„Masel Tov Cocktail“ (2020)

Doreen Kaltenecker
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Kurzfilm / Deutschland / Fiktion / 2020

Filmkritik: Der 30-minütige Kurzfilm „Masel Tov Cocktail“ von Arkadij Khaet und Mickey Paatzsch war der große Sieger des 32. Filmfest Dresden, denn er lief nicht nur erfolgreich im Jugend- und Wettbewerbsprogramm und konnte die Herzen der Zuschauer und den Goldenen Reiter des Publikums gewinnen, sondern wurde auch mit dem höchstdotierten Preis des Festivals, dem Filmförderpreis der Staatsministerin, ausgezeichnet. 

Dima (Alexander Wertmann) bricht seinem Klassenkameraden Tobi (Mateo Wansing Lorrio) bei einer Auseinandersetzung die Nase. Seine Eltern wollen nun, dass er sich entschuldigt, um die Sache wieder gerade zu biegen. Auf seinem Weg reflektiert er den Umgang der Menschen mit ihm und seiner jüdischen Identität und hat währenddessen die eine oder andere skurrile Begegnung.

Geschichtlich geprägt sind die Vorstellungen von (deutschen) Juden und haben sich als Stereotypen und Klischees in unseren Köpfen festgesetzt. Dagegen gehen jetzt die beiden Regisseure Arkadij Khaet (*1992) und Mickey Paatzsch (*1992) vor. Begonnen hat alles mit vielen eigenen Erfahrungen, welche Khaet gemacht hat, und auf denen er das Drehbuch aufbaut. Als Drehbuchschreiber und Regisseur gesellte sich Mickey Paatzsch dazu, mit dem Khaet schon vorher zusammengearbeitet hat. Gemeinsam schufen sie die endgültige,

Alexander Wertmann

wunderbar leinwandtaugliche Fassung. Sie verdichten typische Erlebnisse auf einem Tag ihres Protagonisten Dimas, würzen es mit einer ordentlichen Prise Humor und untermauern ihre Geschichte mit Statistiken. Visuell finden sie eine hervorragende Bildsprache, die sich wunderbar der Inszenierung anschmiegt. Da Dima oft mit dem ZuschauerInnen selbst spricht, posiert sich die Kamera in einer Untersicht und bietet so auch die Möglichkeit die Statistiken einzublenden, welche die Aussagen des Jugendlichen unterstützen. Im Gesamten wählten sie einen äußerst stylischen Look, der wunderbar zu ihrem coolen und sympathischen Haupthelden passt. Dieser wird wunderbar von Alexander Wertmann dargestellt, der für diese Rolle auf dem Flickers’ Rhode Island Int. Film Festival als Bester Darsteller ausgezeichnet und für den Max Ophüls Preis als Bester Nachwuchsdarsteller nominiert wurde. Seine Darstellung beruht ebenfalls auf eigenen Erfahrungen, ist authentisch und trägt viel zum Humor des Films bei. Rundherum ist „Masel Tov Cocktail“ ein äußerst stimmiger, zurecht schon jetzt häufig ausgezeichneter Kurzfilm, der nicht nur wunderbar unterhalten kann, sondern auch eine klare Botschaft parat hält und diese mit seiner leichtfüßigen Inszenierung so wunderbar transportiert.

Alexander Wertmann, Steffen C. Jürgens und Mateo Wansing Lorrio

Fazit: Die beiden Regisseure Arkadij Khaet und Mickey Paatzsch schufen zusammen den großartigen Kurzfilm „Masel Tov Cocktail“, der beruhend auf eigenen Erfahrungen und Alltagsbeobachtungen, mit bissigem Humor, statistischen Hintergrunddaten sowie einer souveränen Inszenierung und einem großartigen Hauptdarsteller den ZuschauerInnen einen kleinen Exkurs gibt, was es wirklich heißt in Deutschland in der heutigen Zeit Jude zu sein. Eine absolute Empfehlung!

Schau den Kurzfilm „Masel Tov Cocktail“ in der ARD-Mediathek bis 3. Juni 2022

Bewertung: 8,5/10

geschrieben von Doreen Matthei

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