Genrenale5 – Genre made in Germany

Doreen Kaltenecker
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13.-16.2.2017, Kino Babylon, Berlin

© Genrenale

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Festivalbericht: In diesem Frühjahr fand wieder parallel zur Berlinale in Deutschlands Hauptstadt Berlin die Genrenale statt. In diesem Jahr feierte das Festival sein fünftes Jubiläum und zeigte dem zu Ehren nicht nur zwei sondern vier Tage lang kurze und lange Genrefilme aus Deutschland. Da der Genrefilm ein große Spanne von Filmen umfasst, wie Horrorfilme, Science-Fiction-Filme, (Mystery-)Thriller, Actionfilme und Schwarze Komödien, bekam der Besucher ein sehr abwechslungsreiches Programm serviert. Festivalort war das Babylon-Kino in Berlin-Mitte, wo man von früh an bis spät in die Nacht fast ununterbrochen Filme sehen konnte.

Paul Andexel und die Moderatorin Anne Chlosta begrüßen die Gäste © Michael Kaltenecker

Paul Andexel und die Moderatorin Anne Chlosta begrüßen die Gäste
© Michael Kaltenecker

Über die vier Tage hinweg konnten sich die Besucher um die 50 Kurzfilme (wobei manche davon die übliche Länge überstiegen und andere nur reine Trailer waren), fünf deutsche Genre-Langfilme und in der Retrospektive einen Film der Produktionsfirma Plan B anschauen. Die Retrospektive bildete den Abschluss der Genrenale und dafür wählte das Publikum vor Ort einen der Filme des Produzenten Tom Zicklers aus (Es lief “Detective Lovelorn und die Rache des Pharao”). Zickler war während des ganzen Festivals anwesend, führte ein Werkstattgespräch über den deutschen Genrefilm und war ebenso wie drei weitere Produzenten (Peter Rommel, Oliver Zeller und Moritz Hemminger) beim Arri Pitch beteiligt. In diesem Pitch durften acht Filmemacher (ausgewählt aus über 100 Einreichungen) ihre Projektidee vorstellen und bekamen von der Branchen-Jury Kritik und Komplimente. Dieser Pitch, zu dem der Eintritt auch frei war und der viele Besucher anlockte, zeigte gut, welches Potential im deutschen Genrefilm steckt und dass man gespannt sein darf, welche von diesen Stoffen wirklich umgesetzt werden.

.. solange bis die Saaltür geöffnet wurden © Michael Kaltenecker

.. solange bis die Saaltür geöffnet wurden
© Michael Kaltenecker

Am Ende der Genrenale wurden fünf Trophäen an Kurzfilme vergeben. Die hübschen Bärenkopf-Statuen, die bisher noch keinen eigenen Namen haben*, fanden ihre neuen Besitzer durch eine Jury, die mit Cineasten besetzt wurde, welche alle die Liebe zum Film teilten, aber selbst keine Brancheninternen waren. Sie wählten in der “WTF”-Kategorie (“What the Fuck?”) die Horror-Komödie “Ghostbleeder” (2016, Regie: Niklas Coscan) zum besten Kurzfilm. Der Preis für die beste Darstellerin ging gleich an zwei Schauspielerinnen – Linda Blümchen und Carola Marschauser aus dem Kurzfilm “Nona” (2016, Regie: Steffen Hildebrandt). Gleich zwei Preise gingen an den Film “Die besonderen Fähigkeiten des Herrn Mahler” (2016, Regie: Paul Philipp). Hier wurde der Mystery-Thriller nicht nur als bester Kurzfilm prämiert, sondern auch der Hauptdarsteller André M. Hennicke. Die fünfte Trophäe ging an den als besten prämierten Pitch “Der Untergang des Abendlandes” der Filmemacherin Tanja Bubbel.

Die Preisverleihung kann beginnen... © Michael Kaltenecker

Die Preisverleihung kann beginnen…
© Michael Kaltenecker

Neben den Gewinnern gab es viele Filme, welche das Publikum entzücken konnten und die vermutlich lange im Gedächtnis bleiben. Beispielsweise konnten die liebevolle Hommage an den früheren, russischen Science-Fiction-Film – “Veterok” (2016, Regie: Florian Rau, Andreas Kersten, Gunnar Grah) – und der Animationsfilm “Eine Villa mit Pinien” (2016, Regie: Jan Koester) auf besondere Art begeistern. Das große handwerkliche Geschick deutscher Genrefilmemacher, welches oft in der öffentlichen Wahrnehmung unterschätzt wird, konnte man in Filmen wie “When Demons Die” (2016, Regie: Daniel Rübesam) und dem Langfilm “Das letzte Abteil” (2016, Regie: Andreas Schaap) sehr gut sehen. Die richtige Mischung in allen Blöcken machte den Charme der Genrenale aus. Auf der einen Seite bekam der Zuschauer gruselige Stoffe wie den Kurzfilm “Am Berg” (2015, Regie: Nicole Scherer) präsentiert und andererseits durfte er mit der 7-teiligen Webserie “Discocalypse” (2016, Regie: Dirk Rosenlöcher) viel Spaß haben. Alle Filmblöcke wurden übrigens durch die Anwesenheit der meisten Filmemacher bereichert, so dass der Zuschauer oft einen Blick hinter die Kulissen werfen konnte. Das Festival traf einen breiten Geschmack und konnte viele Zuschauer glücklich machen. Der deutsche Genrefilm besitzt sehr viel Potenzial. Es bleibt zu hoffen, dass dieser in Zukunft bessere Chancen bekommt und den Sprung auf die Kinoleinwände immer öfter schaffen wird.

Festivalveranstalter Paul Andexel und die Moderatorin Anne Chlosta sagen Danke für das tolle Festival © Michael Kaltenecker

Festivalveranstalter Paul Andexel und die Moderatorin Anne Chlosta sagen Danke für das tolle Festival
© Michael Kaltenecker

Fazit: Die fünfte Ausgabe der Genrenale – das erste gefeierte Jubiläum konnte an vier Tagen mit mehr als 20 Stunden Programm begeistern. In den acht Kurzfilmblöcken wurden die Bandbreite und die Vielfalt der deutschen Genrebeiträge deutlich und diese konnten viel Abwechslung und Unterhaltung bieten. Abgerundet wurde das Festival mit Langfilmen und Diskussionsbeiträgen. So ist die Genrenale5 eine runde Sache, die im Gegensatz zu ihrer großen Schwester – der Berlinale, so viel mehr Leidenschaft und Mut ausstrahlt.


*Mein Vorschlag wäre “Bruno”. Es ist ein Bär, dessen Name selbst auch Bär bedeutet. Er galt als Problembär und Sorgenkind und wurde schlussendlich getötet. Der Trophäen-Bär ist auch tot und ist der Preis für den deutschen Genrefilm – das ungeliebte Kind des deutschen Films.


geschrieben von Doreen Matthei

Quelle:

  • Genrenale5 – Programmheft

siehe auch:


Auf dem Festival gesehen:

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