- „Municipal Relaxation Module“ (2022) - 28. Mai 2023
- Acht Fragen an Alison Kuhn (2023) - 27. Mai 2023
- „Watch Me – Sex Sells“ (2023) - 27. Mai 2023
Semperoper Dresden / 17.07. – 04.08.2019
1950er Jahre, New York: Die zwei rivalisierenden Gangs, die ‚Jets‘, weiße Jungs aus den Armenvierteln, und die ‚Sharks‘, alles eingewanderte Puertoricaner, gehen schon länger aufeinander los. Doch der Streit schwillt immer mehr an. Auf einem öffentlichen Ball kommt es dann zu einer direkten Konfrontation kommen, die in einem Kampf enden soll. Gleichzeitig lernen sich auch der Ex-Jet Tony (Todd Jacobsson) und Maria (Sophie Salvesani) kennen und verlieben sich sofort ineinander. Doch Riff (Noah Mullins), Anführer der Jets und Tonys bester Freund, fordert Bernardo (Lyndon Watts), Marias Bruder, heraus. Dabei läuft der Kampf nicht so fair ab, wie es abgesprochen war. Nach der Eskalation geht es beiden Gruppen an den Kragen. Misstrauen, Flucht, Trauer und Hass bestimmen das Leben aller, so scheint es, dass die Liebe keine Chance haben wird.
Nicht von ungefähr erinnert die Geschichte an William Shakespeares „Romeo und Julia“ (1597) und gilt auch durch die gleichnamige Musical-Verfilmung von 1961 (Regie: Robert Wise und Jerome Robbins) als eine bekannte Variation des Stoffes. Stephen Sondheim (*1930), der auch für andere Musicals wie „Into the Woods“ (1987) und „Sweeney Todd“ (1979) bekannt ist, schuf hier eine gelungene Übertragung der beiden verfeindeten Familien auf ein authentisches Sujet. Gangrivalitäten waren damals, das Stück wurde Anfang der 1950er Jahre geschrieben, und sind auch heute keine Seltenheit. Auch die involvierten Themen Rassismus, Chauvinismus, Ausgrenzung und die Ablehnung aller Autoritäten werden hier wunderbar mit eingeflochten. Die Geschichte an sich und das Hinsteuern auf ein unangenehmes Ende ist düster und dreckig. Der Grund, warum dieser Stoff trotzdem so viele Menschen über die Jahrzehnte begeistern kann, ist die musikalische Umsetzung durch die Hand Leonard Bernsteins (1918-1990), der für Sondheims Texte, die amüsant, kitschig und dramatisch sein können, die richtige Untermalung fand. Mit einer Bandbreite von Instrumenten wird ein Sound der Straße gefunden, der klassische Elemente mit u.a. Mambo und Jazz vereint. Die Musik zieht das Tempo an, gibt den Charakteren aber auch Zeit für ihre Gefühle, ob nun romantischer, verzweifelter oder amüsanter Art. Auch wenn man das Musical selber nicht kennt, hat jeder schon einmal Songs wie „Tonight“, „America“ and „I feel pretty“ gehört.
In der Semperoper gastierte nun die Opera Australia, die sich unter der Leitung des Regisseurs Joey McKneely der Originalversion des Stückes verschrieben hat. Das gilt auch für die Choreographien von Jerome Robbins, welche in dieser Form bereits 1957 am Broadway uraufgeführt wurden. McKneely hat selbst mit Robbins zusammengearbeitet und bleibt bei der „West Side Story“ den wunderbaren Tanzeinlagen mit all ihren Raffinessen treu. Auch musikalisch, unter der Leitung des renommierten Dirigenten Donald Chan, der auf eine Zusammenarbeit mit Bernstein zurückblicken kann, werden keine Variationen vorgenommen. Die in englisch eingesungenen Texte (in Deutschland gibt es freilich deutsche Untertitel dazu) erzielen auch nach über 50 Jahren ihre Wirkung, durch die gelungene Mischung von Humor und Drama. Belebt wird das Ganze selbstverständlich durch die 35 grandiosen TänzerInnen und SängerInnen, welche ihre Figuren mit so viel Spielfreude und erstaunlichem Können zum Leben erwecken. Dabei begeistern die Gesangseinlagen genauso wie die tänzerischen Darbietungen. Auch die Kulissen, entworfen von Paul Galli, schmiegen sich wunderbar an und wurden perfekt eingesetzt. So verfliegen die 145 Minuten schnell und man geht mit dem dankbaren Gefühl aus dem Theater, dass man die Möglichkeit hatte, diese Inszenierung, welche nur an ausgewählten Orten in Deutschland und Australien für wenige Vorstellungen zu sehen ist, mit erleben durfte.
Fazit: Zu Gast in der Semperoper war das Musical „West Side Story“ aus der Hand des Regisseurs Joey McKneelys. Zusammen mit den Dirigenten Donald Chan und seinem 35-köpfigen Ensemble wurde Leonard Bernsteins Musical zum Leben erweckt. Mit hervorragenden Gesangs- und Tanzeinlagen und den durch den Saal klingenden starken Kompositionen wird der Zuschauer in die Geschichte und in die Welt der Jets und Sharks hineingezogen.
Trailer zum Musical „West Side Story“
geschrieben von Doreen Matthei
Quellen:
- Website des Musical „West Side Story“
- Eintrag des Musicals „West Side Story“ im Spielplan der Semperoper Dresden
- Boris Michael Gruhl, ‚Der Broadway-Klassiker – Premiere für “West Side Story” in der Semperoper Dresden‘, dnn.de, 2019
- ‚No. 1 Greatest Musical of All Time‘, dresden-online.de, 2019