Studium der Kunstgeschichte - Schwerpunkt: Filmgeschichte (Abschluss 2010 mit der Arbeit "Rembrandt im Spielfilm") Nebenfächer: Philosophie und Alte Geschichte
- seit 2012: Filmkritikerin bei movieworlds (Kino, DVD, BD, Festivalberichte)
- seit 2015: Blog 'Testkammer' online
Letzte Artikel von Doreen Kaltenecker (Alle anzeigen)
Filmkritik: In den Jahren 2001 bis 2007 wurde der Animationsfilmsektor durch die „Shrek“-Reihe revolutioniert, da hier Unterhaltung entstand, die sich direkt mit all den Zitaten und dem bösen Humor an Erwachsene richtete. Aus dieser Fantasy-Märchenwelt erhielt der gestiefelte Kater 2011 sein eigenes Spin-Off. Nun, elf Jahre später, löst sich der zweite Teil – „“Der gestiefelte Kater: Der letzte Wunsch (OT: „Puss in Boots: The last Wish“, USA, 2022) von Joel Crawford – wunderbar von der Originalreihe und findet seinen eigenen Stil.
Der gestiefelte Kater (im Original gesprochen von Antonio Banderas) zieht seit Jahren als wagemutiger Held durch die Lande. Doch das kostete ihn das ein oder andere Leben. Nach dem letzten spektakulären Tod rückt ihm der Tod höchstpersönlich auf den Pelz, so beschließt er seinen Degen wegzulegen und sich zu verkriechen. Doch bald wird er von Goldlöckchen und ihren Bären in seinem Ruhestand gestört und auf einmal ist er zusammen mit einem anhänglichen Hund und seiner Ex-Flamme Kitty Samtpfote auf der Suche nach einem mysteriösen Wunschstern.
Der amerikanische Regisseur Joel Crawford („Die Croods – Alles auf Anfang“ (2020)) hat nach einem Drehbuch von Paul Fisher und Tommy Swerdlow („Cool Runnings“ (1993), „Der Grinch“ (2018)) eine gelungene Fortsetzung zu dem Spin-Off von 2011 geschrieben. Während der erste Film noch ganz der Shrek-Reihe verschrieben war, haben sie sich hier narrativ wie visuell davon gelöst. Auf erzählerischer Ebene ist die Geschichte eine klassische Abenteuergeschichte: Mehrere Parteien machen sich auf den Weg ein bestimmtes Objekt als erste in Besitz zu nehmen und dabei kommt es zu vielen Actioneinlagen. Die unterschiedlichen Charaktere, die zum Teil aus Märchen stammen, sind dabei wunderbar in die Geschichte eingebaut und schaffen es, Herzlichkeit und Humor gleichermaßen zu liefern. So ist der Film durchweg spannend, amüsant und sehr unterhaltsam. Das liegt auch an dem großartigen Look. Für den Film haben sich die Filmemacher an dem Stil von „Akira“ (1988) und „Spider-Man: A New Universe“ (2018) orientiert und schufen einen Look, der zwischen 3D-Animationen und 2D-Zeichnungen angesiedelt ist: farbenfroh, comicartig und tadellos umgesetzt. Die Figuren bestechen dabei mit Details und gelungener Mimik und Gestik. Aber auch die Actionsequenzen könnten in einem Live-Action-Film nicht besser sein: dynamisch, kreativ und auf den Punkt inszeniert. So entstand ein rundherum gelungener Animationsfilm, der den Oscar wahrlich verdient hätte, aber als Franchise wohl schon im Vorhinein (vor allem mit der starken Konkurrenz von „Guillermo del Toros Pinocchio“ (2022)) keine Chance hatte.
Fazit: „Der gestiefelte Kater: Der letzte Wunsch“ ist die Fortsetzung des Spin-Offs „Der gestiefelte Kater“ aus dem Jahr 2011. Doch der Regisseur Joel Crawford macht aus dem zweiten Teil einen ganz eigenen Animationsfilm. Mit einem guten Gespür für Timing und Actionszenen und einem fantastischen Look schuf er einen großartigen Animationsfilmspaß, der Herz und Humor gleichermaßen besitzt und auch ohne Vorkenntnisse problemlos funktioniert.
Bewertung: 8/10
Kinostart: 22. Dezember 2022
Trailer zum Film „Der gestiefelte Kater: Der letzte Wunsch“: