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Die alleinlebende Patience (Isabelle Huppert) hat nach dem Tod ihres Mannes nur ihre beiden, mittlerweile erwachsenen Töchter und ihre Arbeit als Dolmetscherin. Seit geraumer Zeit arbeiten sie nun schon bei der Pariser Polizei im Drogendezernat und übersetzt abgefangene, arabische Gespräche. Eines Tages erwacht in ihr eine kriminelle Energie und als ihr eine riesige Menge Drogen in die Hände fallen, wird sie schnell zur Hiab tragenden Mama Weed. Da ist es ungemein praktisch, dass nicht nur ihre neugierige Nachbarin Madame Fo (Nadja Nguyen) ihr unter die Arme greift, sondern sie auch mit Philippe (Hippolyte Girardot), dem Leiter des Drogendezernats, liiert ist.
Die Geschichte aus der Hand des Regisseurs Jean-Paul Salomé und seinem Sohn Antoine Salomé birgt viele bekannte Elemente. Eine ältere Frau, die von brav zu kriminell wechselt, hat man bereits bei „Bernadette“ (2019) gesehen,.Laien, die sich auf einmal als Drogendealer verdingen bei „Weeds“ (2005-2012) und Menschen, die eine scheinbare doppelte Identität haben in unzähligen Filmen. Salome erfindet in seinem achten Spielfilm das Rad nicht neu. Zwar setzt er souverän die bekannten Elemente zusammen, doch so richtig in Schwung kommt der Film nicht. Das liegt zum Einen daran, dass man schwer einordnen kann, was man da sieht. Ist es ein gesellschaftskritisches Drama, das sich mit vielen Problemen der menschlichen Natur und auch falschen Verhaltensweisen auseinandersetzt, oder will es eine Komödie sein, welche mit vielen Stereotypen spielt und es hier und da etwas übertreibt. Dem Regisseur selbst lag es am Herzen, eben nicht mit zu vielen Klischees zu arbeiten, aber das merkt man als ZuschauerIn wenig, denn allein die Verknüpfung von arabischer Kultur und kriminellen Handlungen bietet dafür schon genug Zündstoff. Um das wieder zu relativieren, schaut der Film leider nicht genug über den Tellerrand, hebt sich aber trotzdem von den typischen französischen, gängigen Culture-Clash-Komödien ab, weil es nicht zu tief in die peinliche Stereotypen-Kiste greift und einen überraschenden Geschichtsverlauf parat hält.
Das liegt aber auch an der guten DarstellerInnen-Riege. Die sehr bekannte französische Schauspielerin Isabelle Huppert, bekannt für „Die Klavierspielerin“ (2001) und „Elle“ (2016) und zuletzt gesehen in „Greta“ (2019), tobt sich hier aus und stürzt sich als Patience mit sympathischer Energie in ihr neues Geschäft, so dass man bis zum Ende hofft, dass ihr nicht alles um die Ohren fliegt, wie es bei solchen Filmen oft der Fall ist. Auch die Inszenierung passt sich gut der Geschichte an, besitzt authentische Szenerien und hier und da kleine Übertreibungen, was besonders gut in der Kostümierung sichtbar wird. Im Gesamten ist „Eine Frau mit berauschenden Talenten“ ein Spielfilm, der etwas zu bekannt erscheint, aber mit seiner prominenten, spielfreudigen Hauptdarstellerin trotzdem gute Kinounterhaltung liefert.
Fazit: Der französische Spielfilm „Eine Frau mit berauschenden Talenten“ von Jean-Paul Salomé erzählt eine bekannte Geschichte, welche sich nicht auf ein Genre festlegen will. Dass der Film trotzdem funktioniert, verdankt er vor allem dem lustvollen Spiel seiner Hauptdarstellerin Isabelle Huppert, so dass man sich gut davon berieseln lassen kann.
Bewertung: 6/10
Kinostart: 8. Oktober 2020 / DVD-Start: noch unbekannt
Trailer zum Film „Eine Frau mit berauschenden Talenten“:
geschrieben von Doreen Matthei
Quellen:
- Pressematerial von Neue Visionen Filmverleih
- Website des Films „Eine Frau mit berauschenden Talenten“
- Gerhard Midding, ‚Kritik zu Eine Frau mit berauschenden Talenten‘, epd-film.de, 2020
- Andreas Borcholte, ‚Isabelle Huppert im Interview: “Kommen Sie, es ist eine Komödie!” – DER SPIEGEL‘, spiegel.de, 2020
- Anke Sterneborg, ‚“Eine Frau mit berauschenden Talenten”: Die Lust an der Verkleidung‘, zeit.de, 2020