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13.-16.2.2017, Kino Babylon, Berlin
Festivalbericht: In diesem Frühjahr fand wieder parallel zur Berlinale in Deutschlands Hauptstadt Berlin die Genrenale statt. In diesem Jahr feierte das Festival sein fünftes Jubiläum und zeigte dem zu Ehren nicht nur zwei sondern vier Tage lang kurze und lange Genrefilme aus Deutschland. Da der Genrefilm ein große Spanne von Filmen umfasst, wie Horrorfilme, Science-Fiction-Filme, (Mystery-)Thriller, Actionfilme und Schwarze Komödien, bekam der Besucher ein sehr abwechslungsreiches Programm serviert. Festivalort war das Babylon-Kino in Berlin-Mitte, wo man von früh an bis spät in die Nacht fast ununterbrochen Filme sehen konnte.
Über die vier Tage hinweg konnten sich die Besucher um die 50 Kurzfilme (wobei manche davon die übliche Länge überstiegen und andere nur reine Trailer waren), fünf deutsche Genre-Langfilme und in der Retrospektive einen Film der Produktionsfirma Plan B anschauen. Die Retrospektive bildete den Abschluss der Genrenale und dafür wählte das Publikum vor Ort einen der Filme des Produzenten Tom Zicklers aus (Es lief “Detective Lovelorn und die Rache des Pharao”). Zickler war während des ganzen Festivals anwesend, führte ein Werkstattgespräch über den deutschen Genrefilm und war ebenso wie drei weitere Produzenten (Peter Rommel, Oliver Zeller und Moritz Hemminger) beim Arri Pitch beteiligt. In diesem Pitch durften acht Filmemacher (ausgewählt aus über 100 Einreichungen) ihre Projektidee vorstellen und bekamen von der Branchen-Jury Kritik und Komplimente. Dieser Pitch, zu dem der Eintritt auch frei war und der viele Besucher anlockte, zeigte gut, welches Potential im deutschen Genrefilm steckt und dass man gespannt sein darf, welche von diesen Stoffen wirklich umgesetzt werden.
Am Ende der Genrenale wurden fünf Trophäen an Kurzfilme vergeben. Die hübschen Bärenkopf-Statuen, die bisher noch keinen eigenen Namen haben*, fanden ihre neuen Besitzer durch eine Jury, die mit Cineasten besetzt wurde, welche alle die Liebe zum Film teilten, aber selbst keine Brancheninternen waren. Sie wählten in der “WTF”-Kategorie (“What the Fuck?”) die Horror-Komödie “Ghostbleeder” (2016, Regie: Niklas Coscan) zum besten Kurzfilm. Der Preis für die beste Darstellerin ging gleich an zwei Schauspielerinnen – Linda Blümchen und Carola Marschauser aus dem Kurzfilm “Nona” (2016, Regie: Steffen Hildebrandt). Gleich zwei Preise gingen an den Film “Die besonderen Fähigkeiten des Herrn Mahler” (2016, Regie: Paul Philipp). Hier wurde der Mystery-Thriller nicht nur als bester Kurzfilm prämiert, sondern auch der Hauptdarsteller André M. Hennicke. Die fünfte Trophäe ging an den als besten prämierten Pitch “Der Untergang des Abendlandes” der Filmemacherin Tanja Bubbel.
Neben den Gewinnern gab es viele Filme, welche das Publikum entzücken konnten und die vermutlich lange im Gedächtnis bleiben. Beispielsweise konnten die liebevolle Hommage an den früheren, russischen Science-Fiction-Film – “Veterok” (2016, Regie: Florian Rau, Andreas Kersten, Gunnar Grah) – und der Animationsfilm “Eine Villa mit Pinien” (2016, Regie: Jan Koester) auf besondere Art begeistern. Das große handwerkliche Geschick deutscher Genrefilmemacher, welches oft in der öffentlichen Wahrnehmung unterschätzt wird, konnte man in Filmen wie “When Demons Die” (2016, Regie: Daniel Rübesam) und dem Langfilm “Das letzte Abteil” (2016, Regie: Andreas Schaap) sehr gut sehen. Die richtige Mischung in allen Blöcken machte den Charme der Genrenale aus. Auf der einen Seite bekam der Zuschauer gruselige Stoffe wie den Kurzfilm “Am Berg” (2015, Regie: Nicole Scherer) präsentiert und andererseits durfte er mit der 7-teiligen Webserie “Discocalypse” (2016, Regie: Dirk Rosenlöcher) viel Spaß haben. Alle Filmblöcke wurden übrigens durch die Anwesenheit der meisten Filmemacher bereichert, so dass der Zuschauer oft einen Blick hinter die Kulissen werfen konnte. Das Festival traf einen breiten Geschmack und konnte viele Zuschauer glücklich machen. Der deutsche Genrefilm besitzt sehr viel Potenzial. Es bleibt zu hoffen, dass dieser in Zukunft bessere Chancen bekommt und den Sprung auf die Kinoleinwände immer öfter schaffen wird.


