„Renfield“ (2023)

Doreen Kaltenecker
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Filmkritik: Der Dracula-Mythos ist ein fester Bestandteil der Filmgeschichte. In allen Jahrzehnten gab es den einen oder anderen Vampirfilm. Auch als Komödienstoff eignet sich der Blutsauger, vor allem der Herr der Finsternis selbst. Das beweist auch der neuste Film von Chris McKay – „Renfield“ (OT: „Renfield“, USA, 2023), der diesmal die Geschichte aus der Sicht des leidgeprüften Dieners erzählt.  

Vor vielen Jahrhunderten wurde Renfield (Nicholas Hoult) zum Diener von Dracula (Nicolas Cage). Mit ihm zusammen ist er nach New Orleans gezogen, wo sein Meister sich nun erst einmal regenerieren muss. Während dieser sich in einem leerstehenden Krankenhaus eingerichtet hat, soll Renfield ihm unschuldige Opfer bringen, von deren Blut er sich stärken kann. Doch dieser rebelliert im Kleinen und sucht sich als Opfergaben die bösen Buben aus. Dafür besucht er eine Therapiegruppe für Co-Abhängige und befreit diese auf seine Weise von ihrer Abhängigkeit, indem er sich die schädlichen Partner krallt. Bei einem dieser Einsätze geht etwas schief und die kriminelle Bande der Familie Teddy Lobos (Ben Schwartz) wird auf ihn genauso aufmerksam wie die engagierte Polizistin Rebecca Quincy (Awkwafina). 

Nicolas Cage und Nicholas Hoult 2

Das Vampir-Genre bietet sich für viele Spielarten an, sei es für klassische Gruselgeschichten („Dracula“ (1931)), Musicals („Tanz der Vampire“ (1997)), unterdrückte sexuelle Gefühle („Bram Stokers Dracula“ (1992)) oder Coming-of-Age-Geschichten („So finster die Nacht“ (2008)). Auch das Komödienfach wartet schon mit einigen Vampir-Filmen wie „5 Zimmer Küche Sarg“ (2014) und „Dark Shadows“ (2012) auf. Nun beschert uns der Regisseur Chris McKay, der bisher Serien und auch Filme wie „The Lego Batman Movie“ (2017) und „The Tomorrow War“ (2021) realisiert hat, eine weitere Komödie. Er verschiebt den Fokus auf den Diener und erzählt von dessen Traum, sich endlich von seinem alles bestimmenden Boss lossagen zu können. Der Perspektivwechsel auf Renfield, der sonst eher im Hintergrund steht, bringt gleichermaßen Humor wie auch explizite Szenen gut inszenierten Gemetzels mit sich. Leider geht nicht jede Pointe auf, was vor allem an der Vorhersehbarkeit liegt, aber im Gesamten ist ein amüsanter Ritt mit vielen spaßigen Szenen, gut inszenierten Actionszenen und vor allem einer liebenswürdigen Hauptfigur.

Ben Schwartz

Neben der souveränen Inszenierung fällt vor allem auch die Besetzung und allen voran dem doppelte Nic-Gespann auf. Nicolas Cage („Im Körper des Feindes: Face/Off“ (1997), „Massive Talent“ (2022)) spielt seinen Dracula mit scheußlichen Zähnen und mit einer ungemeinen Lust an Überzeichnung. Nicholas Hoult („About a Boy oder: Der Tag der toten Ente“ (2002), „X-Men: Zukunft ist Vergangenheit“ (2014)) ist der perfekte Gegenpart. Sein Gesicht ist immer noch jugendlich und so kauft man ihm seine Coming-of-Age-Geschichte, die er hier durchläuft, auf jeden Fall ab. Er schafft es, in den Actionszenen genauso zu glänzen wie in den ruhigen, gefühlvollen Momenten. Ohne ihn wäre der Film mit dem übertreibenden Cage vor allem eine blutige Parodie, aber er, dem man sein Wesen – seine Unterwürfigkeit und Schüchternheit, aber auch die Nüchternheit gegenüber Gewalt und Blut – abkauft, ist das Herzstück. Zusammen mit der ruppigen Polizistin, wie gewohnt liebenswert von Awkwafina („Ocean’s 8“ (2018), „The Farewell“ (2019), „Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings“ (2021)) verkörpert, sind sie ein seltsames Gespann, das man gerne über die gesamte Spielfilmdauer begleitet und mit ihnen auch in den Actionszenen, wenn auch das Ende vorhersehbar ist, mitfiebert.

Nicholas Hoult

Fazit: „Renfield“ ist eine Horrorkomödie von Chris McKay mit deftigen und blutigen Einlagen, die sich an der ungesunden Beziehung zwischen Dracula und seinen Lakaien abarbeitet. Dabei spielen alle ihre Rollen mit viel Spielfreude und Lust zur Überzeichnung. Trotzdem kann man mitfiebern und mitfühlen und freut sich über die ein oder andere kreative Idee, welche der Film dem Subgenre der Vampir-Horror-Komödie schenkt. 

Bewertung: 7,5/10

Kinostart war am 25. Mai 2023

Trailer zum Film „Renfield“:

geschrieben von Doreen Kaltenecker

Quellen:

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