„The Walking Dead“ (Staffel 5, 2014/15)

Doreen Kaltenecker

Serienkritik: Nachdem in der letzten Staffel der amerikanischen Zombie-Serie „The Walking Dead“ die Gruppe auseinandergerissen wurde, findet in der fünften Staffel zwar die Wiedervereinigung statt, aber sie ist geprägt von der dunkelsten Stimmung seit Beginn der Serie und lässt das Dystopische mit voller Kraft in den Vordergrund treten.

Nachdem Carol (Melissa McBride) zusammen mit Tyreese (Chad L. Coleman) alle aus Terminus befreit hat, ist die Gruppe unter der Leitung von Rick (Andrew Lincoln) zwar wieder vereint, aber schwer desillusioniert, was eine mögliche Zuflucht betrifft. Im Wald stößt die Truppe auf Pfarrer Gabriel (Seth Gilliam) und sucht Unterschlupf in seiner Kirche. Doch irgendwas stimmt mit dem waffenlosen Pfarrer nicht, zudem sind die Kannibalen aus Terminus hinter der Gruppe her und auch der einstige Washington-Plan von Eugene (Josh McDermitt) führt in eine Sackgasse. So machen sie sich wieder mal auf den Weg und treffen nach einigen Verlusten und resigniert auf Aaron (Ross Marquand), der sie als Bewohner für seine Stadt Alexandria anwerben will. Mit viel Skepsis und Wachsamkeit lassen sie sich drauf ein und werden zu einem Teil der Stadt, die von Deanna (Tovah Feldshuh) geleitet wird. Neben zwischenmenschlichen Problemen, zeigt sich schnell, dass die Gemeinschaft nicht erprobt ist mit den Gefahren der Außenwelt. So schafft es Ricks Truppe einfach nicht ihren Schutzpanzer abzulegen und endlich anzukommen. 

© AMC

Auch wenn der bisherige Showrunner Glen Mazzara die Serie aufgrund von künstlerischen Differenzen verlassen hatte, bleibt der neue Serienmacher Scott Gimple der Serie und ihrer Entwicklung treu. Entstanden nach der Comicvorlage (2003-2019) von Frank Darabont schuf AMC einen eigenen Kosmos, welcher mittlerweile eine riesige Dimension erreicht hat. Immer wieder wird der Blick weg von der Hauptgruppe auf andere Schicksale und Orte gelegt und vermittelt so ein Gefühl für die Größe dieser endzeitlichen Welt. Genau das ist auch die Stärke der fünften Staffel. Kein Ort scheint längere Zeit ein fester Standort für die Gruppe zu sein. Die Gefahr ist überall. Diese Ruhe- und Schutzlosigkeit macht die Serie spürbar und lässt durch die zahlreichen Verluste auch keine Hoffnung aufkeimen. So kann sich der Zuschauer wunderbar in die Figuren und ihr Schicksal hineinversetzen und umso mehr in die Wünsche und Hoffnungen, welche am Ende der Staffel in die Stadt Alexandria gelegt werden. Auch in dieser Staffel werden wunderbar zwischenmenschliche Probleme und Beziehungen gleichermaßen behandelt wie der Überlebenskampf selbst. Emotionalität geht hier Hand in Hand mit Spannung.

Seth Gilliam
© AMC

Abgerundet wird es wie auch in den vorhergehenden Staffeln mit seinem gelungenen Stil, welcher durch die scheinbare Körnung des Filmmaterials unterstützt wird. Natürlich wurden die Aufnahmen nicht analog aufgenommen, orientieren sich aber in ihrem Optik an großen Zombie-Vorbildern wie den George A. Romero-Filmen. Dabei wird nicht nur auf gelungene Effekte gesetzt – auch hier geht es stellenweise sehr brutal und eklig zu, sondern auch auf Realismus. Die Kleidung, die Orte und die ihnen zur Verfügung stehenden Waffen sind alle authentisch. In diesem Rahmen bewegt sich auch hier wieder passend das Ensemble, das man mittlerweile sehr ins Herz geschlossen hat. Doch statt dem Zuschauer gefällig zu sein, reißt die Serie hier immer wieder Charaktere aus der Gruppe und führt eine große Anzahl neuer Figuren ein. Besonders ist der Schauspieler Ross Marquand als neue Figur Aaron, den man sofort ins Herz schließt. Im Gesamten lässt die fünfte Staffel optisch, effekte-technisch und vor allem erzählerisch nichts vermissen und führt das Universum konsequent weiter.

Andrew Lincoln
© AMC

Fazit: Die fünfte Staffel der Zombie-Serie „The Walking Dead“ besitzt eine enorme dystopische und melancholische Kraft. Mit einer Reise ins Ungewisse ohne Zuflucht, an deren Ende ein neues Zuhause stehen könnte, wird der Zuschauer mitgerissen. Die Verluste sind in dieser Staffel noch deutlicher spürbar und man erkennt dass sich die Serie immer mehr von klassischen Serienmodellen verabschiedet und ihren eigenen, weitaus radikaleren, Weg geht. Zusammen mit starken Bildern und realistischen Look wird hier ein modernes Schauermärchen erzählt, was in den nachfolgenden Staffeln mit weiterer Vehemenz fortgeführt werden wird.

Bewertung: 5/5

Der Trailer zur fünften Staffel der Serie „The Walking Dead“

 

geschrieben von Doreen Matthei

Quellen:

Die anderen Staffeln der Serie „The Walking Dead“ in der Testkammer

4 Gedanken zu “„The Walking Dead“ (Staffel 5, 2014/15)

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