Festivalveranstalter Paul Andexel und die Moderatorin Anne Chlosta sagen Danke für das tolle Festival
© Michael Kaltenecker
Fazit: Die fünfte Ausgabe der Genrenale – das erste gefeierte Jubiläum konnte an vier Tagen mit mehr als 20 Stunden Programm begeistern. In den acht Kurzfilmblöcken wurden die Bandbreite und die Vielfalt der deutschen Genrebeiträge deutlich und diese konnten viel Abwechslung und Unterhaltung bieten. Abgerundet wurde das Festival mit Langfilmen und Diskussionsbeiträgen. So ist die Genrenale5 eine runde Sache, die im Gegensatz zu ihrer großen Schwester – der Berlinale, so viel mehr Leidenschaft und Mut ausstrahlt.
*Mein Vorschlag wäre “Bruno”. Es ist ein Bär, dessen Name selbst auch Bär bedeutet. Er galt als Problembär und Sorgenkind und wurde schlussendlich getötet. Der Trophäen-Bär ist auch tot und ist der Preis für den deutschen Genrefilm – das ungeliebte Kind des deutschen Films.
- In Berlin-Mitte in der Nähe des Alexanderplatzes kamen die Genrefreunde auf ihre Kosten © Michael Kaltenecker
- Direkt in der Nähe der Volksbühne befindet sich das Babylon © Michael Kaltenecker
- Der große Saal des Babylons © Michael Kaltenecker
- Vor dem Eingang war immer munteres Treiben © Michael Kaltenecker
- Festivalchef Paul Andexel mit der Jury und den Gewinnern (oder Stellvertretern) bei der Preisverleihung © Michael Kaltenecker
- Der Moderator Markus Kavka führt ein Interview auf der Genrenale © Michael Kaltenecker
- Die Ernst Lubitzsch-Statue hatte immer einen guten Platz © Michael Kaltenecker
- Die Jury beim Fotoshooting © Michael Kaltenecker
- Oft versteckt fand man in der Stadt ab und zu Werbung für das Festival © Michael Kaltenecker
- Zwischendurch wurde man mit Orgelmusik bespaßt © Michael Kaltenecker
- Der Kassenschalter und Fanshop © Michael Kaltenecker
- Draußen konnte man sich auf einer Wand verewigen © Michael Kaltenecker
- Schlichte aber hübsche Dekoration des Saals © Michael Kaltenecker
- Unten war es immer gut gefüllt © Michael Kaltenecker
- Das Foyer des Babylons – oben hatte man immer etwas mehr Ruhe © Michael Kaltenecker
- Die Genrenale selbst hielt alles ganz genau fest © Michael Kaltenecker
- ARRI Genre Pitch mit der Jury und der Pitch-Gewinnerin Tanja Bubbel © Michael Kaltenecker
- In den Pausen konnte man mit dem Fotoautomaten und vielen Requisiten viel Spaß haben. © Michael Kaltenecker
- U-Bahn fahren mit Mops © Michael Kaltenecker
geschrieben von Doreen Matthei
Quelle:
- Genrenale5 – Programmheft
siehe auch:
Auf dem Festival gesehen:
- 2 Aliens – Vier Fäuste gegen Terror Station (2016)
- Am Berg
- Back and Forward Inc.
- Bad Sheriff
- Barry Gibbon
- Bleifrei
- Coup de Grâce
- Das letzte Abteil
- Die besonderen Fähigkeiten des Herrn Mahler
- Eine Villa mit Pinien
- Fremde
- Hänsel
- Hausarrest
- Laserpope
- Mind your Body
- One Shot Left
- Resolut (2016)
- Revolutionszelle
- Selfies from Hell
- The Seam
- The Swelling
- True
- Update
- Va Banque – Risky Games
- When Demons Die
- Wintersonnenwende
weitere Titel folgen
36 Gedanken zu “Genrenale5 – Genre made in Germany”