„Casa chica“ (2025)

Doreen Kaltenecker
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Kurzfilm / Mexiko / Fiktion / 2025

Filmkritik: Der mexikanische Kurzfilm „Casa Chica“ von Lau Charles, der seine Weltpremiere im ‚Berlinale Shorts‘-Programm der 75. Berlinale 2025 feierte, erzählt eine einfühlsame Familiengeschichte aus dem Blickwinkel zweier Kinder.

Nach der Trennung ihrer Eltern ziehen die fünfjährige Valentina (Katherine Magaly Hernandez) und ihr sechs Jahre älterer Bruder Quique (Mauro Guzmán) mit der Mutter Carolina (Daniela Arroio) in eine kleinere Wohnung. Am Wochenende holt ihr Vater Enrique (Raúl Briones) sie ab, um mit ihnen zu seiner neuen Familie zu gehen. Vor Ort lernen sie auch die ebenfalls fünfjährige Tochter Valeria (Kala Martínez) kennen.

Der Titel des Kurzfilms bezieht sich auf eine geläufige Verhaltensweise in der mexikanischen Gesellschaft. Männer haben oft eine zweite Familie (casa chica) neben ihrer eigentlichen Familie (casa grande). Auch die Regisseurin und Drehbuchautorin Lau Charles hat das selbst erlebt. Als sie im jungen Alter mit einer anderen Familie konfrontiert wurde, war auch für sie ihr älterer Bruder da. Er wurde zu ihrem Beschützer, so dass sie eine unbeschwerte Kindheit haben konnte. Sie greift das in ihrem 26-minütigen Kurzfilm auf, in dem sie die Geschichte aus zwei Blickwinkeln erzählt. Zuerst erleben wir die Situation mit der kleinen Valentina, die es sich für es sich für ein Kind gehört, in den Tag hinein lebt, spielt und von den Problemen der Erwachsenen nichts mitbekommt. Dann springt der Film an den Anfang seiner Erzählung zurück und zeigt die Ereignisse des Tages aus der Sicht des älteren Bruders: Dieser realisiert viel eher, was diese Veränderungen für die Familie bedeuten. Dabei greift die Kamera die verschiedenen Perspektiven auch visuell gelungen auf und offenbart mit dem einen Blick mehr als mit dem anderen. Auch die Dialoge und ihre Bedeutung verändern und verdichten sich durch die zweite Sicht. Darüber hinaus inszenierte Charles den Film sehr authentisch und fand mit den beiden Kinderdarsteller:innen Katherine Magaly Hernandez und Mauro Guzmán auch das perfekte Geschwisterpaar.

Fazit: „Casa chica“ ist ein Kurzfilm von Lau Charles, in dem sie eigene Erfahrungen ihrer Kindheit erzählt. Dabei fand sie nicht nur zwei großartige Kinderdarsteller:innen, sondern machte den Film reizvoller und gehaltvoller durch die Verwendung zweier Perspektiven.

Bewertung: 8/10

Trailer zum Kurzfilm „Casa chica“:

geschrieben von Doreen Kaltenecker

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