“Annabelle 2” (2017)

Doreen Kaltenecker
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Poster zum Film "Annabelle 2"Filmkritik: Der 2013 erschienene Film “Conjuring – Die Heimsuchung” von James Wan belebte das Genre des ‘Haunting House’-Horror aufs Wunderbare neu. Dieser Film zog natürlich Fortsetzungen und Ableger nach sich. Die Puppe Annabelle fiel bereits im ersten Teil auf und erhielt 2014 einen eigenen Film: “Annabelle” von John R. Leonetti. Nun folgt ein Prequel der Geschichte. Bei “Annabelle 2” (OT: “Annabelle: Creation”, USA, 2017) übernahm der “Lights Out”-Regisseur David F. Sandberg die Regie und schuf ein Werk, das mit seiner Intensität den ersten Teil überflügelt.

Nach dem Verlust ihrer Tochter lebt der Puppenmacher Samuel Mullins (Anthony LaPaglia) mit seiner Frau Esther (Miranda Otto) sehr abgeschieden. Doch als ein katholisches Waisenhaus schließen muss, wollen die Mullins helfen und nehmen Schwester Charlotte (Stephanie Sigman) sowie die sechs Waisenmädchen bei sich auf. Den Mädchen könnte es dort gut gehen, wäre da nicht eine dämonische Kraft, die sich in einer Porzellanpuppe eingenistet hätte. Diese versucht sogleich an die beiden Freundinnen Janice (Talitha Bateman), welche unter Kinderlähmung leidet, und Linda (Lulu Wilson) heranzukommen.

Angesiedelt ist die Geschichte im Jahr 1955, also einige Jahre vor den Ereignissen des ersten Teils. Der schwedische Regisseur David F. Sandberg (*1981), welcher sich im Horror-Genre mit dem Film “Lights out” (2016) bereits einen Namen gemacht hat, und der Drehbuchautor Gary Dauberman nutzten die Freiheiten, welche ein Prequel bietet. So vereinen sie geschickt den Horror eines abgelegenen Ort und einer übernatürliche Macht mit der Hilflosigkeit und Unbedeutendheit von Waisenkindern, welche gerade zu jener Zeit wirklich wenig Mittel und Wege hatten sich zu wehren. Diese Kombination führt zu einer extremen Suspense, welche die Filmemacher in vielen genüßlich langsam inszenierten Szenen auskosten. Die Jump Scares und Überraschungsmomente sind dabei gut platziert und entfalten ihre Wirkung. Auch die Geschichte, obwohl sie sich typischer Genre-Kniffe und -elemente bedienen, verläuft nicht wie erwartet. So schafft es der Film, trotz eines etwas langgestreckten Finales, die Anspannung bei den Zuschauern stetig zu halten. Das hängt auch mit den sympathischen Charakterisierungen der Figuren zusammen, denen man nichts Böses wünscht. Der Film ist bis in die kleinsten Nebenrollen gut besetzt, wird aber vor allem von den beiden Jungdarstellerinnen Talitha Bateman und Lulu Wilson getragen. Ihre Freundschaft und ihr Leid wirken so echt, dass es einen ergreift. Wilson, die unter anderem durch “Ouija: Ursprung des Bösen” (2016) bereits Horrorfilm-erprobt ist, vereint wie auch Bateman wunderbar Zerbrechlichkeit und Stärke.

Optisch ist der Film ebenfalls ein Augenschmaus. Entstanden in den Warner Bros. Studios in Los Angeles, wurde ein authentisches Setting mit dem entsprechenden Zeitkolorit gefertigt, das den Zuschauer in die Zeit vor der Frauenbewegung und der typischen Geisterjäger-Geschichten führt. Das große Haus mit seiner Weitläufigkeit und vielen Räumen ist die perfekte Kulisse für unheimliche Begegnungen. Die Puppe und die Bedrohung werden dabei stets stimmungsvoll inszeniert und entfalten zusammen mit der tonalen Ebene ihre volle Wirkung. So setzt der Film auf Old School Effekte, die mit Unterstützung der modernen Technik ihre größtmöglichste Wirkung entfalten können. Kein Wunder, dass es bis Oktober 2017 bei einem Budget von 15 Millionen schon rund 303,2 Millionen US-Dollar eingespielt hat.

Fazit: “Annabelle 2”, die Prequel-Fortsetzung zu dem Puppen-Horrorfilm von 2014 überzeugt mehr als ihr Vorgänger. Der Regisseur David F. Sandberg versteht sein Handwerk und schuf einen packenden Old-School-wirkenden Horrorfilm mit wunderbarem Zeitkolorit, erschreckenden Effekten sowie fantastischen und sympathischen Hauptdarstellern. Im Gesamten besitzt der Film eine eindringliche und spannende Atmosphäre, welche die Zuschauer an ihren Sitz bannt.

Bewertung: 7,5/10

Kino-Start: 24. August 2017, DVD-Start: 18. Januar 2018

Der Trailer:

geschrieben von Doreen Matthei

Quellen:


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