“Baby Driver” (2017)

Doreen Kaltenecker
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© 2017 Sony Pictures Releasing GmbH

Filmkritik: Der britische Regisseur Edgar Wright (*1974) ist mit seiner Cornetto-Trilogie (“Shaun of the Dead” (2004), “Hot Fuzz – Zwei abgewichste Profis” (2007) und “The World’s End” (2013)) und seiner guten Comic-Verfilmung “Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt” (2010) bereits in den hochgelobten Fan-Olymp aufgestiegen. Mit seinem neuesten Film “Baby Driver” (OT: “Baby Driver”, UK/USA, 2017) geht er weg von Comics, Aliens und Zombies und zelebriert die Liebe zur Musik, bleibt dabei aber seinem Stil treu.

Der noch junge Baby (Ansel Elgort) ist der Beste in seinem Fach. Unter den Fittichen von Doc (Kevin Spacey) nimmt er an jedem größeren Raubüberfall teil und fährt den Fluchtwagen mit herausragendem Talent und Musik in den Ohren. Oft verwundert der ruhige Baby, der ständig Musik hört und fast immer eine Sonnenbrille trägt, seine Mitgangster wie den sich für super harthaltenen Bats (Jamie Foxx), den smarten Buddy (Jon Hamm) und dessen Geliebte Darling (Eiza González). Doch Baby träumt insgeheim davon aufzuhören und das nicht nur für seinen Ziehvater Joseph (CJ Jones), sondern spätestens als er die zauberhafte Kellnerin Debora (Lily James) kennenlernt, um mit ihr aus der Stadt zu verschwinden.

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Es fing alles mit der Musik an. Das erste Lied, was im Film zu hören ist (“Bellbottoms” von Jon Spences Blues Explosion), brachte den Musikliebhaber und Regisseur Edgar Wright auf die Idee, einen Actionfilm mit Verfolgungsszenen zu drehen, welche durch Musik choreographiert sind. So entstand zuerst eine Playlist von über 30 Songs mit denen sich der Autor Wright einen Film ersponn. So lebt der Film von Musik und ist in den meisten Szenen perfekt durchchoreographiert, ist aber natürlich kein Musical im herkömmlichen Sinn. Das Genre des Heist-Movie (Raubüberfallfilme) wird in all seinen Facetten ausgespielt. Wright spielt dabei mit den Stereotypen und vielen Reminiszenzen und schreckt auch nicht vor blutiger Gewalt zurück. Doch durch den konsequenten Einsatz von Musik aus vielen verschiedenen Genres stets mit einem guten Rhythmus schafft er einen einzigartigen Film in einem Genre, in dem es von Standardwerken nur so wimmelt. So erreicht er die Zuschauer außerhalb der üblichen Zielgruppe, macht mit aber mit der beinharten Action auch die hartgesottenen Fans glücklich. Neben dem perfekten Look und den durchchoreographierten Action-Szenen haben die Filmemacher auch eine wunderbare Arbeit bei der Auswahl der Schauspieler geleistet. Ansel Elgort, der bisher vor allem aus Teeny-Filmen wie “Das Schicksal ist ein mieser Verräter” (2014) und “Die Bestimmung – Allegiant” (2014) kennt, kann hier beweisen, dass er mehr drauf hat. Dabei ist er genauso musikaffin wie Wright selbst, auch wenn er nach eigener Aussage wenige der Songs vorher kannte. Er kann mehrere Instrumente spielen und hat eine Ballett-Ausbildung genossen. Zusammen mit der Darstellerin Lily James geben sie ein sympathischer Paar ab, dem man es gönnen würde aus dem Sumpf der Kriminalität zu entkommen. Aber auch bei den anderen Charakteren bis auf Bats (Jamie Foxx) zeichnet Wright kein schwarz-weißes Bild sondern gibt den Figuren Tiefe, Sympathien und Ambivalenzen. So ist am Ende der Hauptgegenspieler jemand anderes, als der Zuschauer es anfänglich erwartet hat, wodurch die Geschichte einen neuen Twist erhält. Im Gesamten ist es Wright gelungen einen Actionfilm zu drehen, der dirigiert wird von den vielen Songs mit ihrem eigenen Rhythmus. Das verleiht dem Film Schönheit auf auditiver und visueller Ebene.Er bereitet so viel Freude, dass man sich wünschen würde andere Filme würden diesem Beispiel folgen. Doch der Stil von Edgar Wright ist unverkennbar und vermutlich schwer zu adaptieren und das ist auch gut so.

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Fazit: Der neue Film – “Baby Driver” –  des britischen Regisseurs Edgar Wright haucht dem recht unspektakulären Genre des Verfolgungs-Heist-Film so viel Liebe und Erzählfreude ein, dass die 112 Minuten wie im Flug vergehen. Auch wenn er dem Genre nichts Neues hinzufügt, sondern sogar mit seinen Wendungen und Charakterentwicklung den gewohnten Bahnen folgt, sind der konsequente Musikeinsatz und die durchchoreographierten Szenen eine wahre Freude und können sogar Action-Muffel begeistern.

Bewertung: 8,5/10

Kinostart: 27. Juni 2017, DVD-Start: 31. Januar 2018

Der Trailer:

geschrieben von Doreen Matthei

Quelle: Pressematerial von Sony Pictures

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