Studium der Kunstgeschichte - Schwerpunkt: Filmgeschichte (Abschluss 2010 mit der Arbeit "Rembrandt im Spielfilm") Nebenfächer: Philosophie und Alte Geschichte
- seit 2012: Filmkritikerin bei movieworlds (Kino, DVD, BD, Festivalberichte)
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Interview: Mit dem Kurzfilm “Die besonderen Fähigkeiten des Herrn Mahler” schuf der deutsche Filmemacher Paul Philipp ein beeindruckendes Debüt, was überzeugend gestaltet und gespielt ist und gleichzeitig Drama und Genrefilm ist. Im Interview erzählt er uns mehr zur Entstehung, die Rekonstruktion der DDR und wie er den deutschen Genrefilm sieht.
Wie hast Du die Idee zu deinem Kurzfilm “Die besonderen Fähigkeiten des Herrn Mahler” entwickelt?
Bei der Entstehung des Films kamen im Laufe der Entwicklungsphase von ca. zwei Jahren, verschiedene Dinge zusammen. Als ich Vater wurde, bekam die Angst, jemanden zu verlieren, eine neue Dimension. Sein eigenes Kind zu verlieren war plötzlich eine “neue” Emotion, die alles andere in den Schatten stellte. Über diese Angst, sein Kind zu verlieren, wollte ich einen Film machen. Bei den Recherchen zu vermissten Kindern, stieß ich auf einige Fälle, die sich in den 70er und 80er Jahren in der DDR ereignet hatten. Die Basis dieser Fälle war so unglaublich, dass sie meiner Ansicht nach unbedingt erzählt werden mussten. So verknüpfte ich mein eigenes Thema mit dem Thema der gefundenen Geschichten.
Die Rekonstruktion der damaligen Zeit ist Dir sehr gut gelungen. Wie bist Du das angegangen und wie lange haben die Recherchen gedauert?
Die Recherchen zu der damaligen Zeit beschränkten sich auf markante Details zur Ausstattung oder Redewendungen. Ansonsten stand bei unserer Herangehensweise der 100-prozentige Realismus der Zeit nicht im Vordergrund, sondern eher das Gefühl, das wir heute haben, wenn wir an diese Zeit denken. Der Großteil der Ausstattung ist beispielsweise nicht aus DDR Zeiten aber wir haben alles verwendet, was sich unserer Meinung nach nach der düsteren DDR anfühlt, so wie wir sie erzählen wollten. Besonders markante Dinge, wie Autos und Telefone, mussten natürlich Originale sein damit die Zuschauer nicht irritiert werden.
Dein Hauptdarsteller André M. Hennicke ist der perfekte Herr Mahler. Wie hast Du ihn gefunden?
André Hennicke war schon während der Drehbuchphase auf unserer Wunschliste der Hauptdarsteller mit dabei. Wir mussten etwas hartnäckig sein mit unseren Anfragen, bis wir ihn dazu überreden konnten, das Drehbuch zu lesen, denn zu dieser Zeit hatte er gerade sehr viel zu tun. Als er dann aber das Drehbuch gelesen hatte, war er sofort mit voller Energie bei dem Projekt dabei.
Auf der Genrenale 2017 wurde Dein Film mehrfach ausgezeichnet. Siehst Du Deinen Film selbst als einen Beitrag zum deutschen Genrefilm? Und wenn ja, wie ist Deine Sicht auf die Beziehung Deutschland und Genrefilm?
Ob mein Film ein Beitrag zum deutschen Genrefilm ist, kann ich nicht beurteilen. Ich selbst bin mit Genrefilmen aufgewachsen und alle meine Lieblingsfilme zählen zu sogenannten ‘Genrefilmen’. Was ich an dieser Art Film mag ist, dass sie nicht Ihr Thema und das, was sie sagen wollen, in den Vordergrund stellen, sondern als erstes versuchen den Zuschauer in ihren Bann zu ziehen. Wenn sie es schaffen den Zuschauer einzufangen und emotional zu fesseln, dann bekommen das Thema und das, was der Film sagen will, ganz nebenbei eine echte Relevanz für den Zuschauer. Wir haben versucht auch bei unserem Film die Prioritäten so zu setzen.
Welche Projekte folgen als nächstes? Kannst Du uns von Deinen Plänen erzählen?
Derzeit arbeite ich mit meinem Autor [Anm. d. Red.: Belo Schwarz] mit dem ich auch das “Mahler”-Projekt entwickelt habe, an einem Langfilmstoff. Inhaltlich ist es aber noch zu früh, um schon etwas zu sagen. Zumal das Mahler-Projekt von der Idee bis zur Fertigstellung etwa fünf Jahre dauerte, sodass wir sehr gespannt sind, wie viel Zeit unser Langfilmprojekt brauchen wird.
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