„Die Frau im Nebel“ (2022)

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Filmkritik: Der südkoreanische Regisseur Park Chan-wook hat sich bereits mit seiner Rachetrilogie („Sympathy for Mr. Vengeance“ (2002), „Oldboy“ (2003), „Lady Vengeance“ (2005)) in die Herzen des internationalen Publikums gespielt. Auch seine düsteren Genre-Märchen wie „Durst“ (2009), „Stoker“ (2013) und „Die Taschendiebin“ (2016) haben die Zuschauer:innen in den Bann gezogen. Jetzt erscheint sein neuester Film in den Kinos: „Die Frau im Nebel“ (OT: „헤어질 결심“ / „Heeojil gyeolsim“ / ET: Decision to Leave, Südkorea, 2022) ist ein düsteres, fesselndes Melodram mit Krimi- und Thriller-Elementen.

Auf einem Berggipfel bei Busan wird ein Toter gefunden. Der Detektiv Jang Hae-joon (Park Hae-il) nimmt die Ermittlungen auf und verdächtigt sofort die weit jüngere Ehefrau Song Seo-rae (Tang Wei), welche aus China stammt. Doch schon bei der ersten Vernehmung kommen sich die beiden näher und die Überwachung der jungen Frau wird zu seiner Obsession, so dass er bald einen Weg einschlägt, der nicht mehr mit seiner Berufsehre zu vereinbaren ist.

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Tang Wei und Park Hae-il

Park Chan-wook schuf mit diesem 138-minütigen Film, für den er zusammen mit Seo-kyeong Jeong das Drehbuch geschrieben hat, ein Werk, das zugleich ein psychologisierender Krimifilm und ein Melodram ist. Zwischen unerwarteten Wendungen und Überraschungen steht das Emotionale oft im Vordergrund. Der Grundton beider Geschichten verwebt sich zu einem melancholischen Drama, bei dem sich immer wieder ein anderer Fokuspunkt in den Vordergrund schiebt. Dieses Wechselspiel, zu dem auch noch ein Zeitsprung und Ortswechsel hinzukommen, trägt viel zum Reiz der Geschichte bei, da man trotz bekannter Elemente niemals voraussagen kann, wie es weitergehen wird. Dass der Film so gut funktioniert, liegt auch an den perfekt geschliffenen Dialogen, die von einem gelungenen Mimikspiel abgerundet werden, sodass selbst das Ungesagte trotzdem laut wahrgenommen wird. 

Kyung-Pyo Go und Tang Wei

Auch auf formaler Ebene besticht der Film bis ins letzte Detail. Für die Geschichte wurden die stimmigen Settings gesucht, die Wohnungen spiegeln die Personen genauso hervorragend wider wie die perfekt abgestimmte Kleidung. Der Film wurde nah an der Realität, aber trotzdem mit einem großen cineastischen Anspruch inszeniert. Seien es die gelungenen Bilder oder die Kamerafahrten. Hinzu kommt ein großartiger Cast mit Tang Wei und Park Hae-il in den Hauptrollen, deren Spiel die Anziehung greifbar macht. So verfliegt die lange Spielfilmdauer ohne Probleme und bereitet ein großartiges Kinovergnügen. 

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Park Hae-il und Tang Wei

Fazit: „Die Frau im Nebel“ ist ein hervorragend inszenierter Krimi, der nicht nur mit Spannung, Plot-Twists und Überraschungen aufwarten kann, sondern auch mit großen Gefühlen. Diese Mischung funktioniert und geht Hand in Hand mit dem Spiel des wunderbaren Casts, so dass die Filmminuten nur so verfliegen und man als Zuschauer:in gar nicht genau weiß, auf welche Achterbahnfahrt man sich da eingelassen hat.

Bewertung: 9/10

Kinostart: 2. Februar 2023

Trailer zum Film „Die Frau im Nebel“:

geschrieben von Doreen Kaltenecker

Quellen:

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