Studium der Kunstgeschichte - Schwerpunkt: Filmgeschichte (Abschluss 2010 mit der Arbeit "Rembrandt im Spielfilm") Nebenfächer: Philosophie und Alte Geschichte
- seit 2012: Filmkritikerin bei movieworlds (Kino, DVD, BD, Festivalberichte)
- seit 2015: Blog 'Testkammer' online
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Filmkritik: Der nur 4-minütige Experimentalfilm „Vielmals“ von Cindy Schmid, gesehen auf den 28. Bamberger Kurzfilmtagen, erzählt ein Stück schweizer Geschichte auf eine poetisch vertonte und visuell packende Weise.
Das Schicksal der Schweizer Verdingkinder, welche entrechtet und fremden Bauern überlassen wurden, beschreibt Nora-Eugenie Gomringer hier in ihrem verfilmten Gedicht.
Der Film ist eine Zusammenarbeit der Grafikerin Cindy Schmid, welche in Greifswald arbeitet, und der Schriftstellerin Nora-Eugenie Gomringer aus Bamberg, die bei dem Film auch als Produzentin tätig war. Gomringers Gedicht berichtet von einem dunklen Abschnitt der Schweizer Geschichte, in dem viele Kinder misshandelt und missbraucht wurden. Die Zeilen sind aus der Ich-Perspektive heraus erzählt und beginnen mit leichtfüßigen Details, doch dann wird dem Zuschauer immer mehr die dahinterstehende, tragische Geschichte bewusst. Absichtlich bedient sich Gomringer dabei einer kindlich anmutenden Sprache, um die Unschuld dahinter zu betonen. Cindy Schmid findet dafür die richtigen Bilder. Mit der angewandten Collagetechnik findet sich eine Sprache, welche die Worte zum Teil verstärkt aber auch zum Teil entfremdet. Das Wahre wird betont durch die konsequente Verwendung von Archivmaterial, das scheinbar aus der gleichen Zeit stammt, wie die historischen Begebenheiten. Untermalt werden die Bilder von dem Sound von Philipp Scholz, der diesen unauffällig aber stimmungsvoll einbaut. Die Zusammenarbeit der drei Künstler ergab einen stimmigen Kurzfilm, der mit seiner Art im Bereich des Künstlerischen angesiedelt ist und mit seiner Geschichte bewegen kann.
Fazit: Der collagierte Kurzfilm „Vielmals“ von Cindy Schmid ist die Sichtbarmachung eines Gedichts von Nora Gomringer. Dabei findet Schmid die richtigen Bilder, um die bewegende Geschichte, welche im verspielt, kindlichen Ton vorgetragen wird, und die wahren Hintergründe zu untermalen. Rundherum ist „Vielmals“ ein kleines Kunstwerk, das es schafft Wahrheit und Fiktion wunderbar zu vermischen.
Bewertung: 7,5/10
Überzeugt euch selber von dem Experimentalfilm „Vielmals“
2 Gedanken zu ““Vielmals” (2017)”