Studium der Kunstgeschichte - Schwerpunkt: Filmgeschichte (Abschluss 2010 mit der Arbeit "Rembrandt im Spielfilm") Nebenfächer: Philosophie und Alte Geschichte
- seit 2012: Filmkritikerin bei movieworlds (Kino, DVD, BD, Festivalberichte)
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Filmkritik: Die beiden Regisseure Rainer Binz und Benjamin Kempf Siemens arbeiten schon seit Jahren in der Werbebranche zusammen. Als Regie-Duo Reggie Pak geben sie jetzt mit „Early Birds“ ihren Kurzfilm-Einstand, der am Eröffnungsabend des 20. Landshuter Kurzfilmfestival lief.
Der griesgrämige Hans (Horst Westphal) hat aus der Not heraus aus seiner Wohnung eine Altherren-WG gemacht. Doch Ede (Hermann Beyer), Jossi (Hark Bohm) und Pit (Axel Werner) sind unzufrieden mit diesem Leben und beschließen noch einmal einen großen Coup zu landen, um sich ihren verdienten Lebensabend zu gestalten.
Mit ihrem Kurzfilm treffen die beiden Regisseure Benjamin Kempf-Siemens und Rainer Binz (*1971), welche seit Jahren gut als Team zusammenarbeiten, ins Schwarze der Zeit. Heist-Movies mit älteren Herrschaften kommt gerade wieder in Mode, u.a. Robert Redford in „Ein Gauner & Gentleman“ (2018) und der Film „Abgang mit Stil“ (2017). Die Geschichte beginnt mit einer humorvollen Küchenszene, in der das Regie-Duo Reggie Pak die Charaktere wunderbar umreißt und so ein Gefühl für eine größere Dimension vermittelt. Auch alle anderen Ereignisse sind realitätsnah inszeniert, aber stets mit viel, stellenweise auch bissigem, Humor versehen. Zudem erkennt man einen subtilen Unterton, der sich mit dem Thema Altersarmut auseinandersetzt, Ihr Kurzfilm „Early Birds“ wurde als eines von 18 Projekten ausgewählt, die vom Kulturstaatsministerium gefördert wurden. Und das sieht man dem Film auch an. Die Umsetzung ist äußerst professionell. Nicht nur die Locationwahl und die stimmig dazu passende Inszenierung lässt sich perfekt auf das ältere Gespann ein, sondern vor allem die vier Hauptdarsteller überzeugen in ihren Rollen. Obwohl der Film nur circa neun Minuten lang ist, schaffen die vier es, ihren Charakteren viel Leben einzuhauchen, so dass man eine Ahnung davon bekommt, was sie in der Vergangenheit beeinflusst hat und wie sie als junge Männer waren. Auch das eher offene Ende würde sich perfekt für eine Fortsetzung oder gar für eine Langfilmvariante eignen. Auf jeden Fall möchte man mehr von den alten Herrschaften, ihren kauzigen Auseinandersetzungen und den kommenden Ereignissen sehen.
Fazit: Der deutsche Kurzfilm „Early Birds“ des Regie-Duos Reggie Pak überzeugt als spannender und humorvoller Auftakt über eine außergewöhnliche Altherren-WG und einen möglichen letzten großen Coup. Durch eine stimmige Charakterisierung, angesetzt zwischen Humor und Realität, ist man als Zuschauer gleich auf ihrer Seite und möchte unbedingt wissen, wie es mit den vier Rentnern wohl weitergehen wird.
2 Gedanken zu “„Early Birds“ (2018)”