„One Road to Quartzsite“ (2022)

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Filmkritik: Der amerikanische Dokumentarfilm „One Road to Quartzsite“, der seine Deutsche Premiere auf dem 65. DOK Leipzig 2022 feierte, entführt das Publikum an einen Wüsten-Ort in Arizona. Der Regisseur Ryan Maxey, der selbst dort eine Zeitlang lebte, bietet einen sehr persönlichen Einblick in den Ort und seine Bewohner:innen.

Der etwa 2400 Einwohner starke Ort Quartzsite liegt im Westen Arizonas und bietet auch im Winter warme Temperaturen. Deswegen pilgern viele Menschen in dieser Jahreszeit mit ihren Trailern und Zelten an diesen Ort. Die kostenlosen Parkplätze in der Wüste werden jedes Jahr aufs Neue gefüllt und so wächst die Bevölkerung regelmäßig auf eine Millionen Menschen. Diese zusammengewürfelte Community kommt über die Jahre immer wieder zusammen, wächst und verändert sich. 

Der Filmemacher Ryan Moxey hat sich selbst in diesen Ort zurückgezogen und nach zwei Jahren beschlossen, die Gemeinschaft zu porträtieren. Dadurch hatte er bereits das Vertrauen der Bewohner:innen gewinnen können und bewegte sich mit seiner Kamera ganz natürlich durch Quartzsite. So gibt es auch keine gestellten Interviews, sondern Unterhaltungen, auch mal ein kleiner Monolog, aber vor allem Alltagsbeobachtungen. Er ist ein Teil der Gemeinschaft und das spürt man in dem Film auch. Über drei Winter ist der Film entstanden, was aber im Film selbst nicht so abgetrennt erzählt wird. So verschwimmt die Zeit, in der sich manche Personen verändern oder auch feststecken. Über 89 Minuten Spieldauer wird man selbst zum Teil der Community, lernt die Menschen aber auch etwas von der Geschichte des Ortes Quartzsite selbst kennen. Äußerst gelungen ist, dass Moxey die Figuren nicht bewertet und richtet, obwohl man gewiss mit einigen Ansichten nicht konform geht. Er lässt sie reden, hört ihnen zu und schafft so einen beinahe neutralen Zugang für das Publikum. So entstand in ungefilterten, einfachen Aufnahmen, die auch mal die Schönheit der Wüsten-Landschaft einfangen, ein Dokumentarfilm, der klassisch zum Cinéma vérité gehört und dem Publikum einen Einblick in das Leben dieser Menschen, etwas abseits der Gesellschaft, gibt.

Fazit: „One Road to Quartzsite“ ist ein Dokumentarfilm über einen kleinen Ort in Arizona, der im Winter zum Zufluchtsort für viele mittellose Menschen wird. Der Regisseur Ryan Maxey schafft es dabei, den Ort, die Menschen und das Lebensgefühl eindrücklich einzufangen, indem er selbst zum Teil der Gesellschaft wurde und so ein Portrait liefert, das nah dran an den Menschen ist.

Bewertung: 7,5/10

Trailer zum Film „One Road to Quartzsite“:

geschrieben von Doreen Kaltenecker

Quellen:

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