Sechs Fragen an Özgür Anil

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Interview: Im Gespräch mit dem Regisseur und Drehbuchschreiber Özgür Anil konnten wir mehr über seinen Kurzfilm „Das Urteil im Fall K.“, der auf vielen Festivals u.a. in Bamberg und Landshut zu Gast war und ist, erfahren, wie er den Stoff dafür entwickelte und worauf er bei der Um- und Besetzung sein Augenmerk gelegt hat.

Kannst Du mir mehr zum Ursprung Deiner Geschichte erzählen? Beruht sie auf wahren Ereignissen? 

Nein, sie beruht nicht auf wahren Ereignissen. Der Ursprung des Filmes lag in unterschiedlichsten moralischen Fragestellungen, die mich schon länger beschäftigt haben. Diese Fragen schienen mir vor allem dadurch gut für einen Film geeignet, weil ich der Überzeugung war, dass in der Auseinandersetzung mit ihnen menschliche Abgründe zum Vorschein kommen könnten. Ich wollte in einen theoretischen Diskurs eine Lebendigkeit bringen, die nur mit filmischen Mitteln herzustellen ist. 

 In welchem Rahmen konntet ihr den Film realisieren? 

Der Film entstand als Kurzfilm im Rahmen meiner Ausbildung an der Filmakademie Wien. 

 Dein Kurzfilm wirkt sehr authentisch. Was lag Dir visuell am Herzen? 

Zelal Kapcik und Cem Deniz Tato

Ich wollte mit dem Film eine Art visuelles Protokoll kreieren, das als eine Art Fortführung des Gerichtsprotokolls verstanden werden kann. Es war notwendig eine gewisse Distanz zu den Figuren einzunehmen, um dadurch nicht ihre Emotionen, sondern ihre Handlungen in den Vordergrund zu rücken. Ich denke, dass man mit so einem Erzählstil viel größere Emotionen beim Publikum erzeugen kann, da es dazu angeregt wird, die Leerstellen mit den eigenen Gefühlen und Gedanken auszufüllen. 

 Kannst Du mir mehr zu der Wahl der SchauspielerInnen erzählen – hast Du sie über ein Casting gefunden? 

Nazmi Kirik und Cem Deniz Tato

Bei der Rolle des Vaters habe ich bereits beim Schreiben an Nazmi Kirik gedacht, aber den Gedanken auch schnell wieder verworfen, weil ich dachte, dass er kein Interesse haben würde. Durch einen gemeinsamen Freund, habe ich ihn dann schließlich doch kontaktieren können und war sehr glücklich, dass er dabei war. Für die Rolle der Tochter habe ich ein Casting gemacht, bei dem mich Zelal Kapcik sehr beeindruckt hat. Für den Sohn habe ich sehr viele Darsteller und Laien getroffen, aber habe lange nicht die passende Person gefunden. Cem Deniz Tato war der Letzte auf der Liste und ich war kurz davor meine Hoffnung aufzugeben, aber als er dann das erste Mal den Text gesprochen hat, war mir klar, dass er der Richtige ist. 

 Kannst Du am Schluss noch ein bisschen mehr von Dir erzählen und wie Du zum Film gekommen bist? 

Ich habe schon relativ früh gewusst, dass ich Regisseur werden will. Den genauen Grund dafür kann ich nicht benennen. Es könnte damit zu tun haben, dass ich von der Wirkung, die Filme auf mich beim Schauen hatten, fasziniert war. Ich habe nach der Schule angefangen auf der Filmakademie Wien zu studieren und habe dort KollegInnen kennengelernt, mit denen ich dann schließlich „Das Urteil im Fall K“ gemacht habe und jetzt auch an weiteren Projekten zusammenarbeite. 

Welche neue Projekte sind geplant? 

Zurzeit arbeite ich gerade an meinem Debütfilm, den wir hoffentlich diesen Sommer drehen werden. 

Die Fragen stellte Doreen Matthei

Lies auch die Rezension des Kurzfilms „Das Urteil im Fall K

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