Studium der Kunstgeschichte - Schwerpunkt: Filmgeschichte (Abschluss 2010 mit der Arbeit "Rembrandt im Spielfilm") Nebenfächer: Philosophie und Alte Geschichte
- seit 2012: Filmkritikerin bei movieworlds (Kino, DVD, BD, Festivalberichte)
- seit 2015: Blog 'Testkammer' online
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Filmkritik: Der Animationsfilm „Soul“ (OT: „Soul“, USA, 2020) ist der 23. Film aus dem Hause Pixar und hat auf der 93. Oscarverleihung den Oscar für den ‚Besten Animationsfilm‘ gewonnen, denn er erzählt einerseits die Geschichte eines schwarzen Mannes sowie seiner Liebe zur Musik und andererseits aber auch vom Jenseits, der menschlichen Seele und so auch vom Sinn des Lebens.
Joe Gardner ist Lehrer und versucht Kindern die Liebe zur Musik beizubringen. Doch er selbst ist nicht glücklich. Als ihm ein ehemaliger Schüler einen Platz in der Jazzband von Dorothea Williams beschafft, scheint er endlich das machen zu dürfen, was er will. Doch just dann stirbt er. Als Seele widersetzt er sich der Anweisung ins Licht zu gehen und wird kurz darauf hin zum Mentor der Seele Nr. 22, welche sich partout weigert, auf der Erde seine Leidenschaft zu finden. Darin sieht er seine Chance selbst zurückzukehren und endlich seinen Traum wahr werden zu lassen.
Pixar
Seit dem ersten Pixar-Film – „Toy Story“ aus dem Jahr 1995 – erzählt die Animationsfilmschmiede ungewöhnliche, wunderschöne Geschichten, geeignet für Groß und Klein. Auch ihr 23. Film, nach „Onward: Keine halben Sachen“ der zweite Film im Jahr 2020, ist solch eine Geschichte, welche nicht nur den ersten schwarzen Hauptdarsteller in einem Animationsfilm einsetzt, sondern auch ein wunderschöner Film über die Liebe zur Musik und der Suche nach dem Sinn des Lebens ist. Auch hier besticht das Drehbuch, geschrieben von Regisseur Pete Docter, Mike Jones und Kemp Powers, mit der richtigen Mischung aus ernsthaften Tönen und Humor, sowie realen Hintergründen und fantastischen Auslegungen. So beinhaltet die Geschichte die Frage nach dem Leben, dem Tod und der Existenz von Seelen, aber vor allem geht es hier auch um das zutiefst Menschliche. Lebt man wirklich das Leben, was man will? Was macht einen glücklich? In Joes Fall ist es die Musik. Wie diese, vor allem die Jazzmusik, eingebaut und dargestellt wird, ist ebenfalls eine der großen Stärken des Films. So steckt in diesem Pixar-Film wieder einmal so viel drin, so dass jede ZuschauerIn für sich etwas entdecken, mitnehmen oder sich zumindest wunderbar unterhalten lassen kann.
Das verdankt der Film natürlich auch seiner gelungenen Umsetzung. Handwerklich ist auch der dritte Langfilm von Pete Docter, der nach „Oben“ (2009) und „Alles steht Kopf“ (2015) hier eine Geschichte über das Dies- und Jenseits erzählt. Dafür lässt er das jetzige New York mit all seinen Trubel und Treiben aufleben, schuf aber vor allem einen gelungenen Blick in die Welt nach dem Tod. Das Reich in dem die Seelen darauf warten eingesetzt zu werden, das Davorseits, ist ein pastellfarbenes, sonniges Land, in denen sich als Wächter Picasso-ähnliche Figuren, die Jerry’s, tummeln. Die beiden Welten werden dabei mit viel Lebendigkeit, Fantasie und vor allem fantastischen Animationen eingefangen. Auch die Figuren, vor allem die Seelen, aber auch die dicke Katze, sind ein Beweis dafür, dass Pixar weiß wie man eine neue Welt, deren Bewohner mit viel Freude erschafft. Abgerundet wird das ganze von hervorragendem Sprechern – im Original werden die Hauptfiguren von Jamie Foxx („Ray“ (2004), „Baby Driver“ (2017), „Robin Hood“ (2019)) und Tina Fey („30 Rock“ (2006-2013), „Unbreakable Kimmy Schmidt“ (2015-2017)) gesprochen – und natürlich der Musik, welche die Seele und das Herzstück des Films ist. Ein gelungener Score von Trent Reznor und Atticus Ross, bekannt als Band „Nine Inch Nails“ und für die Soundtracks zu „The Social Network“ (2011, ausgezeichnet mit dem Oscar), vereint klassische Untermalung mit Jazzmusik. Die Stücke selbst stammen von Jon Batiste. Alles in allem ist auch der dieser Pixarfilm wunderbar gelungenes Animationsfilmkino für Jung und Alt, behandelt wichtige Themen, lädt zum Schmunzeln ein und hält die richtigen Botschaften und moralischen Hämmer parat.
Fazit: „Soul“ ist der 23. Film aus dem Hause Pixar und erzählt auch hier wieder eine fantasievolle Geschichte, welche genau die richtige Mischung für Jung und Alt parat hält. Zudem ist der Film, bei dem Peter Docter wieder Regie führte, ein wunderschöner Animationsfilm, der optisch wie storytechnisch gleichermaßen überzeugt und mit diesen Vorraussetzungen samt der Tatsache, dass hier der erste Afroamerikaner einer Hauptrolle in einem Animationsfilm erhält, hat er den Oscar für den ‚Besten Animationsfilm‘ zu Recht gewonnen.