„Queen & Slim“ (2019)

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Filmkritik: Anfang des Jahres kam „Queen & Slim“ (OT: „Queen & Slim“, USA, 2019), das Spielfilmdebüt von Melina Matsoukas, in die deutschen Kinos. Nach der Corona-Pandemie hatte man noch einmal die Chance dem Film in den Kinos zu entdecken, und durch die aktuell auflebende ‘Black Lives Matter’-Bewegung gibt es einen aktuellen Zugangspunkt zu der Geschichte zweier Menschen auf der Flucht.

Eines Abends haben der Verkäufer Ernest (Daniel Kaluuya) und die Juristin Angela (Jodie Turner-Smith) ein Tinder-Date. Dieses verläuft unspektakulär und ob sie sich wieder treffen steht in den Sternen. Auf dem Nachhauseweg werden sie in ihrem Auto von einem Polizisten (Sturgill Simpson) gestoppt. Obwohl alles in Ordnung ist, behandelt dieser sie wie Verdächtige und so kommt es erst zu einer sprachlichen und dann zu einer körperlichen Auseinandersetzung, bei der am Ende der Polizist tot am Boden liegt. Angela ist sofort klar, dass sie sich nicht stellen können und überredet Ernest zur Flucht. Ihr Weg führt sie nach Süden, wo sie bei ihrem Onkel Earl (Bokeem Woodbine) Unterschlupf finden. Bald merken sie, dass viele Menschen ihnen beistehen und so werden Queen und Slim schnell zu einer Berühmtheit und deren Geschichte treibt die Menschen auf die Straßen.

Jodie Turner Smith und Daniel Kaluuya

Oft wird das Spielfilmdebüt „Queen & Slim“ der Regisseurin Melina Matsoukas, die sich bisher vor allem einen Namen mit ihren Musikvideos u.a. zu ‚Lemonade‘ von Beyonce gemacht hat und dafür bereits zwei Grammys gewann, mit dem Filmklassiker „Bonnie & Clyde“ (1967) von Arthur Penn verglichen. Doch eigentlich ist die einzige Ähnlichkeit, dass sich hier eine Frau und ein Mann auf der Flucht befinden. Aber ihre Vergehen sind keine selbstgewählten Straftaten, sondern es handelt sich dabei um Notwehr. Die ZuschauerInnen werden Zeuge, wie sich die Situation mit dem Polizisten immer weiter zuspitzt und wie es scheinbar unvermeidbar eskaliert. Mit diesem klugen Anfang beginnt das Drehbuch von Lena Waithe. Mit den beiden Figuren, welche wir vorher nur kurz bei ihrem ersten Date kennengelernt haben, werden zwei Arten skizziert, wie man mit solch einer Situation umgehen kann. Während Queen auf ihr Recht pocht, duckt sich Slim vor allem weg. Diese beiden sehr unterschiedlichen Menschen, welche vermutlich keine zweites Date gehabt hätten, wachsen über die Zeit ihrer Flucht zusammen und das nicht cineastisch übertrieben, sondern einfühlsam und echt. Die Autorin und die Regisseurin wissen dabei die Spannung stets zu halten, aber auch

Jodie Turner
Smith

ruhige, gefühlvolle und auch die ein oder andere amüsante Szene einfließen zu lassen. Zusammen mit den beiden tritt das Publikum auch eine Reise durch Amerika an, welche sie bis nach Louisiana und Florida führt, und fängt dabei die Menschen am Wegesrand ein. Dieses milieudichte Bild ist ein weitere Stärke des Films, auch dass es zeigt, wie ein einzelner Vorfall eine Bewegung auslösen kann, was wir jetzt mit George Floyd wieder erlebt haben und das in diesem Film beinah vorgegriffen wurde. 

„Queen & Slim“ basiert auf einem klugen Drehbuch, das es schafft viele Elemente zu vereinen und wurde von der Regisseurin Melina Matsoukas mit dem richtigen Blick eingefangen. Dabei achtete sie auf authentische Schilderungen und Szenerien. Ihre beiden Hauptdarstellerinnen, die Newcomerin Jodie Turner-Smith und Daniel Kaluuya („Get Out“ (2017), „Black Panther“ (2018)) finden sich perfekt in ihre Rollen ein. Im Gesamten ist ein starker Film entstanden, der unter die Haut geht und den richtigen Ton zwischen Roadmovie-Drama und Gesellschaftskritik findet. So ist „Queen & Slim“ unterhaltsam, aber nie platt, bewegend aber nie kitschig. 

Daniel Kaluuya und Jodie Turner Smith

Fazit: Der amerikanische Spielfilm „Queen & Slim“ ist ein gelungenes Roadmovie über zwei Menschen, welche sich notgedrungen auf eine Flucht durchs Land begeben müssen. Die Regisseurin Melina Matsoukas erzählt in ihrem Debüt von einer beschwerlichen Reise mit ungewissem Ausgang vor dem Hintergrund des ausgeprägten Rassismus in Amerika. Dabei besticht sie mit einer dichten Inszenierung und einer zum Schneiden dichten Atmosphäre sowie einem wunderbaren Cast allen voran Daniel Kaluuya und Jodie Turner-Smith, so dass ein eindringlicher sowie unterhaltsamer Film entstand, der für sich selbst stehen kann.

Bewertung: 8,5/10

Kinostart: 9. Januar 2020 / DVD-Start: 21. Mai 2020

Trailer zum Film „Queen & Slim“:

geschrieben von Doreen Matthei

Quellen:

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