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Kurzfilm / Deutschland / Fiktion / 2019
Filmkritik: Der Schauspieler und Regisseur Benjamin Kramme hat aufgrund der politischen Situation des Landes beschlossen seinen zweiten Kurzfilm diesem Thema zu widmen. Zusammen mit Jennifer Sabel haben sie den 13-minütigen „Alternativen“ realisiert, der auf den 30. Bamberger Kurzfilmtagen den Publikumspreis gewann.
Die 83-jährige Hilde (Monika Lennartz) lebt auf dem Land und bekommt Besuch von ihrer Enkelin Johanna (Jennifer Sabel). Nachdem sie die frohe Kunde der Schwangerschaft gehört hat, erfährt sie dass Ulla (Barbara Phillipp), ihre Tochter, nicht mehr mit Johanna redet, da diese in die AfD eingetreten ist. Als Ulla ebenfalls auftaucht, entbrennt ein Streitgespräch.
In dem Kurzfilm „Alternativen“ treffen drei Generationen von Frauen aufeinander. Alle drei stehen dabei für die Zeit und Erlebnisse, welche diese geprägt haben. Die Großmutter wird die Flucht in Kriegszeiten nie vergessen, die Mutter gehört zur klassischen 68er Bewegung und kämpfte für Gleichheit und Freiheit und die Tochter, die nun einem anderen Weg folgt. Durch diese Konfrontation in einem geschlossenen Kosmos entsteht eine größtmöglichste Reibungsfläche, die stets nah an der Realität dran ist. Hier treffen drei Menschen aufeinander, die sich, durch ihre familiäre Bindung bedingt, miteinander auseinandersetzen müssen. Dadurch wird eine Konstellation erzwungen, aus der sie sozusagen nicht entkommen können ohne nach Antworten fragen zu müssen. Erdacht, geschrieben und inszeniert hat das der Schauspieler und Regisseur Benjamin Kramme (*1982) zusammen mit seiner Ehefrau Jennifer Sabel, welche eine Hauptrolle spielt. Dabei war es ihnen wichtig, dass die Explosivität aus dem geschlossenen Kosmos und den Dialogen heraus entsteht. Wachrüttelnd lädt der Film damit zum notwendigen Diskurs ein. Dass dies so wunderbar funktioniert liegt auch an dem starken Spiel der drei Hauptdarstellerinnen, die ihren Figuren auch in der Kürze der Zeit genug Tiefe, Leben und Authentizität einhauchen, sodass der Film eine fast dokumentarische Qualität besitzt. Kramme ist im Gesamten mit seinem Kurzfilm „Alternativen“ ein großartiger und packender Beitrag zur aktuellen, politischen Situation in Deutschland gelungen.
Fazit: Der deutsche Kurzfilm „Alternativen“ von Benjamin Kramme beschäftigt sich mit dem Erstarken der AfD, indem er einen Mikrokosmos erschafft, in dem drei Generationen von Frauen aufeinandertreffen und in einen Diskurs gehen. Schauspielerisch hervorragend gespielt und realitätsnah umgesetzt, zieht der Film einen in den Bann, so dass er zu Recht den Publikumspreis in Bamberg erhielt.
Bewertung: 7,5/10
Trailer zum Kurzfilm „Alternativen“:
geschrieben von Doreen Matthei
Quellen:
- 30. Bamberger Kurzfilmtage 2020 – Katalog (Programm ‚Wettbewerb Spielfilm‘)
- Doreen Matthei, ‚Sieben Fragen an Benjamin Kramme‘, testkammer.com, 2020
- Eintrag des Kurzfilms „Alternativen im Portal Filmland Mecklenburg Vorpommern
- Vorstellung der Jury des Filmfestivals Schollinale 2020