„My City“ (2020)

Doreen Kaltenecker
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ab 10 Jahre / 2-4 Spieler / 30-90 / Kosmos Spieleverlag / 34,99 €

© Michael Kaltenecker

Spielekritik: Das strategische Puzzlespiel „My City“ aus der Hand des fleißigen Spieledesigners Reiner Knizia gehörte zu den Nominierten für den Preis ‚Spiel des Jahres 2020‘ und schmückt in 24 Kampagnen seine Geschichte aus.

Bis zu vier SpielerInnen bauen ihre eigene Stadt auf und legen dafür Städteplättchen möglichst geschickt zusammen. Im Kampagnenmodus, den man nur einmal spielen kann, wird das Spiel in 24 Runden geteilt, über deren gesamte Dauer die finale SiegerIn bestimmt wird. Über die Zeit kommen immer wieder neue Elemente hinzu, Prämissen ändern sich und so muss man immer wieder sich auf neue Gegebenheiten einstellen und alte Taktiken über Bord werfen.

© Michael Kaltenecker

Der Spieledesigner Reiner Knizia (*1957), der viele bekannte Spiele(klassiker) schuf, wie „Lost Cities – Das Duell“ (1999), „Heck Meck am Bratwurmeck“ (2005) und „Keltis“ (2008), „Lama“ (2019), hat sich hier ein Spiel erdacht, das über 24 Einzelrunden, verpackt in acht Pakete (Zeitalter) unterteilt ist. Dafür benötigt man am besten vier SpielerInnen, welche die Möglichkeit haben, öfters miteinander zu spielen, denn das Spiel funktioniert am besten, wenn man nicht zu viel Zeit zwischen den einzelnen Runden vergehen lässt. Im Gesamten ist das Spiel auf circa 30 bis 90 Minuten Rundendauer ausgelegt. Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit, das Spiel, damit es auch einen dauerhaften Platz im Spieleschrank erhält, als Ein-Runden-Spiel zu spielen. Doch mit all seinen Zusätzen wie Aufklebern, neue Teilen und ständig wechselnen Missionszielen ist es vor allem als Kampagnenspiel konzipiert. Das Grundprinzip ist einfach: Tetrisförmige Puzzleteile müssen clever auf einer Spielfläche gelegt werden, um die meisten Punkte pro Runde zu kassieren. Wofür genau man Punkte bekommt, ändert sich über die Kampagnen immer wieder. Wenn man als SiegerIn einer Runde hervorgeht, bekommt man einen Malus für die nächste Runde, der Verlierer erhält dagegen einen Bonus. Und genau hier liegt die größte Schwäche des Spiels: Wenn eine Person die ersten Runden immer gewinnt und so die VerliererIn immer weiter gepusht wird, hat man als ehemalige SiegerIn bald nicht mehr die Chance mit all den Malus die nun mit vielen Bonuselementen gepushten MitspielerIn einzuholen – nicht mal rein rechnerisch, wenn man die möglichen Punkte zusammenzählt, ist das möglich. Hier verliert das Spiel dann mit seiner Aussichtslosigkeit und Vorhersehbarkeit, wer jede Runde gewinnen wird, urplötzlich seinen Spielspaß. Bis solch eine mögliche Situation eintritt, hat man aber viel Spaß dabei sich die perfekte Stadt zu puzzeln und die immer wieder neuen Elemente einzubauen. Auch wenn es verständlich ist, dass Boni eingeführt werden, um eine Balance zu halten, darf diese auch nicht in die andere Richtung kippen. So besitzt „My City“, sehr gut designt von Michael Menzel, gute Voraussetzungen für ein spannendes, komplexeres Kampagnenspiel, das auch den stolzen Preise rechtfertigen würde, doch im letzten Drittel schlägt die fehlende Balance zu sehr zu Buche, so dass man es nicht mehr uneingeschränkt empfehlen kann.

© Michael Kaltenecker

Fazit: Das Legacy-Spiel „My City“ stammt aus der Hand von Reiner Knizia und überzeugt mit einem gut durchdachten Kampagnenmodus mit spannenden Puzzle-Elemente und unterschiedlichen strategischen Herangehensweisen. Doch leider schafft es nicht durchweg, die richtige Balance zu finden, damit das Spiel bis zur letzten Runde gleiche Voraussetzungen für alle SpielerInnen schafft. So ist es möglich, dass sich eine große Lücke auftut und dadurch viel vom anfänglichen Spielspaß verloren geht, obwohl hier optisch wie spieltechnisch alle Weichen in die richtige Richtung gestellt waren.

Bewertung: 3/5

geschrieben von Doreen Matthei

Quellen:

  • Eintrag des Spiels „My City“ bei Kosmos Spieleverlag
  • Eintrag des Spiels „My City“  beim Verein Spiel des Jahres
  • Wikipedia-Artikel über das Spiel „My City

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