Bilderausstellung nicht einfach in der Schlosskapelle unter? Im Keller wäre genügend Platz gewesen, und im Kontext wären die Bilder eine erhellende und vor allem sinnvolle Ergänzung gewesen.

Übrigens: Wer öfter die Gemäldeausstellungen der Staatlichen Kunstsammlungen besucht, wird viele Ausstellungsstücke wiedererkennen. Denn die wunderbare Ausstellung zu Landschaftsmalerei, die es vor wenigen Jahren im Lipsiusbau gab, diente anscheinend als Fundus für diese Ausstellung.

Fazit: Enttäuschung, obwohl man sich vorher informiert hat. Nichts im Text auf der Internetseite der Staatlichen Kunstsammlungen weist darauf hin, dass es sich bei der Sonderausstellung um einen einzigen Raum handelt. Oder steckte im Wort „Kabinettausstellung“ der Hinweis darauf? Auch die Fotos geben einen falschen Eindruck und zeigen auch Bilder, die gar nicht ausgestellt sind. Natürlich sind die Möglichkeiten zur Gestaltung bei einem kleinen Räumchen arg begrenzt. Ob sie ganz ausgeschöpft wurden, die Frage darf ruhig offen bleiben.

Extra hingehen braucht in diese Ausstellung: niemand. Ich möchte es noch nicht einmal jenen empfehlen, die frisch aus der „Alles in Allem“-Ausstellung kommen. Denn das Durchwandern der verschachtelten Säle, das Suchen nach diesem einen reizlosen Raum, das lohnt sich beim besten Willen nicht. Wer sowieso die Dauerausstellungen anschaut, kann gern einen Blick auf die Bilder werfen. Viel sagen wird’s ihm aber kaum.

Geschrieben von Katrin Mai

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