Studium der Kunstgeschichte - Schwerpunkt: Filmgeschichte (Abschluss 2010 mit der Arbeit "Rembrandt im Spielfilm") Nebenfächer: Philosophie und Alte Geschichte
- seit 2012: Filmkritikerin bei movieworlds (Kino, DVD, BD, Festivalberichte)
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Filmkritik: Steven Soderberghs Filmreihe über den Dieb Danny Ocean machte damals Furore und verschaffte den Regisseur weltweit Bekanntheit. Er hatte damit das Genre des Heist-Movies, welcher immer von einem smarten, gut durchgeplanten Überfall erzählen, gefühlt neu erfunden. Mit seinem letzten Film “Logan Lucky” blieb er dem Genre treu. Mit “Oceans 8” (OT: “Ocean’s Eight”, USA, 2018) kommt jetzt eine Quasi-Fortsetzung, dieses Mal übernahm aber Gary Ross die Regie und Soderbergh selbst war nur Produzent. Hier wird das ansonsten männlich dominierte Genre durcheinander gewirbelt und eine komplett weibliche Diebesbande erobert die Leinwand.
Debbie Ocean (Sandra Bullock), Schwester des berühmten Danny Ocean, kommt nach fünf Jahren aus dem Gefängnis frei und hat schon den nächsten großen Coup geplant. Zusammen mit Lou (Cate Blanchett) stellt sie eine Truppe zusammen, um auf der alljährlichen MET-Gala den Filmstar Daphne Kluger (Anne Hathaway) zu bestehlen. Dazu benötigen sie die ehemaligen Gaunerfreundin Tammy (Sarah Paulson), die Taschendiebin Constance (Awkwafina) und die Hackerin Nine Ball (Rihanna). Weiterhin gesellen sich noch die Diamantenexpertin Amita (Mindy Kahling) und die finanziell ruinierte Modedesignerin Rose Weil (Helena Bonham Carter) hinzu. Zusammen bereiten sie den gewagten Coup vor und es scheint nichts mehr schief gehen zu können.
Man sieht den Film die Liebe zu der Originalreihe an. Der Regisseur Gary Ross (*1956), bekannt als Regisseur von “Pleasantville – Zu schön, um wahr zu sein” (1998) und “Die Tribute von Panem – The Hunger Games” (2012), schrieb zusammen mit Olivia Milch das Drehbuch zu “Oceans 8”. Der Film ist dabei typisch für sein Genre. Das Heist-Movie wird hier komplett ausgereizt und bietet viel Spannung und Spaß und das auch für Cineasten, die wissen, dass es gut ausgehen wird. Im Zentrum steht eine charismatische Truppe, denen man den Erfolg könnt. Im gesamten Film wird dabei hin und wieder auf die Reihe “Oceans 11” 2001), “Oceans 12” (2004) und “Oceans 13” (2007) angespielt, er funktioniert aber auch wunderbar ohne die Kenntnis der anderen Filme.
Was den Charme ausmacht, ist die durchweg weibliche Besetzung, welche jegliche männliche Nebendarsteller an den Rand drängt und sogar den Versicherungsvertreter John Frazier, gespielt von James Corden (gesehen bei “Into the Woods” (2014)), der ihnen auf der Spur ist, nicht bedrohlich wirken lässt. Leider ist es immer noch eine Seltenheit, dass Filme komplett mit Frauen besetzt werden und führte sogar, wie im Fall “Ghostbusters” (2016) zu schlimmen Hetzkampagnen. So ist der Film, der eigentlich vor allem leicht und beschwingt ist, auch eine indirekte Ansage an Hollywood, dass es auch anders gehen kann und trotzdem wunderbar funktioniert. Die Riege der Darstellerinnen ist wunderbar zusammengesetzt aus bekannten Gesichtern wie Sandra Bullock (“Gravity” (2013)), Cate Blanchett (“Blue Jasmine” (2013)) und der wunderbaren Helena Bonham Carter (“Sweeney Todd” (2007), “Cinderella” (2015) LINK), die man schon lange nicht mehr in einer größeren Rolle gesehen hat. Hinzu kommt die fantastische Anne Hathaway (“Man lernt nie aus” (2015)), welche ihr persönliches Statement mit der fast parodistischen Rolle des verwöhnten Starlets abgibt und so einen eigenen Kommentar auf die Rolle der Frau in Hollywood gibt. Abgerundet wird das mit einem fantastischen Cast aus nicht so oft gesehenen und neuen Gesichter, welche sich alle weigern einen Stereotypen zu spielen und ihren Figuren viel Charme, Witz und Persönlichkeit verleihen. Dieser Cast macht “Oceans 8” zu einem großen Vergnügen.
Sich wunderbar der Besetzung anschmiegend ist die Ausgestaltung des Films. Das MET-Gebäude bietet den richtigen glamourösen Rahmen für den Überfall und gibt gleichzeitig den Frauen die Möglichkeit, umwerfende Kleider zu tragen. Das Kostümdesign von Sarah Edwards bereitet (vermutlich vor allem weiblichen Kinogängern) viel Freude. Die Ausstattung ist dabei kreativ und spielt mit Rollenklischees und ist in manchen Situationen auch einfach nur atemberaubend. Abgerundet wird das ganze von der stimmigen Musikuntermalung, welche die Leichtigkeit und Beschwingtheit des Films gut transportiert.
Fazit: “Oceans 8” ist das Quasi-Reboot der “Oceans”-Reihe von Steven Soderbergh. Dabei erfindet der Film das Genre des Heist-Movie nicht neu. Zwar fügt er nur bekannte Elemente zusammen, kann aber trotzdem mit seinen Plotwendungen begeistern. Besonders viel Freude bereitet der Cast, welcher nur aus Frauen besteht. Passend dazu schmiegt sich der formale Rahmen an, so dass Cast, Ausgestaltung und die klassische Heist-Geschichte ein stimmiges Rundumbild ergeben, welche als leicht bekömmliche Kinounterhaltung gut funktioniert, unabhängig davon ob man den Film als kritische Ansage an Hollywood verstehen möchte oder nicht.
Bewertung: 7/10
Kinostart: 21. Juni 2018, DVD-Start: 8. November 2018
Ein Gedanke zu ““Ocean’s 8” (2018)”