„Greta“ (2019)

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Filmkritik: Der irische Regisseur Neil Jordan ist seit vielen Jahren im Geschäft und lieferte mit Filmen „Michael Collins“ (1996), „The Crying Game“ (1992) und dem großartigen „Interview mit einem Vampir“ (1994) stets unterhaltsame Filme ab. In letzter Zeit ist es etwas ruhiger um ihn geworden und umso gespannter war man auf sein neuestes Werk „Greta“ (OT: „Greta“, USA/Irland, 2019). Doch auch wenn der Stoff viel Potential bietet, verpasste er leider seine Chance etwas Neues zu schaffen und lieferte so nur bekannte Thriller-Unterhaltung ab. 

Frances (Chloë Grace Moretz) lebt seit dem Tod ihrer Mutter recht zurückgezogen. Fast nur für ihre Arbeit als Kellnerin verlässt sie das Haus, da kann auch ihre Mitbewohnerin Erica (Maika Monroe) nichts dran ändern. Eines Tages findet Frances eine Handtasche mitsamt Papieren in der U-Bahn und bringt diese ihrer Besitzerin zurück. Die Besitzerin ist die Witwe Greta Hideg (Isabelle Huppert), mit der sich Frances auf Anhieb gut versteht und von da an viel Zeit bei ihr verbringt, trotz der Warnung ihrer Freundin und dem einen oder anderen Anzeichen, dass etwas stimmt nicht.

Chloë Grace Moretz und Isabelle Huppert
© Metropolitan FilmExport

Der amerikanisch-irische Spielfilm „Greta“ versprach auf den ersten Blick ein packender Thriller zu werden, der zwar das Rad nicht neu erfindet, aber mit guter Unterhaltung aufwarten kann. Die Zutaten, welche das Drehbuch von Neil Jordan und Ray Wright, grundsätzlich aufweisen, sind nicht verkehrt. Ein Mutter-Tochter-Komplex von beiden Seiten, gute Darsteller, hervorragende Stalker-Qualitäten und eine gute Portion Unheimliches. Doch irgendwie schafft der Regisseur und Autor Neil Jordan (*1950), von dem man oft Hochwertiges und Spannendes zu sehen bekam, es nicht diese Zutaten richtig zusammenzubringen. So naiv wie die Hauptheldin ist, so übertrieben ist das Stalkertalent der anderen. Nur die Figur der skeptischen Mitbewohnerin, wunderbar gespielt von Maika Monroe, kann einiges rausreißen und liefert die spannendsten Momente. Vermutlich wollte der Regisseur einfach zu viel. Spannung und Psychogramm funktionieren hier nicht als Zusammenspiel. Als leichte Kost gesehen, bei der man sich auch etwas aufregen kann, ist der Film jedoch eine solide, aber kaum erinnerungswürdige Unterhaltung.

Chloë Grace Moretz
© Metropolitan FilmExport

Das er eine zeitlang recht gut funktioniert, verdankt der Film seinen drei Hauptdarstellerinnen, welche zum Ende hin zu tief in der Stereotypen-Schublade wühlen. Doch bis dahin liefern sie trotz eines recht engen Stereotypen-Gewands eine gute Performance ab. Solange man auch nicht vollends weiß, dass es in eine bestimmte Richtung geht, kann die Ambivalenz der Figuren noch faszinieren. Gerade die Charakterdarstellerin Isabelle Huppert (bekannt für „Die Klavierspielerin“ (2001), „8 Frauen“ (2002) und „Elle“ (2016)) kann dieser Rolle viele Facetten verleihen und gruselig sowie fürsorglich auf einmal wirken. Auch Neil Jordans Lieblingsdarsteller, Stephen Rea, hat eine kleine Rolle. Im Gesamten ist der Look des Films gelungen, spielt mit einem gewissen Großstadtflair und den Räumlichkeiten der beiden Protagonistinnen. Insgesamt sind auf formaler Ebene alle Weichen für einen guten, überzeugenden Thriller gestellt. Doch die Logiklücken und auch das Unkreative des Drehbuchs kann das aber nicht ausmerzen. 

Isabelle Huppert
© Metropolitan FilmExport

Fazit: Neil Jordans „Greta“ kann bestimmt gut Zuschauer unterhalten, die wenig Vorwissen im Thriller-Sektor haben oder auch Menschen, die ein Spiel mit Stereotypen reizvoll finden. Aber grundsätzlich ist der Cocktail für diesen Thriller zu fade. Zu bekannt und klischeehaft sind die Elemente, sodass auch überzeugende Darstellerinnen und eine gute Grundidee das nicht abfedern können. Unterhaltsam ist er schon, aber stellenweise auch sehr ärgerlich.

Bewertung: 5,5/10

Kinostart: 16. Mai 2019 / DVD-Start: 20. September 2019

Trailer zum Film „Greta“:

geschrieben von Doreen Matthei

Quellen:

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