Sieben Fragen an Andrew Rutter

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Interview: Der britische Filmemacher Andrew Rutter, der auch den Kurzfilm „The Front Door“ (2018) realisierte, erzählt in seinem neuesten Kurzfilm „Peter the Penguin“, der u.a. auf dem 27. Slamdance Filmfestival lief, eine bitterböse Geschichte. Im Gespräch berichtet er mehr von der Entstehung des Projekt, dem Einfluss von Fernsehsendungen und wie er es geschafft hat, den Film ohne Budget auf die Beine zustellen.

The original english language interview is also available.

Kannst Du mir zur Ursprungsidee für „Peter the Penguin“ erzählen? 

Die Idee für den Film lebte schon seit Jahren in meinem Kopf, bevor ich tatsächlich dazu kam, ihn zu machen. Ich musste immer lachen, wenn ich darüber nachdachte, und ich glaube, wenn eine Idee länger als ein Jahr im Kopf bleibt, dann ist sie es wahrscheinlich wert, erforscht zu werden. Ich interessiere mich immer für alltägliche Situationen, die auf den Kopf gestellt werden, und für normale Menschen, die in seltsame Situationen geraten. Ich war sehr inspiriert von den Kinderfernsehserien der Vergangenheit, vor allem der 80er- und 90er-Jahre, also wollte ich Elemente dieser Serien in den Film einbauen.

Der Wechsel im Film von einer scheinbar unschuldigen Familiengeschichte, um ein Plüschtier, zum absoluten Horror ist mehr als überraschend. Du spielst da wunderbar mit den Erwartungen der ZuschauerInnen – das war beabsichtigt, richtig?

Definitiv, ich habe immer die Filme geliebt, in denen man auf eine Gefühlsreise mitgenommen wird. In der einen Minute lacht man mit einer Figur und in der nächsten Minute stellt sich alles auf den Kopf und man ist entsetzt. Für mich ist das die Kraft und Schönheit des Kinos, aber auch die Herausforderung für den Filmemacher, die richtige Balance zu finden. Zu der Zeit, als ich den Film produzierte, sah ich auf Filmfestivals eine Menge langweiliger alltägliche Dramen, also wurde dieser Film zu einer Art Gegenmittel dazu, ich wollte etwas ziemlich Wildes beitragen und das Publikum ein wenig herausfordern. Ich wollte, dass die Leute Spaß haben. 

Kannst Du mir mehr zur handwerklichen Umsetzung erzählen?

Der Film wurde praktisch ohne ein Budget gemacht, und das meine ich wirklich so. Ich hatte das Glück, ein paar Freunde mit ins Boot zu holen, die mir bei der Realisierung des Films geholfen haben und die in ihrem jeweiligen Bereich hervorragend sind. Der Kameramann Christopher Hood ist ein enger Freund, der sein Fachwissen und seine Ausrüstung in das Projekt einbrachte. Durch unsere früheren Projekte wussten wir, wie der andere arbeitet, was bei einem Kurzfilm immer ein Bonus ist. Ein weiterer enger Freund, Tom Ellis, hat die Titelfigur in all ihrer schleimigen Pracht gestaltet, was großartig war, weil ich ihm die Möglichkeit gab, sich auszutoben und sein Ding zu machen. Mein Freund Simon Peecock war für alles verantwortlich, was man hört, und er hat so einen tollen Job gemacht, das Gefühl des Films einzufangen, sein Score hat mich umgehauen, vor allem, weil er es auf Anhieb geschafft hat, als ich den ersten Schnitt gesehen habe. Meine Partnerin Joanna Caldwell half bei der Produktion des Films und schaffte es, uns den Drehort umsonst zu besorgen, was sehr wichtig war, da wir kein Geld hatten. Sie hat auch das offizielle Poster gemacht!

Der Cast spielt seine Rollen wirklich überzeugend. Vor allem die Kinderdarstellerin Mia Hemerling ist wunderbar. Wie hast Du Deine Besetzung gefunden?

Ich glaube, ich hatte Glück beim Casting für den Film. Joanna hatte einen Casting-Aufruf veröffentlicht und wir fanden die meisten Darsteller ziemlich schnell! Wir hatten weder Zeit noch Geld für Proben, also wurden sie ins kalte Wasser geworfen, als die Dreharbeiten begannen. Mit Chris Butler, der Nigel spielt, verbindet mich eine enge Freundschaft, wir kennen uns schon sehr lange (er spielte zuletzt in meinem vorherigen Kurzfilm „The Front Door“ mit) und er ist nicht nur ein großartiger Schauspieler, sondern auch ein großartiger Mitarbeiter hinter den Kulissen. Auch Joe Capella kannte ich schon von einem früheren Projekt, also war es schön, bekannte Gesichter unter den neuen Talenten zu haben. Zu Mia gesellte sich ihre Mutter Karinna, die uns unglaublich unterstützt hat und es toll fand, sie am Set dabei zu haben. Sie waren alle so tapfer, denn die Drehtage waren nicht einfach!

Den Song am Ende hatte ich übrigens noch lange im Ohr – magst Du noch etwas mehr darüber erzählen?

