„Lake of Fire“ (2022)

Doreen Kaltenecker
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Kurzfilm / Deutschland / Experimental / 2022

Filmkritik: Das Künstlerinnen-Duo Neozoon macht seit den 2000er Jahren Filme nur aus Found-Footage-Material, wie „MY BBY 8L3W“ (2014), „FragMANts“ (2019) und „Little Lower Than The Angels“ (2019), welche stets den Finger in die gesellschaftlichen Wunden legen. So beschäftigt sich ihr neuester Film „Lake of Fire“ mit religiösem Fanatismus und der Zerstörung unseres Planeten und gewann damit auf dem 35. Filmfest Dresden 2023 den mit 20.000€ dotierten Sächsischen Filmförderpreis.

In ihrem 11-minütigen Found-Footage-Kurzfilm fügen die beiden Künstlerinnen Michaela Metzger und Friederike Kersten-Ahrens, die seit 2009 als Kollektiv NEOZOON, Kunstwerke und Filme schaffen, Szenen aus diverse im Internet frei verfügbaren Videos zusammen. In ihrem ŒOuevre beweisen sie eine große Themenvielfalt. Hier beschäftigen sie sich nun mit (fanatischer) Religiosität und Umweltzerstörung. Wir hören Prediger, die uns erklären, dass wir, der Mensch, die Krönung der Schöpfung seien, sie sprechen von göttlichen Plänen, dem Teufel und der Hölle. Doch diese Hölle ist bereits Wirklichkeit. Der Mensch zerstört seinen Planeten und ist dafür ganz allein verantwortlich. Die Predigten der Fundamentalisten werden mit Geräuschen der Natur, deren Zerstörung und Katastrophen bereichert. So entsteht durch repetitive Wiederholungen ein Singsang aus Geräuschen und Worten, der die Umweltzerstörung untermalt. Die Collage der vielen Videos verschleiert dabei zu keinem Zeitpunkt die eindeutige Botschaft. Der Mensch ist ignorant, hofft auf Erlösung und übersieht dabei, dass er selbst sozusagen der Teufel ist, der die Hölle erschafft. „Lake of Fire“ ist ein eindringlicher Found Footage-Film, der wieder mit einem gelungenen Rhythmus und einer enormen Recherche-Vorbereitung überzeugt und zurecht mit dem höchstdotierten Preis des Filmfest Dresden ausgezeichnet wurde.

Fazit: „Lake of Fire“ ist der neueste Film des Künstlerinnenkollektivs Neozoon, die seit Jahren Filme aus Found-Footage-Material schaffen und treffsicher Missstände der Gesellschaft thematisieren. Auch in ihrem neuesten Film ist die Kritik scharf und entsteht allein durch die perfekten und in einem tragenden Rhythmus zusammengeschnittenen Szenen, so dass das Ausmaß der Probleme sichtbar wird.

Bewertung: 8/10

Trailer zum Kurzfilm „Lake of Fire“:

geschrieben von Doreen Kaltenecker

Quellen:

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