„Oma lässt grüßen und sagt, es tut ihr leid“ von Fredrik Backman (2016)

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480 Seiten / Fischer Verlag / 10,99 €

Buchkritik: Der schwedische Autor Fredrik Backman überraschte 2012 mit seinem Debütroman „Ein Mann namens Ove“ die LeserInnen sowie die KritikerInnen und war auch international erfolgreich. 2016 erschien sein zweiter Roman: „Oma lässt grüßen und sagt, es tut ihr leid“ (OT: „Min mormor hälsar och säger förlåt“).

Die 7-jährige Elsa liebt Harry Potter, Bücher und ihre Oma. Diese ist mit ihren 77 Jahren eine Chaotin, Dummheiten-Anstifterin und erkundet mit ihrer Enkeln die sich ihnen umgebende Welt und auch ihre persönliche Traumwelt. Als die Oma plötzlich stirbt, fühlt sich Elsa allein gelassen und wütend. Da hilft es auch nicht, dass sie ihr Briefe hinterlassen hat, die sie auf eine Art Schnitzeljagd schicken, bei der sie die bewegte Vergangenheit ihrer Oma genauso kennenlernt wie ihre Nachbarn, die alle irgendeine Verbindung zu ihrer Oma haben. 

Der 480 Seiten starke Roman erzählt aus der Sicht eines siebenjährigen Kindes die Geschichte eines Hauses voller Menschen, die alle in irgendeiner Weise zusammenhängen und teilweise Tragisches erlebt haben. Dabei gelingt es dem Autor Fredrik Backman, Jahrgang 1981, die Sicht der kleinen Elsa nur teilweise einzunehmen. Klar hören wir ihre Gedanken und bekommen die volle Packung aller kindlichen Gefühle mit, doch gleichzeitig wirkt sie nicht wie ein Kind, denn ihre Beobachtungen sind zu scharfsinnig. Auch wenn das mit ihrem Charakter erklärt werden sollen, funktioniert es nur hinlänglich. Auch die in manchen Elementen repetitive Erzählung und vor allem die ausschweifende Schilderungen aus dem Traumreich, sowie ein Schreibstil der fast nur aus Hauptsätzen besteht, machen den Genuss der Lektüre nicht einfach. Weswegen man aber trotzdem dran bleibt, sind die Charaktere abseits der oft bockigen Hauptprotagonistin. Hier entwickelt Backman ein gutes Gefühl für seine Figuren, baut ihnen gelungenen Hintergrundgeschichten auf und lässt die LeserInnen dabei bleiben. Hier merkt man auch, dass sich das Buch eigentlich an Erwachsene richtet, deren Identifikationsfiguren im Buch durch die Augen des Kindes entlarvt werden sollen. Das ist stellenweise zu plakativ und wirkt so, als ob sich Backman nicht genau festlegen wollte, was und für wen er die Geschichte erzählen wollte. Trotzdem kommt man beim Lesen gut voran und bleibt aufgrund der vielen Nebencharaktere bei der Stange. Spannend ist nun die Frage, ob der Nachfolgeroman „Britt-Marie war hier“, der auf eine Figur aus diesem Buch aufbaut, eine stringentere Fokussierung findet. 

Fazit: Der Roman „Oma lässt grüßen und sagt, es tut ihr leid“ ist die Geschichte eines Hauses und seiner BewohnerInnen aus der Sicht eines Kindes mit Themen für Erwachsene. Genau dieser Spagat gelingt dem Autor Fredrik Backman nicht immer. So weist das Buch sprachlich wenig Anreize auf, kann aber mit seinem Vielzahl von unterschiedlichen Charakteren doch gut unterhalten, so dass man das Buch bis zum Ende nicht weglegt.

Bewertung: 3/5

geschrieben von Doreen Matthei

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