Der Song ist eine Hommage an eine der Fernsehsendungen meiner Kindheit, „Bodger and Badger“ [Anm. d. Red. Kinder-Comedy-Programm der BBC, 1989-1999]. Simon hat ihn von Grund auf neu aufgenommen und ich habe den Text geschrieben, damit er zu unserer verdrehten Version passt. Wir haben dann ein paar Kinder aus einer Schauspielschule, die Joanna leitet, rekrutiert, um für uns zu singen. Es hat so viel Spaß gemacht! Ich hatte das Gefühl, dass es für das Publikum eine große Erleichterung sein würde, nachdem sich die Spannung vor dieser Szene aufgebaut hatte.

Sind bereits neue Projekte geplant? Wirst Du dem Genre treu bleiben?

Es gibt eine ganze Reihe von Projekten, auf die ich ein Auge geworfen habe, aber ich bin mir nicht ganz sicher, welche davon zuerst entstehen werden. Wie bei den meisten Leuten hat Covid meine Pläne durcheinander geworfen, so dass ich immer noch versuche, den nächsten Schritt in der sich ständig verändernden Landschaft zu finden. Ich hoffe, dass ich die Filme, die ich auf den Festivals gezeigt habe, dieses Jahr auch online veröffentlichen kann, da ich schon so lange auf ihnen herum sitze! Man kann mit Sicherheit sagen, dass ich mich in nächster Zeit nicht vom Horror wegbewegen werde.

Zum Schluss noch die Frage: Magst Du Pinguine?

Ich habe diesen Film nur als Vorwand gemacht, um mir den ganzen Tag Pinguine auf Youtube anzuschauen.

Die Fragen stellte Doreen Matthei
Übersetzung von Michael Kaltenecker

Lies auch die Rezension des Kurzfilms „Peter the Penguin


Interview: British filmmaker Andrew Rutter, who also made the short film “The Front Door” (2018), tells a dark story in his latest short film “Peter the Penguin“, which was screened at the 27th Slamdance Film Festival. In the interview, he talks about the genesis of the project, the influence of TV shows and how he managed to get the film off the ground without a budget.

Can you tell me about the original idea for “Peter the Penguin“? 

The idea for the film had been living in my head for years before I actually got around to making it. I’d always laugh when I thought about it and I believe if an idea sticks around for over a year then it’s probably worth exploring. I’m always interested in mundane situations being turned on their head and normal people being thrown into strange situations. I was very inspired by the children’s tv shows of the past, mainly the 80’s and 90’s so I wanted to incorporate elements of those shows into the tapestry of the film.

The change in the film from a seemingly innocent family story about a stuffed animal to absolute horror is more than surprising. You play wonderfully with the expectations of the audience – was that a very intentional choice?

Definitely, I always loved the films where you’d be taken on a journey of emotions. One minute you’re laughing with a character and then the next minute it all turns upside down and you’re horrified. For me that is the power and beauty of cinema, but also the challenge of the filmmaker to be able to get the balance right. Around the time of putting the film into production I was seeing a lot of dreary kitchen sink dramas at film festivals so this film became sort of my anti-dote to that, I wanted to throw something fairly wild into the mix and challenge the audience a little. I wanted people to have fun. 

Can you tell me more about the technical realization?

The film was made on practically no-budget, and I really mean that. I was fortunate enough to bring in a few friends who helped me realise the film who are excellent in their own field. The DOP, Christopher Hood is a close friend who brought his expertise and equipment to the project, our past projects meant we knew how each other worked which is always a bonus on a short film set. Another close friend Tom Ellis crafted the title character in all it’s slimy glory, which was great because I was able to let him go wild with it and do his thing. My friend Simon Peecock was responsible for everything you hear, and he did such an amazing job at capturing the feel of the film, his score blows me away, especially as he did it on a first attempt when initially watching the first cut. My partner Joanna Caldwell helped produce the film and managed to get us the location for free which was crucial considering we had no money, she also did the official poster!

The cast plays their roles really wonderfully. The child actress Mia Hemerling is especially wonderful. How did you find your cast?

I think I got lucky when casting the film. Joanna had put a casting call out and we found most of the cast fairly quickly! We didn’t have time or money for rehearsals so they were thrown in at the deep end when filming began. I have a close friendship with Chris Butler who plays Nigel, we have known each other for a very long time (he last appeared in my previous short „The Front Door“ ) and he’s not only an amazing actor but a great collaborator behind the scenes. I also knew Joe Capella from a previous project so it was nice to have familiar faces amongst the new talent. Mia was joined by her mother Karinna who was incredibly supportive and amazing to have on set with us. They were all such troopers as the shoot days weren’t easy!

I still had the song at the end in my ear for a long time – would you like to tell me a bit more about it?

The song is a homage to one of my childhood tv shows Bodger and Badger. Simon re-recorded it from the ground up and I wrote the lyrics to fit our warped version. We then recruited a few kids from a drama school that Joanna runs to sing for us. It was so much fun! I felt it would be a great release for the audience after a tense build up prior to that scene.

Are there already new projects planned? Will you stay true to the genre?

There’s quite a few projects I’ve got my eye on but I’m not fully sure which ones will emerge first. Like most people, Covid threw my plans into disarray so I’m still trying to figure out the next one with the ever-changing landscape. I’m hoping to release the films I’ve had on the festival circuit online this year too as I’ve been sitting on them for such a long time! It’s safe to say I’m not moving away from horror anytime soon.

Finally the question: Do you like penguins?

I only made this film as an excuse to look at penguins all day on Youtube.

Questions asked by Doreen Matthei

Read on the german review of the shortfilm „Peter the Penguin

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