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Am 15. Juli 1997 wurde der berühmte Modemacher Gianni Versace (Édgar Ramírez) durch den Serienmörder Andrew Cunanan (Darren Criss) ermordet. Schnell wird das FBI auf ihn aufmerksam und verfolgt seine Spur, während Versaces Schwester Donatella (Penélope Cruz) versucht mit dem Verlust umzugehen und gleichzeitig das Imperium am Leben erhalten will. Mit den fortschreitenden Ermittlungen gegen Cunanan taucht man immer weiter in das Leben des Sohnes eines philippinischen Einwanderers ein, welcher sich von einem Dandy über einen obsessiven Liebhaber hin zu einem Serienmörder entwickelte, und am Ende fünf Leute innerhalb von wenigen Monaten auf dem Gewissen haben wird.
Die Anthology-Serie „American Crime Story“ beschäftigt sich mit realen Kriminalfällen, welche auch große mediale Aufmerksamkeit auf sich gezogen haben und arbeitet diese in mehreren Folgen im Spielfilm-Format ab. In der ersten Staffel beschäftigte sich die Serie mit der Gerichtsverhandlung, in der der Ex-Football-Star O.J. Simpson des Mordes angeklagt wurde. In der zweiten Staffel mit ihren neun Folgen beginnt alles mit dem titelgebenden Mord an dem Modeschöpfer Gianni Versace, welcher sich am 15. Juli 1997 in Miami Beach ereignete. Doch von da an dringt die Geschichte immer weiter zu dem Serienmörder Andrew Cunanan vor, der ihn auf dem Gewissen hat. In den Folgen bewegen wir uns immer weiter in die Zeit zurück und lernen die anderen Opfers Cunanans kennen. Weitere Sprünge zurück in die Zeit vor den Morden geben Aufschluss über seine Persönlichkeit. Doch die Serie taucht nicht nur in seine Persönlichkeit ein, sondern folgt auch hier und da anderen Figuren. So erfahren wir nicht nur mehr über Versace und dessen Verhältnis zu seiner Schwester, sondern lernen u.a. Jeff Trail (Finn Wittrock) kennen, das erste Opfer von Cunanan, und Marilyn Miglin (Judith Light), die hinterbliebene Ehefrau des dritten Opfers. So spannt die Serie in ihren 500 Minuten Spielzeit einen großen Bogen, welcher die wichtigsten Stationen des Serienmörders bis hin zu seinem Ende unter die Lupe nimmt. Diese Erzählweise nimmt die ZuschauerInnen auf ganz besondere Weise mit. Die Serie geht wahrlich an die Nieren und je mehr man eintaucht, umso mehr wünscht man sich einen anderen Ausgang und leidet unter dem Wissen, wie es für die Opfer zu Ende gehen wird. So kann man auch nicht von leichter Unterhaltung sprechen, sondern nur davon, dass die Serie einen förmlich packt und nicht mehr loslässt.
Neben der intensiven Geschichte und dem chronologisch rückwärts verlaufenden Erzählaufbau, schafft es die Serie auch mit stimmigen Zeitkolorit und einem wunderbaren Cast zu überzeugen. Die 90er Jahre, die aufkeimende Mode und das Lebensgefühl in Miami werden hier wunderbar stimmig eingefangen. Zudem tragen die Kostüme selbst dazu bei, die Figuren und ihre Wandlungen zu charakterisieren. Nicht nur Andrew Cunanan passte sich in seinem Stil immer wieder neu an, sondern auch die Schwester von Versace entwickelt sich in ihrer Geschichte erst zu der äußerst dominanten Person, welche man aus den Medien kennt, was sich auch in der Kleidung widerspiegelt. Die Dreh- und Spielorte wurden stimmig gewählt und verpflichten sich einem gewissen Maß der Authentizität. Ebenso die DarstellerInnen – natürlich handelt es sich dabei um keine Dokumentation, sondern um eine Serie im Spielfilmformat, aber die Ereignisse sowie die Personen sind ihren realen Vorbildern verpflichtet. Gespielt wird die Serie von einem hervorragenden Ensemble. Neben kleineren Rollen für Dascha Polanco (bekannt aus „Orange is the New Black“ (2013-2019)) und Max Greenfield („New Girl“ (2011-2018)) überzeugen vor allem die Darsteller der Opfer (u.a. Édgar Ramírez als Versace, Finn Wittrock als Jeff („Judy“ (2019)) sowie Cody Fern als David Madson. Sie alle schaffen es, nicht bloß Gesichter einer Opferstatistik zu sein, sondern ihren Figuren viel Herz zu geben, so dass ihr Tod, welchen man meistens zuerst erlebt, mehr bewegt, als man es bei solchen Serien gewohnt ist. Auch die trauernden Hinterbliebenen u.a. von Versace, gespielt von Penelope Cruz als Schwester und Ricky Martin als Geliebter sind überzeugend und tragen einen weitergehenden Konflikt aus, welcher zusätzliche Themen aufgreift. Doch allen voran überzeugt Darren Criss, den man in so netten Rollen wie bei „Glee“ (2009-2015) und „Hollywood“ (2020) gesehen hat, hier als unberechenbarer, gestörter Serienkiller, an dessen Fersen wir uns unweigerlich heften und seinen Grausamkeiten zusehen müssen. Diese Performance geht unter die Haut und brennt sich ins Gedächtnis ein. So vereint Ryan Murphy auch hier alle Elemente zu einer gelungenen Mischung, die es für eine gute Serie braucht, und kehrt wieder seine dunkle Seite hervor, die man auch schon bei „Nip Tuck“ (2003-2010) und „American Horror Story“ kennenlernen durfte.
Fazit: Die zweite bisher erschienene Staffel der Anthologieserie „American Crime Story“ beschäftigt sich mit der Ermordung von fünf Menschen durch die Hand Andrew Cunanans, dessen Werdegang und die schlussendliche Fahndung durch die Polizei. Dabei überzeugt die in neun Folgen aufgeteilte Serie mit einer ungewöhnlichen Erzählstruktur, starken DarstellerInnen, einer intensiven Schilderung und einer dichten Atmosphäre, so dass man als ZuschauerIn nur schwer Luft bekommen kann.
Bewertung: 5/5
Trailer zur Staffel 2 der Serie „American Crime Story: The Assassination of Gianni Versace“:
geschrieben von Doreen Matthei
Quellen:
- Wikipedia-Artikel über die Serie „The Assassination of Gianni Versace: American Crime Story“
- Julian Dörr, ‚“American Crime Story” : Versace, sterblicher Gott – Medien – SZ.de‘, sueddeutsche.de, 2018