„Ayny – my second Eye“ (2016)

Doreen Kaltenecker
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Kurzfilm / Deutschland, Jordanien, Palästina / Animation / 2016

Filmkritik: Auf dem 30. Filmfest Dresden lief im Jugend-Block der außergewöhnliche Stop Motion-Film “Ayny – My second Eye” (Dt. Titel: „Ayny – Mein zweites Auge“) von Ahmad Saleh. Der Kurzfilm erzählt eine wahre Geschichte auf fast experimentelle Weise und konnte damit auf vielen Festivals und auch bei den Studentenoscars Erfolge feiern.

Zwei Brüder fliehen mit ihrer Mutter vor dem Krieg. In ihrem neuen Zuhause fühlen sie sich wohl und frönen ihrer gemeinsamen Liebe zur Musik. Dazu fehlt ihnen nur noch die begehrte Oud. Um sich diese leisten zu können, gehen sie zu große Risiken ein.

Der in Saudi-Arabien geborene und in Deutschland arbeitende Filmemacher Ahmad Saleh (*1980) schuf mit seinem Abschlussfilm an der Kunsthochschule für Medien Köln, „Ayny – My second Eye“, einen ungewöhnlichen Puppentrick, welcher auf einer wahren Begebenheit beruht. Die Geschichte handelt von Verlust und der Kraft trotzdem weiterzumachen. Er kritisiert so ohne viele Worte die Missstände, die zu solchen Situationen führen. Die Geschichte ist aber dabei nie pathetisch. Er geht das Thema von einem entfernten aber durchaus emotionalen Standpunkt an und schafft es so, gefühlvoll zu sein, ohne in den Kitsch zu verfallen. Die Ausgestaltung als Stop-Motion-Film bietet ihm dabei besondere Möglichkeiten. Er kann sich hier auf das Wesentliches beschränken und Drastisches darstellen, ohne Gewalt in ihrer realen Form einzufangen. Zudem kann er eine starke Symbolkraft wie dem schützenden Mantel der Mutter verwenden. Im Gesamten ist die Ausgestaltung nahezu surreal, aber vor allem poetisch und gibt den traumatischen Bildern, welche durch die realen Bilder im Kopf evoziert werden, eine besondere Wirkung. Abgerundet wird das Ganze von dem Off-Kommentar, eingesprochen von Saleh selbst, und dem Einsatz der Musik von Nizar Rohana. Das ist besonders gelungen, wenn er das Spiel der beiden Brüder erst am Schluss hörbar macht, nachdem die Musik für sie noch mehr an Bedeutung gewonnen hat. Das macht „Ayny – My second Eye“ zu einem außergewöhnlichen und bewegenden Animationsfilm, der zurecht viele Preise darunter auch den Goldenen Studentenoscar 2016 für den ‚Besten Fremdsprachigen Film‘ erhalten hat.

Fazit: Ahmed Salehs Stop-Motion-Film „Ayny – My second Eye“ erzählt mit einer starken Bildsprache und klassischen Puppentrick eine wahre Geschichte. Er findet dafür unpathetische aber gefühlvolle Bilder, um das Flüchtlingsthema von einer anderen Seite zu beleuchten und gleichzeitig dafür unaufdringlich zu sensibilisieren.

Bewertung: 7,5/10

Den Trailer des Kurzfilms „Ayny – my second Eye“ gibt es hier zu sehen:

geschrieben von Doreen Matthei

Quellen:

Ein Gedanke zu “„Ayny – my second Eye“ (2016)

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