„Captain Marvel“ (2019)

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© Marvel Studios 2019

Filmkritik: Mittlerweile kann man sich ein Kino ohne das Marvel Cinematic Universe (MCU) gar nicht mehr vorstellen. Seit „Iron Man“ 2008 auf die Leinwände kam, folgten 20 weitere Superheldenfilme, die sich oft überschneiden und zusammen einen großen Kosmos eröffnen. Während alle auf den großen Showdown in „The Avengers: Endgame“ hin fieberten, kam der 21. Marvelfilm in die Kinos: „Captain Marvel“ (OT: „Captain Marvel“, USA, 2019), der sich in vielerlei Hinsicht dann doch von den anderen Filmen unterscheidet – allen voran mit seiner starken weiblichen Hauptfigur.

Vers (Brie Larson) ist eine loyale und talentierte Kriegerin der Kree. Ihr Volk führt einen lang anhaltenden Kampf gegen die Skrull und deren Anführer Talos (Ben Mendelssohn). Doch ihr Ausbilder Yon-Rogg (Jude Law) hält sie noch nicht bereit für den Kampf, obwohl sie offensichtlich durch ihre besondere Fähigkeit die Stärkste ist. Doch gleichzeitig wird sie von Erinnerungen einer gewissen Carol Danvers heimgesucht. Um dieser Person und ihren eigenen Wurzeln auf den Grund zu gehen, verfolgt sie die Spuren und landet auf der Erde im Jahr 1995. Dort kommt sie Stück für Stück – auch durch die Hilfe des jungen Shield-Agenten Nick Fury (Samuel L. Jackson) – ihrer wahren Identität und auch einem lang gehüteten Geheimnis der Kree auf die Spur.

Jude Law und Brie Larson
© Marvel Studios 2019

Im Kino-Marvel-Universum gab es schon immer starke Frauenfiguren. Doch einen eigenen Film wie DCs „Wonder Woman“ (2017) ließ lange auf sich warten. Nachdem es mit „Black Panther“ (2018) endlich ein afrikanischer Titelheld in die Kinolandschaft geschafft hat, folgte mit „Captain Marvel“ nun eine Frau. Natürlich ist es schade, dass man beide Fakten explizit erwähnen muss. Auch dass man bei den „Avengers: Endgame“ eine zu gewollt rein weibliche Kampfszene eingebaut wurde, fällt auf. Doch nur so kann es vermutlich zum Umdenken in den Köpfen der Zuschauer kommen, die ganz auf ein männliches Kinouniversum eingestellt sind. Natürlich hängt das auch mit den Ursprüngen zusammen. Die meisten Superhelden-Geschichten gehen auf Comicvorlagen zurück, die vor langer Zeit ins Leben gerufen wurden. So auch die Figur des Captain Marvel, dessen Ursprünge in dem 1967 veröffentlichten Comic „Marvel Super-Heroes #12“ von Autor Stan Lee und Zeichner Gene Colan liegen. Doch erst über die Jahre wurde aus der einst männlichen Figur eine Frau und 2012 schlussendlich wurde Carol Danvers zu Captain Marvel. Logischerweise referenziert der Film auf die neuen Comics, so dass wir nun Carol Danvers ausgeschmückte Geschichte auf der Leinwand zu sehen bekommen. Verfilmt haben das der Regisseur Ryan Fleck (*1976) und die erste Regisseurin im Marvel-Universum Anna Boden (*1976). Bekannt sind die beiden für ihren Film „Half Nelson“ (2006). Die Geschichte von Captain Marvel, welche sie nach einem Drehbuch von Meg LeFauve, Nicole Perlman und Geneva Robertson-Dworet erzählen, bietet dabei keine großen Überraschungen. Gut und Böse sind klar gezeichnet, auch die Wendungen sind fast alle durchschaubar. Klassische Erzählelemente bilden hier zusammen eine standardisierte Kost, die gleichermaßen Action und Gefühl bietet. Doch auch hier wird, wie man es von Marvel-Filmen gewohnt ist, der Humor wunderbar mit eingeflochten, so dass der Film die meiste Zeit leichtfüßig daherkommt. Auch schafft es der Film Sympathieträger zu etablieren, so dass die Geschichte spannend genug ist, um bis zum Ende interessant zu bleiben.

Lashana Lynch und Brie Larson
© Marvel Studios 2019

Der Film glänzt so vor allem auf visueller und darstellerischer Ebene. Das Ensemble ist, wie auch sonst schon bei Marvel-Filmen mit bekannten Gesichtern wunderbar zusammengestellt worden – allen voran die hervorragende Brie Larson, die man aus „Kong: Skull Island“ (2017) und „Schloss aus Glas“ (2017) kennt, aber vor allem für ihren Film „Raum“ (2015), für den sie damals noch recht unbekannt einen Oscar gewinnen konnte. An ihrer Seite stehen Jude Law, gewohnt souverän, Ben Mendelsohn (hier mal in keiner eindimensionalen Bösewichtrolle, wie bei „Ready Player One“ (2018)) und der am Computer verjüngte Samuel L. Jackson, an dessen Anblick man sich erst einmal gewöhnen muss. Alle spielen ihre Rollen gut und lassen Humor sowie Gefühl zu. Dank der Darsteller wird die Geschichte, die hier schon teilweise recht abgespaced ist, geerdet. Das merkt man am besten nicht in einer der Weltraumschlachten, sondern bei dem Geschehen auf der Erde, welches durch Menschlichkeit und Humor seine Stärke erhält. Auch Freunde von Ausflügen ìn vergangene Jahrzehnte werden hier auf ihre Kosten kommen. Viele Anspielungen, Zitate und die überzeugenden Ausstattungen bringen die Zuschauer zurück in die amerikanischen 90er Jahre, die so viel mehr zu bieten haben, als die gigantischen Weltraumkulissen, die aber wiederum die Science-Fiction-Fans erfreuen werden. Auch wenn die Story nicht immer innovativ ist, sorgt die Ausgestaltung und die Besetzung für ein gelungenes Kinoerlebnis und Katzen sieht man danach mit anderen Augen.

© Marvel Studios 2019

Fazit: Bevor es in „Avengers: Endgame“ zu einem finalen Showdown kommt, führt das MCU die neue Figur Captain Marvel ein. Die Geschichte der ersten weiblichen Titelheldin ist eine locker flockige Comic-Verfilmung. Dabei ist die Story selbst vorhersehbar und erinnert an klassische Comic-Konstellationen, doch durch den wunderbaren Retro-Charme, die gelungenen Charaktere und die beste Filmkatze seit langem ist „Captain Marvel“ eine gelungene Adaption, welche die Zuschauer kinoreif unterhalten kann.   

Bewertung: 8/10

Kinostart: 7. März 2019 / DVD-Start: 18. Juli 2019

Trailer zum Kurzfilm „Captain Marvel“:

geschrieben von Doreen Matthei

Quellen:

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