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Interview: Im Gespräch mit der Filmemacherin Kiana Naghshineh erzählt sie uns mehr über eindringlichen Kurzfilm „Augenblicke“, der auf vielen Festivals u.a. den 29. Bamberger Kurzfilmtagen und dem 31. Filmfest Dresden lief, wie es zu dem Film kam und wie sie ihren Stil dafür fand, der mit seinem Fragmentarischen und Bewegten die Zuschauer auch mal verunsichern kann.
Stimmt es, dass Dich wahre Ereignisse zu Deinem Kurzfilm „Augenblicke“ inspiriert haben?
Ja, ich war damals ca. 17 Jahre alt, als mich ein Mann auf der Straße abends angegriffen und versucht hat mich auszuziehen. Ich hatte Glück im Unglück, dass eine Frau aus den umherstehenden Häusern durch meine Schreie aufgewacht ist und uns gesehen hat. Der Mann hat abgelassen und ist weggelaufen. Es ging alles sehr schnell und mir war noch gar nicht bewusst, was passiert ist. Das einzige, was ich wahrgenommen habe, war dass die Frau mich immer noch “vorwurfsvoll” anschaute, als hätte ich etwas Falsches getan. Im Nachhinein denke ich, dass sie einfach ebenso geschockt und entsetzt war, sowas vor ihrer Haustür zu sehen, aber ich habe mich nur von ihr angestarrt gefühlt. Das war mir sehr unangenehm. Ich bin schnell weitergelaufen und habe so getan, als sei das nie passiert.
Diesen Wunsch habe ich für mein Diplomprojekt (es sind seitdem ca. acht Jahre vergangen) wieder aufgegriffen. Ich habe viel recherchiert, mit vielen betroffenen Frauen und Therapeuten gesprochen. Ich wollte keinen persönlichen Film über mich machen, sondern eine Situation darlegen, die viele Frauen und Männer widerspiegeln sollte.
Die drei Perspektiven Deines Films sowie das Fragmentarische geben Deinem Film seine starke Wirkung. Magst Du mehr darüber erzählen?
Was war Dir visuell noch wichtig? Würdest Du sagen, Du hast jetzt Deinen eigenen Stil gefunden?
Mein Stil variiert ziemlich stark von Projekt zu Projekt. Allgemein nehme ich mir ein Thema vor und überlege dann wie ich es am besten umsetzen kann. Bei „Augenblicke“ waren mir dynamische Bewegungen wichtig, die zwischen Realismus und Surrealismus schwanken. Ich wollte, dass der Raum sich auflöst, aber die Zuschauer immer in Bewegung bleiben. Grobe Pinselstriche, die eine Richtung vorgeben, waren dafür die beste Lösung.
Die Fragmente und die Bewegung haben den Film für mich ausgemacht und darin habe ich die meiste Zeit investiert. Gerade was Farbe und Texturen betrifft, hätte ich gerne noch mehr experimentiert, aber ab einem Punkt wollte ich den Film nur noch fertigstellen. Kompromisse muss man beim Filmemachen wahrscheinlich immer eingehen.
Wie kamst Du auf das Lied?
Zur Musik bekomme ich sehr durchmischtes Feedback. Viele wissen nicht genau wie sie sie einordnen sollen, aber genau diese Gefühl, passt zu dieser Situation. Wenn mir Leute nach dem Screening also sagen, dass sie verwirrt sind, sage ich immer, dass es mir Leid tut, sie verwirrt zu haben, aber dass mich das sehr zufrieden macht. Der Film hätte ja die falsche Wirkung, wenn man danach einfach nur zufrieden ist.
Kannst Du mir mehr von Dir erzählen und wie Du zum Animationsfilm gekommen bist?
„Augenblicke“ ist Dein Uni-Abschlussfilm gewesen. Wie geht es jetzt weiter – hast Du schon neue Projekte geplant?
Ja, derzeit arbeite ich an einigen Projekten, aber mehr als Dienstleisterin – seien es Designs oder ganze animierte Teile für Serien oder Dokumentarfilme. Das ist mein Beruf mit dem ich mein Geld verdiene.
Ich arbeite aber auch an einem Drehbuch und möchte gerne ganz bald wieder an einem eigenen Kurzfilm arbeiten.
Die Fragen stellte Doreen Matthei
Lies auch die Rezension des Kurzfilms „Augenblicke“