„Brutal Moods“ (2022)

Doreen Kaltenecker
Letzte Artikel von Doreen Kaltenecker (Alle anzeigen)

Filmkritik: Der Found-Footage-Film „Brutal Moods“ von Mara Bisbal Torres, der auf dem 29. Internationalen Filmfest Oldenburg 2022 im Programm ‚Midnite Express‘ lief, erzählt mit Filmaufnahmen aus mehreren Jahrzehnten Filmgeschichte vom Einsatz und der Entwicklung der Architekturströmung des Brutalismus, welche sich in den 1960er Jahren etablierte. 

Die Architekturströmung des Brutalismus ist ein Ausdruck des Erbauers und gilt als Dominanz- und Machtzeichen. Der Baustil zeichnet sich durch starke, dominierende, ja unterdrückende Formen aus, die mit kalten Materialien wie Beton arbeiten. Wohnlich, gemütlich und auch schön sind in dieser Architekturrichtung Fremdworte. Kein Wunder also, dass dieser Baustil immer wieder als Kulisse für (dystopische) Filme diente.

Coma, Michael Crichton, 1978

Die spanische Filmemacherin Marta Bisbal Torres erzählt in 58 Minuten eine andere Art der Architekturgeschichte. Sie wählte dafür den Stil des Brutalismus, der 1950 von dem schweizer-fanzösischen Architekten Le Corbusier ins Leben geprägt wurde. Dieser Stil gilt als menschenunfreundlichste Art des Bauens. Gerade aus diesem Grund bietet er für dystopische und düstere Stoffe die perfekte Kulisse. Aus zahlreichen Filmen schnitt die Filmemacherin Bisbal Torres ihren Architekturrundgang zusammen. Man erkennt dabei Filme wie „A Clockwork Orange“ (1971), „Fahrenheit 451“ (1966), „Alphaville“ (1965) bis hin zu „Ghost in the Shell“ (2017) und „Blade Runner“ (1982) wieder und nimmt auch bei bekannten Szenen ganz bewusst die Architektur als eigenständiges Element in den Filmen wahr. Mit einer gelungenen Schnitttechnik kombiniert die Filmemacherin verschiedene Szenen und zieht damit die Zuschauer:innen in den Bann. Dafür bedarf es auch keinerlei begleitenden Off-Kommentars, denn die Ähnlichkeiten in Stil und Baumaterialien treten ganz einfach offenkundig hervor und sind auch der Grund, warum diese Bauweise für solche Stoffe und für totalitäre, dominante Systeme so ideal ist.

Fazit: „Brutal Moods“ ist eine einstündige Collage über Architektur im Film. Dabei konzentriert sich die Filmemacherin Marta Bisbal Torres auf den Brutalismus und dessen Verwendung in dystopischen Stoffen. Mit geschickten Schnitten und einer gelungenen Auswahl an Bildern bringt sie das Thema ganz ohne Off-Kommentar dem Publikum nahe.

Bewertung: 8/10

Trailer zum Film „Brutal Moods“:

geschrieben von Doreen Kaltenecker

Quellen:

Kommentar verfassen