„Avengers: Endgame“ (2019)

Doreen Kaltenecker
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Filmkritik: Die Marvel-Fans wurden mit dem dritten Teil – „Avengers: Infinity War“ (2018) auf ein phänomenales Ende vorbereitet und es wurde die denkbarste Cliffhanger-Situation aller Zeiten geschaffen, denn fast alle geliebten Superhelden waren tot. Zwar deuteten sich in diversen Trailern an, dass es nicht so bleiben wird, aber wie genau es ausgehen würde, war unklar. Diese Antwort lieferte nun der 181-minütige „Avengers: Endgame“ (OT: „Avengers: Endgame“, USA, 2019) und bereitet eine cineastische Welt ohne Avengers vor.

Nachdem Thanos (Josh Brolin) die Hälfte allen Lebens im Universum vernichtet hat, treibt nicht nur Tony Stark alias Iron Man (Robert Downey Jr.) ohne die Möglichkeit zur Rettung durchs All, sondern die restliche Bevölkerung der Erde darunter die verbliebenen Avengers Black Widow (Scarlett Johansson) und Captain America (Chris Evans) wissen kaum, wie sie weitermachen sollen. Während Hawkeye (Jeremy Renner) auf einen Rachefeldzug gegen das gesamte Welt-Übel setzt, ist das Ziel der restlichen Superhelden Thanos. Doch auch die schnelle Rache hilft nicht über den Verlust hinweg. Erst das Auftauchen von Captain Marvel (Brie Larson) und vor allem des tot geglaubten Ant-Man (Paul Rudd) bringt neue Hoffnung. Möglicherweise lässt sich durch eine Reise in die Vergangenheit diese unsagbare Tat verhindern.

© Marvel Studios 2019

Das Marvel Cinematic Universe (MCU) spaltet die Kinogänger. Vor allem Kritiker können bestimmt den immer weiter wachsenden Kosmos mit all den Charakteren, die ihre eigene Geschichten bekommen, nicht mehr sehen. Doch die Fans, vor allem die, die seit der ersten Minute dabei sind, können einfach nicht genug davon bekommen. Der nun mittlerweile 22. Film nach Filmen wie „Guardians of the Galaxy“ (2014), „Dr. Strange“ (2016)  „Black Panther“ (2018) und „Captain Marvel“ (2019) bringt wieder alle zusammen. Anfänglich natürlich nur die, welche überlebt haben. Doch nachdem der vorhergehende Teil viel Action bereit hielt und unermüdlich fortschritt, läßt sich der vierte „Avengers“-Film erstaunlich viel Zeit in seinen 181 Minuten voranzuschreiten und man ahnt schon, dass sich hier mancher Charakter verabschieden wird und andere Storyverläufe aufgebaut werden. Die „Avengers“ waren lange Zeit die Nahtstelle und brauchten einen Schlusspunkt – wie oft kann man schon die Welt retten? Doch gleichzeitig zeigt der Film, dass auch nach 22 Filmen an ein Ende des MCU nicht zu denken ist und passend dazu lief nur kurze Zeit später „Spiderman: Far from Home“ (2019) in den Kinos an. 

Jeremy Renner, Don Cheadle, Robert Downey Jr., Chris Evans, Karen Gillan, Paul Rudd und Scarlett Johansson
© Marvel Studios 2019

Doch bevor es dort heiter weitergeht, schufen die beiden Regisseure Joe (*1971) und Anthony Russo (*1970) nach dem Drehbuch von Christopher Markus und Stephen McFeely einen Film, der die Sache abrundet, Geschichten konsequent beendet und sich Zeit für seine Charaktere nimmt, die Action tritt dabei in den Hintergrund und zeigt auch, dass Marvel mehr ernst statt witzig kann, obwohl auch hier der Humor nicht verloren geht. Auch gibt es viele Anspielungen und Querverweise auf die Filme der Reihe, was zwar die Fanherzen höher schlagen lässt, es für unbedarfte Zuschauer aber auch schwieriger macht. Ganze 400 Millionen Dollar soll die Realisierung gekostet haben, die trotzdem mühelos wieder eingespielt werden dürften. Doch nicht alle Fans werden begeistert sein. Stellenweise wirkt die 181-minütige Geschichte ohne roten Faden, außer dass natürlich alle verloren gegangenen Helden wieder zurück geholt werden sollen. Dass das funktionieren wird, hat man im Blut und so verliert hier die Geschichte an Spannung. So ist auch der große Endkampf eher fad. Da eigentlich nur die Frage bleibt, ob es einer der großen Helden nicht schaffen wird. Doch für Fans der Reihe, die sich mehr Gefühl und vielleicht auch das Abschließen der einen oder anderen Geschichten gewünscht haben, ist „Avengers: Endgame“ der perfekte Schlusspunkt..  

Jeremy Renner, Paul Rudd und Karen Gillan
© Marvel Studios 2019

Optisch bleibt der Film dem MCU treu. Beinharte Action mit Effektspektakel gibt es auf der Erde und auf anderen Welten. Dabei schmiegt sich alles der bunten Comic-Optik an und zelebriert seine Vorlagen. Doch gleichzeitig wählt man eine gedämpftere Farbpalette für die Situationen mit Gefühl. Da dominieren die Farben Grau und Blau, ansonsten bleiben die Filmemacher aber bei ihrer visuellen Linie und hüllen das Staraufgebot in schönste Comicfarben ein. Bei so vielen Darstellern u.a. Robert Downey Jr. („Sherlock Holmes“ (2009)), Brie Larson („Captain Marvel“ (2019)), Chris Evans, Tom Holland, Danai Gurira („The Walking Dead“ (2012-2019) und Scarlett Johansson („Das Mädchen mit dem Perlenohrring“ (2003)) findet jeder Zuschauer eine Bezugsperson oder eine Welt, für die man sympathisiert. Es ist auch gut, dass manche Figuren mit diesem Film das Ende ihrer Geschichte finden, denn ansonsten hätte man sie im filmischen Gedächtnis dauerhaft und leider ausschließlich nur noch mit dieser Rolle identifiziert. Oder wer denkt bei Robert Downey Jr. nicht an Iron Man, sondern an den smarten Anwalt Larry Paul aus „Ally McBeal“ (2000-2002)? Rundherum passt das Korsett des Films zur Geschichte und geht auch hier Hand in Hand für das Ziel der konsequenten Erfüllung des Unterhaltungswillens.  

Karen Gillan
© Marvel Studios 2019

Fazit: Der 22. Film aus der Marvel Cinematic Universe bringt wie bereits in „Avengers: Infinity War“ viele Geschichte noch einmal zusammen, findet für einige Fäden hier sogar ein Ende und gibt einer neuen Riege Leinwandhelden Platz. Dabei setzt der Film mehr auf Gefühl und Charakterausformungen, als auf Action, Humor und Effektgewitter, die aber trotzdem nicht zu kurz kommen. Doch durch diese eher gefühlsbetonte Inszenierung entsteht in dem Film ein Gefühl von Länge. Am Ende stellt sich aber Zufriedenheit ein, vor allem darüber, dass es doch Enden in diesem Universum gibt.

Bewertung: 7/10

Kinostart: 24. April 2019 / DVD-Start: 5. September 2019

Trailer zum Film „Avengers: Endgame“:

geschrieben von Doreen Matthei

Quellen:

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