„Die Insel der besonderen Kinder“ von Ransom Riggs (2013)

Doreen Kaltenecker
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416 Seiten / Verlag Knaur / 14,99 €

Cover des Buchs „Die Insel der besonderen Kinder“

Buchkritik: Der Spielfilm „Die Insel der besonderen Kinder“, in der Hauptrolle mit Eva Green und Asa Butterfield, aus der Hand von Tim Burton basiert auf dem Debütroman von Ransom Riggs. Im Jahr 2013 brachte er mit „Die Insel der besonderen Kinder“ (OT: „Miss Peregrine’s Home for Peculiar Children“) einen Jugend-Fantasy-Roman heraus, welcher es schaffte, sich ganz wie nebenbei mit der historischen Vergangenheit zu beschäftigen, während er eine packende Fantasy-Geschichte erzählt.

Jacob Portman und sein Großvater Abraham waren ein Herz und eine Seele. Jacob liebte die abenteuerlichen Geschichten aus der Kindheit des Opas, in denen er von besonderen Kindern, einer Insel und bösen Monstern sprach. Mittlerweile ist Jacob älter geworden und die beiden haben sich entfremdet, doch als sein Opa auf seltsame Weise stirbt, fallen ihm die Geschichten wieder ein. Nachdem er ein paar weitere Hinweise erhält, macht er sich auf die Suche nach der Insel und scheint dem Rätsel des besonderen Waisenhauses immer mehr auf die Spur zu kommen.

Der amerikanische Tausendsassa Ransom Riggs (*1979), der u.a. in der Filmproduktion und als Fotograf tätig ist, lieferte 2013 mit dem 416-seitigen Roman „Die Insel des besonderen Kindern“ den Auftakt einer vierbändigen Reihe. Dementsprechend, mit einer Fortsetzung im Sinn, lässt er sich Zeit, seine Geschichte aufzubauen. Dabei lernen wir Jacob besser kennen, begleiten ihn bei seinen Recherchen und ersten Erkundungstouren über die Insel. Dies gibt dem Plot die Möglichkeit mehr Spannung aufzubauen und den Leser tiefer in die Fantasy-Welt versinken zu lassen. Das Tempo wird erwartungsgemäß im letzten Drittel des Buches angezogen und viele Fragen lösen sich immer weiter auf. Auch wird den Lesern im Verlauf der Geschichte der Zusammenhang zwischen Weltkrieg und der Fantasy-Geschichte klar. Riggs findet eine deutliche Sprache für die Greueltaten, welche zwar in der Vergangenheit liegen, aber niemals vergessen werden sollten und auch heute noch die nachfolgenden Generationen belasten. Wunderbar ist es, wie Riggs die Parallelen zwischen der damals realen Bedrohung und dem Monster der Fantasy-Geschichte zieht. Diese heißen auch nicht von ungefähr Hollows (Kurzform für Hollowgasts), was an das Wort Holocaust erinnert. Das Verfolgt-Werden und das Flucht-Motiv fängt der Autor ebenfalls stimmig ein. Neben diesen actionreichen Elementen, lässt sich er sich vor allem Zeit für seine besonderen Charaktere und ihr einmaliges Zuhause. Für sein Buch hat er 41 antiquierte Fotografien zusammengestellt, die an Freakshows und Horrorfilme erinnern. All diese echten Fotografien dienten ihm als Ideenlieferant und regen auch die Fantasie der Leser an. Trotz einer gewissen Faszination dieser Bilder, hätte das Buch auch ohne sie funktioniert. Die leicht lesbare, aber den Leser niemals für dumm verkaufende Ausdrucksweise sowie die konsequente Erzählperspektive aus Jakobs Sicht sind ansprechend. Für junge Leser ist Jakob, ein durchschnittlicher Junge, die perfekte Identifikationsfigur. Mit ihm zusammen gelangt man in eine fantastische Welt, welche mit vielen Details und Parallelen zur Realität wunderbar faszinieren kann. Ob es einen filmischen Nachfolger geben wird, ist ungewiss, aber glücklicherweise kann man sich die weiteren Bücher der Romanreihe zu Gemüte führen.

Fazit: Ransom Riggs Debütroman „Die Insel der besonderen Kinder“ ist ein Fantasy-Buch, was zwar für jugendliche Leser konzipiert wurde, aber mit seiner gelungenen Geschichte, angesiedelt zwischen Realität und Fantasie, auch ältere Leser ansprechen kann. Darüber hinaus bietet es nicht nur Unterhaltung, sondern kann die Leser für die Vergangenheit sensibilisieren. Verfasst in einer leicht lesbaren Sprache, mit einem langsamen Spannungsanstieg und gut ausgearbeiteten Charakteren überzeugt das Buch auf ganzer Länge, so dass man gespannt auf die Nachfolger sein kann.

Bewertung: 5/5

geschrieben von Doreen Matthei

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