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Dein Kurzfilm „Handbook for a Privileged European Woman“ wurde auf dem Filmfestival Max Ophüls Preis das erste Mal ausgestrahlt. Wie entstand die Idee dazu? War Dir von Anfang an klar, dass es wieder ein feministisches Thema werden soll?
Der Kurzfilm entstand im Rahmen der Initiative ‚Europa im Film‘, die vom Auswärtigen Amt zusammen mit der Deutschen Filmakademie ins Leben gerufen wurde. Entstehen sollten dabei Filme zu relevanten europäischen Themen. Für mich war klar, dass ich Gender Equality thematisieren wollte, da es in Europa diesbezüglich gerade teilweise sehr dolle Veränderungen und sogar Rückschritte gibt. Und gleichzeitig bin ich als weiße Frau in Europa wiederum sehr privilegiert und so lässt es sich bequem in einer Bubble leben. Das kritisch zu behandeln war mir ebenfalls sehr wichtig.
Ich dachte an Ratgeber für die ‚gute Hausfrau‘ der 50er Jahre, die in meinen Augen heute völlig absurd erscheinen. Und dann mochte ich die Idee, ein kontemporäres Handbuch zu kreieren, das einfach komplett schlechte Ratschläge gibt.
Deine Bildsprache in dem Film ist großartig. Kannst Du mir mehr zu den visuellen Entscheidungen erzählen?
Danke. Bei Filmen die stark auf ein Voice-Over aufbauen, finde ich es wichtig, das die Bildebene den Monolog nicht einfach nur visualisiert, sondern einen Kontrast oder eine Abstraktionsebene dazu bildet und eigenständig spannend ist. Ausgehend vom Voice-Over haben wir Bilder gefunden, die genau das tun sollten. Der DP Sebastian Ganschow und ich haben dann zusammen die Visualität und Ästhetik des Films entwickelt.
Man hat auch das Gefühl, dass Du stark auf ein bestimmte Genre oder Regisseure referenzierst, auf jeden Fall auf das amerikanische Kino. Welche Vorbilder hattest Du im Sinn?
Ich wollte einfach gerne mit filmisch bekannten Bildern spielen und diese nutzen. Die ganzen Cool Dude Filme aus dem amerikanischen Kino, haben mich natürlich ein ganzes Leben lang beeinflusst. Die machen ja auch Spaß. Typen, die krasse Autos fahren und dann aussteigen wie der King der Welt. Aber ich wollte eben gerne mal eine Frau, nämlich Jackie, in dieser Welt und diesen Bildern zeigen, die wir alle so gut kennen.
Kannst Du mir zu den Drehbedingungen erzählen. Wo und wie lange hattet ihr Zeit das Projekt umzusetzen?
Während der Pandemie im Frühsommer 2020 haben wir das Drehbuch überarbeitet, um es unter den neuen Drehbedingungen und Sicherheitsmaßnahmen trotzdem realisieren zu können. Das war nicht ganz einfach, denn wie zeige ich eine Frau in einer Gesellschaft, ohne die Gesellschaft abbilden zu können. Wir mussten ja die Anzahl der Darsteller so gering wie möglich halten. Die Producer Stella Markert und Felix Schreiber wollten natürlich beides: ausreichend Sicherheit und Hygiene für die Produktion. Und gleichzeitig aber auch, dass wir die Idee des Films trotz allem bestmöglich umsetzen konnten. Hauptsächlich aber waren wir einfach glücklich, überhaupt weiter arbeiten und drehen zu können, wo ja sonst so viel stillstand.
Aggy K. Adams ist Deine wunderbare Hauptdarstellerin. Wie hast Du sie gefunden?
Stella Markert hat immer sehr gute Antennen fürs Casting und hat irgendwann den Namen Aggy K. Adams gedroppt. Als wir mit ihr ins Gespräch kamen über den Stoff und ihre Gedanken dazu gehört haben, konnten wir uns sofort vorstellen, dass sie unsere Jackie ist.
Kannst Du am Schluss noch ein bisschen mehr von Dir und wie Du zum FIlm gekommen bist erzählen?
Wie wird es weitergehen? Sind bereits neue Projekte geplant?
Ich habe gerade angefangen meinen Diplomfilm zu entwickeln und zu schreiben. Das ist ein Langfilmstoff, der steckt aber noch in den Baby-Schuhen.
Die Fragen stellte Doreen Matthei
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