„Manila is Full of Men Named Boy“ (2019)

Doreen Kaltenecker
Letzte Artikel von Doreen Kaltenecker (Alle anzeigen)

Kurzfilm / Philippinen / Fiktion / 2019

Filmkritik: Auf dem 31. Filmfest Dresden 2019 gewann der 20-minütige Kurzfilm „Manila is Full of Men Named Boy“, der auch auf dem 20. Landshuter Kurzfilmfestival lief, den Goldenen Reiter für den ‚Besten Spielfilm‘. Darin nimmt der Regisseur Andrew Stephen Lee die Zuschauer:innen mit auf eine Reise in die Vergangenheit und gleichzeitig in das Herz seines Heimatlandes Philippinen.

Kurz nach Michael Jacksons Begräbnis – also im Juli 2009 – fährt ein Mann (Jon Norman Schneider) zurück nach Manila. Er will sich dort mit seinem Vater (Bembol Roco) versöhnen. Mit dem Patriarchen seiner Familie ist er schon länger zerstritten, doch um nun seine Gunst zu gewinnen, besorgt er sich ein Kind (Reynald Raissel Santos), das alle wichtigen Eigenschaften parat hält, um den Vater stolz zu machen.

Der 1988 in San Mateo, Kalifornien, geborene Regisseur Andrew Stephen Lee schloss mit „Manila is Full of Men Named Boy“ sein Studium an der Columbia University ab. Gleichzeitig baut er einen Teil seiner eigenen Geschichte in dem Stoff mit ein, den die beiden Autoren Emre Gulcan und Neda Jebelli in ein Drehbuch umgewandelt haben. Er beschäftigt sich mit dem Gefühl, zwei Heimaten zu haben und wie es sich anfühlt, zurückzukehren. Gleichzeitig portraitiert er auf sensible Weise die Philippinen und kritisiert den starken Machoismus des Landes. Doch dies tut er nicht mit Plakativität oder unnötiger Schwere, sondern mit sanftem Humor, authentischen Beobachtungen und gut platzierter Melancholie. Die in schwarz-weiß gehaltenen Bildern liefern die richtige Grundstimmung und trotz seiner Kürze lässt sich der Film Zeit für seine Charaktere, die sich vor allem durch Gesten und eine starke Mimik und nicht durch viele Worte ausdrücken. Das fängt der gut besetzte Cast wunderbar ein und rundet den Film des Regisseurs Lee ab, der jetzt dabei, ist seinen ersten Langfilm auf die Beine zu stellen.

Fazit: Andrew Stephens Lees Kurzfilm „Manila is Full of Men Named Boy“ ist ein melancholischer Trip in die Vergangenheit und in das Land seiner Vorfahren – die Philippinen. Dabei wirft er einen kritischen Blick auf die von Männern dominierte Gesellschaft und zeigt gleichzeitig mit viel Einfühlungsvermögen die Zerbrechlichkeit von Familien. Abgerundet von der Schauspielerriege und der stimmigen Inszenierung hat sich dieser Film wahrlich den Goldenen Reiter als Bester Spielfilm verdient.  

Bewertung: 8/10

Den Kurzfilm „Manila is Full of Men Named Boy“ hier anschauen:

geschrieben von Doreen Matthei

Quellen:

3 Gedanken zu “„Manila is Full of Men Named Boy“ (2019)

Kommentar verfassen