“Ein Dorf sieht schwarz” (2016)

Doreen Kaltenecker
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Filmkritik: Der französische Spielfilm “Ein Dorf sieht schwarz” (OT: “Bienvenue á Marly-Gomont”, Frankreich, 2016) ist ein typischer Feel-Good-Movie, der es aber schafft seine Figuren nicht ins Lächerliche zu ziehen und gut platzierte Gesellschaftskritik einzubauen.

Frankreich, 1975: Der aus dem Kongo stammende Seyolo Zantoko (Marc Zinga) hat erfolgreich in Frankreich sein Medizinstudium beendet. Ungewöhnlicherweise entschließt er sich, nicht zurück in sein Land zu gehen, um der Leibarzt des Diktators zu werden, sondern als Landarzt in dem Dorf Marly-Gomont anzufangen. Seine Frau Anne (Aïssa Maïga) und seine beiden Kinder Sivi (Médina Diarra)  und Kamini (Bayron Lebli) kommen bereitwillig zu ihm nach Frankreich, weil sie davon ausgehen, dass sie in Paris leben werden. Die Überraschung vor Ort ist groß, trotz aller Bemühungen des Bürgermeisters Réné Ramollu (Jean-Benoît Ugeux), begegnen alle Dorfbewohner dem Neuling – dem ersten schwarzen Mann, den sie jemals gesehen haben – mit Ressentiments und keiner möchte von diesem Arzt behandelt werden. Der Bauer Jean (Rufus) rät dem Arzt sich unters Volk zu mischen und damit scheint eine Wandlung zu beginnen.

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Der Musiker Kamini Zantoko wurde von einigen Jahren mit dem Lied “Marly-Gomont” bekannt. Nachdem ein Videoclip dafür realisiert wurde, hatte Kamini die Idee, dass es Stoff genug für einen Film hergäbe. Zuerst schwebte ihm sogar die Idee für eine Serie à la Bel Air vor Augen. Im Jahr 2012 traf er sich dann mit der Produzentin Pauline Duhault und sie überzeugte ihn, dass das Projekt nicht mit einem unbekannten Regisseur finanzierbar sei. Nur mit einem anderen Regisseur konnte der Film realisiert werden. Nachdem Kamini den ersten Langfilm“Les meilleurs amis du monde” (2010) von Julien Rambaldi gesehen hatte, vertraute er ihm sein ersten Herzensprojekt an.Zusammen mit dem Regisseur und weiteren Autoren wurde die Geschichte in ein Drehbuch umgewandelt. Dieses setzt dabei vor allem auf Sensibilität und nicht auf Komik. In diesem Sinne fällt der Clash der Kulturen nicht übertrieben aus. Beide Parteien – die Zantoko-Familie und die Dorfbewohner – werden nicht übermäßig karikiert. Das ist erfrischend zu sehen und schafft eine realitätsnahe Atmosphäre. Natürlich sind die Dorfbewohner in unterschiedlichen Graden überspitzt dargestellt. Die ausgestrahlte Fremdenfeindlichkeit und die Angst vor dem Unbekannten ist aber trotzdem authentisch und leider immer noch sehr aktuell. In diesem Sinne und mit seinem Happy Ende ist der Film fast noch eine Untertreibung, weil leider oft solche Angst in Hass und Gewalt umschlägt. So ist der Film ein Plädoyer für Toleranz und Offenheit und der fromme Wunsch auf Besserung. Aus diesem Grunde versuchten die Filmemacher den Film, obwohl er in den 70er Jahren spielt und das Zeitkolorit sehr überzeugend ist, nicht groß zeitlich einzubinden. Laut eigener Aussage, hat sich eh wenig auf dem Land in Frankreich geändert. So besitzt diese Komödie mit ihren eher leisen Tönen einen dramatischen Kern und eine wichtige Botschaft. Wunderbar ist, dass dieser Film vermutlich ein breites Publikum finden wird und so vielleicht manch einen von seinen Vorurteilen befreien oder zumindest zum Diskurs anregen kann. Im Gesamten ist der Spielfilm wunderbares Unterhaltungskino, mit einem großartigen Ensemble aus unverbrauchten Gesichtern, stimmigem Zeitkolorit und einer wichtigen, aber nie zu aufdringlichen Botschaft.

© Nicolas Velter

Fazit: Der Film “Ein Dorf sieht schwarz” ist zwar ein typisches Feel-Good-Movie, aber es überzeichnet die Charaktere nicht und schafft so Realitätsnähe. Es zeigt wunderbar das ländliche Frankreich der 70er Jahre und ist zeitgleich eine Lehrstück für die heutigen Zeit. Der Film schafft es zu unterhalten, zu bewegen und zu zeigen, wie falsch man mit Vorurteilen liegen kann.

Bewertung: 7,5/10

Kinostart: 20.04.2017

geschrieben von Doreen Matthei

Quelle: Pressematerial von Prokino

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