„Hypnodrom“ (2017)

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Kurzfilm / Österreich / Fiktion / 2017

Filmkritik: Der Experimentalfilm „Hypnodrom“, gesehen u.a. auf dem 30. Filmfest Dresden und auf der 25. Internationalen Kurzfilmwoche Regensburg, ist eine Auskopplung aus dem Langfilm „Anomalie“, der sich mit dem Thema, wo die Grenze zwischen normal und psychisch krank verläuft, beschäftigt. Für diesen Abschnitt des Films entwickelte der Regisseur eine spezielle Technik, getauft das ‚Egozentrische Kamera-System‘.  

Auf einer Fahrt durch Österreich löst sich die Kamera von ihrem statischen Blick, rotiert um sich selbst, und lässt so die Landschaften zusammenfließen und gleichzeitig eine kontemplative Ruhe entstehen.

In seinem Dokumentarfilm „Anomalie“ (2018) beschäftigt sich der Regisseur Richard Wilhelmer mit der Einordnung von psychischen Erkrankungen, mit der Gegenbewegung und geht seiner Theorie in mehreren Ländern auf die Spur. Als Teil seines Films steht eine Autofahrt von Wien nach Linz, an dessen Ende die forensische Klinik besucht wird. Der komplett in Österreich entstandene ausgekoppelte Kurzfilm beschäftigt sich mit der Egozentrik des Menschen. Durch die Installation eines Freundes – Julius von Bismarck – bekam er die Idee eine Kamera-System zu entwickeln, welches um sich selbst kreist. Dadurch verschwimmt die ganze Fahrt, bei der sich Landstraßen mit Städten im schnellen Rhythmus der Tageszeiten abwechseln. Immer wieder kommt die Kamera fast zum Stillstand, lässt einen Moment des Erkennens zu, um sich dann wieder schnell um sich selbst zu drehen. Als eine Metapher für das eigene Ich steht dabei dieser Film. Eine weitere Dimension bietet der Off-Kommentar, welcher Auszüge aus dem Werk „Guided Imagery“, das von einer alternativen Behandlungsmethode mit statischen Bildern handelt, von Belleruth Naperstak (*1942) vorträgt. So nimmt uns der sieben-minütige Kurzfilm „Hypnodrom“, den man einzeln betrachtet definitiv experimentell einordnen kann, auf einen besonderen Roadtrip hin zum eigenen Bewusstsein mit einer kontemplativen Wirkung und dem Nachdenken über das eigene, sich um sich selbst drehende Bewusstsein.

Fazit: Der Kurzfilm „Hypnodrom“ von Richard Wilhelmer erzählt mit einer ausgeklügelten Technik vom menschlichen Bewusstsein. Dabei wird der Zuschauer auf eine Autofahrt mitgenommen, in der die Umgebung in stetiger Kreisbewegung vermischt und so zugleich anstrengend und beruhigend wirkt.

Bewertung: 8/10

Geschrieben von Doreen Matthei

Quellen:

  • 25. Regensburger Kurzfilmwoche 2019 – Katalog (Programm ‚Internationaler Wettbewerb‘)  
  • Doreen Matthei, ‚Fünf Fragen an Richard Wilhelmer‘, testkammer.com, 2019
  • Eintrag des Kurzfilms „Hypnodrom“ beim Distributor SixPackFilm   
  • Eintrag des Kurzfilms „Hypnodrom“ auf der Website des Regisseurs Richard Wilhelmer
  • Eintrag des Kurzfilms „Hypnodrom“ auf der Website des Produzenten Daniel Haingartner

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