Studium der Kunstgeschichte - Schwerpunkt: Filmgeschichte (Abschluss 2010 mit der Arbeit "Rembrandt im Spielfilm") Nebenfächer: Philosophie und Alte Geschichte
- seit 2012: Filmkritikerin bei movieworlds (Kino, DVD, BD, Festivalberichte)
- seit 2015: Blog 'Testkammer' online
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Filmkritik: Der polnische Kurzfilm „60 Kilo Niczego“ (ET: „60 Kilos of Nothing“, DT: „60 Kilo Nichts“) prangert unverhohlen Missstände an und bewegte mit seiner realitätsnahen Geschichte die Gemüter der Zuschauer auf dem 28. Filmfestival Cottbus.
Auf einer Baustelle in Polen verunglückt ein ukrainischer Arbeiter (Artem Manuilov). Als Krzysztof Kowalik (Grzegorz Damiecki), der gerade erst seinen Posten als Bauleiter angetreten hat, einen Arzt rufen will, kommt heraus, dass der Bauarbeiter illegal auf der Baustelle ist. Was soll er tun? Sich dem Chef widersetzen um dem Mann zu helfen?
Der polnische Regisseur Piotr Domalewski (*1983) zeichnet mit seinem 27-minütigen Kurzfilm, dessen Titel auf den Mensch als Ware anspielt, ein realitätsnahes, erschreckendes Bild. Er erzählt eine Geschichte, wie sie überall im Land passieren könnte. Denn der Einsatz von illegalen Arbeitern gehört zur Normalität und das nicht nur in Polen. Das sich dieser gesetzlose Rahmen aber auch über das Menschliche hinweg setzt, macht der Kurzfilm so eindringlich bewusst. Der Zuschauer wird hier mit einer Situation konfrontiert, die ein normales, zwischenmenschliches Handeln nicht zulässt. Geschickt ist die Etablierung der Hauptfigur als neuer Bauleiter auf der Baustelle. Zusammen mit ihm erlebt der Zuschauer die Geschehnisse und wird mit denselben moralischen Fragen konfrontiert. Für seine Geschichte wählt der Regisseur natürlich ein sehr authentisches Setting und überzeugt mit Realismus, wobei er die filmischen Mitteln souverän einsetzt. Durch und durch ist „60 Kilo Niczego“ von Piotr Domalewski ein starker, eindringlicher Film, der Missstände offensiv anprangert und zur Veränderung aufruft.
Piotr Domalewski beim 28. Filmfest Cottbus 2018
Fazit: „60 Kilo Niczego“ ist ein polnischer Kurzfilm, der unverblümt auf Missstände hinweist. Der Regisseur Piotr Domalewski erzählt im authentischen Gewand eine Geschichte von Verantwortung, Menschlichkeit und Arbeitsbedingungen. Eindringlich und aufwühlend ist dieser Kurzfilm und lässt den Zuschauer nicht mehr los.