„Nabbin“ (2018)

Doreen Kaltenecker
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Kurzfilm / Tschechische Republik, Israel / Dokumentarfilm / 2018

Filmkritik: Auf dem 61. DOK Leipzig lief zusammen mit dem iranischen Film „Sentence to Death“ der 30-minütige Kurzfilm „Nabbin“. Beide Filme erzählen von einer Außenseitergruppe, aber unterscheiden sich massiv in der Tonalität. Auf eine sehr intime Weise und ohne Vorurteile kann so die israelische Regisseurin Kat Tolkovsky von einer Welt berichten, die vermutlich vielen fremd ist.

Die Filmemacherin kehrt nach vielen Jahren aus Israel in den tschechischen Ort Nabbin zurück, in dem sie viele Sommer verbracht hat und mit dem sie viele positive Erinnerungen verbindet. Sie besucht die ehemaligen Familien und Freunde, mit denen sie vertraut war, und schildert ihren Alltag. Hinter bröckelnden Häuserfassaden begegnet ihr hier viel Herzlichkeit von den Menschen, die von Armut gezeichnet sind.

Mit zwanzig Jahren fing die israelische Filmemacherin Kat Tolkovsky an, diesen persönlichen Film zu drehen. Mit diesem Ort verbindet sie viele Erinnerungen und sie wollte diese festhalten, bevor sie verschwinden und auch die Menschen des Ortes nicht mehr dort leben. Wie bei einem jugendlichen Sommerurlaub fängt sie die Stimmung ein, lässt sich von den Ereignissen treiben und erzählt vom Alltag dieser Menschen. Durch ihre Bekanntschaft verhalten sie sich sehr offen (oft mit einer starken körperlichen Präsenz) und lassen Kat an allem teilhaben: Ihrem Alltag, ihren Festen, ihren Ängsten und Sorgen. Doch obwohl es natürlich das Potential gäbe, diese Menschen am Rande der Gesellschaft, gezeichnet durch viel Alkohol und Armut, lächerlich darzustellen, wählt die Regisseurin einen warmherzigen Blick und umschifft damit die Klischees. Der Film verschweigt dabei nichts, ist ehrlich und prangert auch Missstände an. Doch er verurteilt in keiner Weise und lässt dem Zuschauer den Raum, die Bewohner von Nabbin kennenzulernen und ihr eigenes Urteil zu fällen. Das macht den Dokumentar-Kurzfilm „Nabbin“ zu einer einfühlsamen Milieustudie mit starkem persönlichem Einschlag, besitzt aber trotzdem eine innewohnenden Universalität.

Fazit: Der Dokumentarfilm „Nabbin“ von Kat Tolkovsky ist ein filmisches Portrait des gleichnamigen tschechischen Dorfes. Mit einem persönlichen Ausgangspunkt schuf sie ein intime Milieustudie, welches die Menschen in keine Schubladen steckt und eine fremde Welt mit viel Herz und Offenheit einfängt.

Bewertung: 8/10

Trailer zum Film „Nabbin“

geschrieben von Doreen Matthei

Quellen:

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