„Verstand und Gefühl“ von Jane Austen (1984)

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480 Seiten / Anaconda Verlag / 9,95 €

Anaconda Verlag

Buchkritik: Die britische Schriftstellerin Jane Austen hat mit ihrem Werk, das nur sieben Romane umfasst, Stoff für unzählige Filme und Serien geliefert. Basierend auf dem Buch „Verstand und Gefühl” (OT: „Sense and Sensibility“, 1811) drehte Ang Lee 1995 den großartigen Film „Sinn und Sinnlichkeit“ mit Emma Thompson und Kate Winslet in den Hauptrollen. Die Lektüre der Vorlage zeigt, dass alle Story-Elemente, Emotionen wie auch der großartige Humor bereits in dem Buch stecken.

Nach dem Tod ihres geliebten Vaters sehen sich dessen drei Töchter und seine Frau in der misslichen Lage, dass der Sohn John und seine Frau Fanny alles bekommen haben und sie nun von ihrem geliebten Gut Nordland wegziehen müssen. Sie bekommen durch einen Verwandten ein Cottage, ein kleines Landhaus, angeboten, wo sie ein neues Leben beginnen. Während unter der strengen Hand von Elinor alles zusammengehalten wird, gibt sich ihre jüngere Schwester Marianne dem Müßiggang hin. Als diese den Gentleman Willoughby kennenlernt, ist es um sie geschehen, während Elinor selbst die Gefühle für den Bruder von Fanny, Edward, zurückzuhalten gedenkt.

Jane Austen (1775-1817) hat in ihrem Leben nur wenige Romane geschrieben und gehört doch heute zu den großen Namen der britischen Literatur. Ihre Werke sind dabei erfreulich weiblich, aber nicht auf eine sentimentale Art, und bestechend modern für ihre Zeit. Auch der Roman „Verstand und Gefühl“, den sie als 20-jährige verfasste, der aber erst 1811 veröffentlicht wurde, ist ein wunderbares Beispiel für ihr Art des Geschichtenerzählens. Im Kern sind ihre Romane dabei stets Liebesgeschichten, welche auch durchaus mit den romantischen Elementen berühren können, aber trotzdem auf Kitsch, Pathos oder Sentimentalität verzichten. Im Gegenteil: Oft steht das Realistische, ja auch das Pragmatische, im Vordergrund. Die familiären Strukturen, die Rolle von Geld und die Stellung im England des 18. Jahrhundert werden hier genauso eingefangen und beleuchtet, wie die Liebesgeschichten, welche nicht alle ein gutes Ende finden. Auch portraitiert Austen mit einem kecken Blick die unterschiedlichen Beziehungsarten. Sie betrachtet Ehen nicht immer gleich wohlwollend, sie erkennt Unterdrückung und Dominanz genauso wie wahre Liebe. All das macht ihre Romane wunderbar zu lesen und auch in heutigen Zeiten auf keinen Fall altbacken. Kein Wunder, dass ihre Stoffe immer wieder verfilmt werden. Hinzu kommt beim Lesen des 480 Seiten dicken Buches die lockerleichte Sprache (in der Übersetzung von Helga Schulz). Sie schafft es, trotz vieler Personen und Namen, dass man als LeserIn nie den Faden verliert, alle Spannungsbögen gut aufzubauen und oft auch Anlass zum Schmunzeln zu bieten. Jane Austens Frühwerk „Verstand und Gefühl“ ist eine wahre Lesewonne und bringt die LeserInnen wunderbar ins vergangene England zurück ohne jemals angestaubt oder langweilig zu sein.

Fazit: Der Roman „Verstand und Gefühl“ von Jane Austen ist ein Frühwerk der britischen Autorin und besticht mit ihren großartigen Mischung aus Liebesgeschichte, gesellschaftlichen Betrachtungen und einem gelungenen Spannungsaufbau, viel Gefühl und Humor. Im lockerleichten Stil liest sich das Buch wunderbar weg und ist ein gelungener Einstieg in das Œuvre der berühmten Schriftstellerin.

Bewertung: 5/5

geschrieben von Doreen Matthei

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