„Long Shot – Unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich“ (2019)

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Filmkritik: Seit längerem sind Weiblichkeit, Emanzipation und Feminismus immer mehr ein wichtiges Thema vor und hinter der Kamera. So konnte man auf dem DOK Leipzig viele Frauenportraits und Filme aus weiblicher Hand sehen. Natürlich tragen Dokumentationen auf ganz andere Weise zum Diskurs bei, doch dass auch Hollywood-Komödien etwas dazu beisteuern können, beweist der Film „Long Shot“ (OT: „Long Shot“, USA, 2019) der auf lockerleichte Weise von einer starken Frau erzählt, der man sich als Mann gerne unterordnet.

Der Investigativ-Journalist Fred Flarsky (Seth Rogen) ist seit kurzem ohne Arbeit. Zur Aufheiterung schleppt ihn sein Freund auf eine Party. Dort begegnet er der amtierenden Außenministerin Charlotte Field (Charlize Theron), die sich gerade mitten in ihrem Wahlkampf für die Präsidentschaft befindet. Fred erkennt in ihr seine frühere Babysitterin und Jugendliebe und spricht sie daraufhin an. Aus einem Impuls heraus stellt Charlotte ihn als Redenschreiber ein, da es ihren Reden laut Umfragen an Pepp und Humor fehle. Zusammen reisen sie um die Welt und kommen sich auf den Dienstreisen näher, was ihrem Ruf aber erheblich schaden könnte.

Charlize Theron, Alexander Skarsgård und Andy Serkis

Der Regisseur Jonathan Levine (*1976), bekannt für großartige Filme wie „Warm Bodies“ (2013) und nicht funktionierende Komödien, wie „Mädelstrip“ (2017), schuf hier mit „Long Shot“ eine charmante Komödie, die wunderbar mit Frau-und-Mann-Bildern spielt. Basierend auf dem Drehbuch von Liz Hannah und Dan Sterling schaffen sie es, eine Liebesgeschichte zwischen zwei scheinbar unwahrscheinlichen Partner zu erzählen und dies trotzdem überzeugend zu vermitteln. Frei nach dem Motto, das man sich nicht aussuchen kann, in wen man sich verliebt, zeigt der Film auch, dass innere Werte und Gemeinsamkeiten wie derselbe Humor mehr dazu beitragen, als Äußerlichkeiten. Glücklicherweise wirkt es auch niemals plakativ, sondern ihre Annäherung verläuft natürlich. Hinzu kommt die Darstellung eines vor allem für eine Frau harten Wahlkampfs. Das bedeutet, dass Themen über Geschlechterrollen vorprogrammiert sind und das funktioniert herzerfrischend ehrlich. Gewürzt wird das ganze mit Witzen auf das politische System. Das Drehbuch der beiden Autoren birgt genug Potential, sodass daraus nicht nur eine dahin plätschernde Komödie wurde, was der Regisseur Levine glücklicherweise ausnutzte.

Seth Rogen und Charlize Theron

Denn auch die Besetzung der Hauptrollen mit Seth Rogen („Ananas Express“ (2008), „The Interview“ (2014)) und Charlize Theron (bekannt aus u.a. „Mad Max: Fury Road“ (2015) und „Atomic Blonde“ (2017)) sind gut ausgewählt. Mit Filmen wie „Bad Neighbors“ (2014) ist Rogen bekannt für äußerst alberne Rollen oft in Eigenregie, in denen er meistens Verlierer der Gesellschaft mit viel Humor darstellt. Theron, Oscargewinnerin für den Film „Monster“ (2004), schafft es auch hier wieder eine starke Frau zu verkörpern, die auf den ersten Blick überhaupt nicht zu Rogens Rolle passt. Dass dies am Ende so gut funktioniert, liegt auch an den beiden, denn man kann sich am Ende wahrlich vorstellen, dass das funktionieren kann. Wunderbar ist es, wie die beiden Darsteller es schaffen mühelos Rollenklischees umzukehren. Auch die Nebenrollen sind gut besetzt, so überzeugt June Diane Raphael (bekannt aus „Grace & Frankie“) als bissige Assistentin und Alexander Skarsgård als schleimiger Premierminister von Kanada. Auch die musikalische und inszenatorische Umsetzung schmiegt sich gut an die Geschichte und das Genre an und rundet den Film ab, so dass man hier eine Komödie präsentiert bekommt, die wunderbar unterhalten kann, aber gleichzeitig nicht leer ist, sondern ein paar kämpferische Botschaften bereit hält.

Seth Rogen und Charlize Therron

Fazit: Der amerikanische Spielfilm „Long Shot – Unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich“ ist eine gelungene Komödie, hervorragend besetzt allen voran mit Seth Rogen und Charlize Theron, die die Geschlechter- und Machtverhältnisse auf den Kopf stellt. Mit bissigem Humor, verankert in der Realität, und einer gehörigen Portion Übertreibung schafft es der Regisseur Jonathan Levine, eine Komödie zu etablieren, die ihren eigenen Beitrag zu einer neuen Stellung der Frau leisten kann, aber vor allem sehr gut unterhält.

Bewertung: 7/10

Kinostart: 20. Juni 2019 / DVD-Start: 30. Oktober 2019

Trailer zum Film „Long Shot – Unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich“:

geschrieben von Doreen Matthei

Quellen:

 

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