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Interview: Im Gespräch mit der kanadischen Filmemacherin und Schauspielerin Michelle D’Alessandro Hatt konnten wir mehr über ihren wunderbaren Kurzfilm „Brave Little Army“, der im ‚Kids‘-Block des 32. Filmfest Dresden lief, erfahren, dass er der Auftakt einer Trilogie ist und wie sie ihren Stil und ihre Darstellerinnen gefunden hat.
The original english language interview is also available.
Was war der Ausgangspunkt deiner Geschichte von „Brave Little Army“?
Vor fünf Jahren wurde ich inspiriert, einen Film über vier lebenslange Freunde zu schreiben, die sich zu einem Wochenendausflug zusammenfinden, der zum perfekten Verbrechen wird. Als sich das Drehbuch entwickelte, wurde mir klar, dass es eine größere Geschichte war, als ich anfangs dachte. „Brave Little Army“ ist die Geschichte, wie sich diese vier Freunde im Alter von zwölf Jahren treffen und für immer miteinander verbunden sind. Es ist der erste Film in einer Trilogie.
Neben der eigentlichen Botschaft (dem Umgang mit häuslicher Gewalt), ist dein Film auch ein Plädoyer dafür, dass es mehr reine Mädchen- und Frauenfilme geben sollte. Was möchtest Du jungen Zuschauerinnen alles mitgeben?
Ich bin mit dem Genuss von Coming-of-Age-Filmen wie „Stand By Me“ [1986, Regie: Rob Reiner] und „Der Club der toten Dichter“ [1989, Regie: Peter Weir] aufgewachsen, und ja, ich würde absolut gerne mehr Geschichten wie diese sehen, aber über Mädchen und Frauen, die sich gegenseitig in den dunkelsten Momenten des Lebens unterstützen. Ich hatte mir zwar nicht vorgenommen, „Brave Little Army“ für ein junges Publikum zu machen, aber ich bin begeistert, dass es kürzlich die Aufmerksamkeit der Festivals für Kinder erregt hat. Ich hoffe, dass alle Zuschauer inspiriert werden, sich selbst treu zu bleiben, sich gegen Rüpel zu wehren und anderen gegenüber einfühlsam zu sein.
Erzähl mir mehr über den Stil des Films. Wieso hast Du Dich für diese Fantasy-Metapher entschieden?
Ich habe einen Hintergrund als Bühnenautorin, und die meisten meiner Arbeiten enthalten Elemente des magischen Realismus. Im Fall von „Brave Little Army“ dient die Fantasie Em, Lu, K und Dee auf zweierlei Weise: Sie gibt ihnen eine schützende Distanz zum Trauma, und sie erlaubt ihnen, es zu verarbeiten und einen Weg zu finden, um einen Sinn darin zu finden.
Ganz wunderbar ist auch der Look der Mädels selbst – wie hast Du den gefunden? Es spielt in den 80er Jahre, oder?
Ja, der Film spielt im Jahr 1984, und ich wollte den großen, kühnen, farbenfrohen Stil der Pop-Ikonen dieser Zeit – Cyndi Lauper, Madonna, Prince und The Revolution – heraufbeschwören, und ich habe eng mit einem wunderbar talentierten und hart arbeitenden Team von Kreativen zusammengearbeitet, um jeden Look mit Hilfe von Vintage- und Army-Surplus-Läden und sogar aus unseren eigenen Schränken zu schaffen. Zu sehen, wie meine Visionen von den Figuren am Set zum Leben erwachten, war eine erstaunliche Erfahrung, die ich nie vergessen werde.
Wie hast Du Deine Darstellerinnen gefunden? Und wie war es mit ihnen zu arbeiten?
Ich hatte das Glück, mit Ashley Hallihan eine exzellente Casterin zu haben, die mit dem Nachwuchspool in Toronto vertraut ist. Zunächst haben rund 65 Schauspielerinnen mit selbst aufgenommen Casting-Videos vorgesprochen, und dann hielt ich persönlich Gruppen-Callbacks ab. Lyla, Rosali, Amanda und Faith waren meine erste Wahl für die Rollen – sie alle sind intelligente, charismatische Darstellerinnen und es macht Freude, mit ihnen zu arbeiten.
Erzähl mir noch ein bisschen mehr von Dir – Du bist auch Schauspielerin und spielst hier auch die Mutter – und hast mit „Brave Little Army“ Deinen ersten Kurzfilm verwirklicht, richtig?
Ja, ich habe ursprünglich eine Ausbildung am Theater absolviert, und nach mehreren Jahren des Schreibens, Aufführens und Koproduzierens von Theaterstücken habe ich in letzter Zeit im Bereich Film/TV und Voiceover gearbeitet. Vor einigen Jahren beschloss ich, meine eigene Produktionsfirma Black Lab Film Co. zu gründen.
Sind bereits neue Projekte geplant und wirst Du dem weiblichen (Jugend-)Film treu bleiben?
Ja, ich freue mich sehr darauf, den nächsten Film der Trilogie zu drehen. „Brave Rebel Army“ spielt zehn Jahre später, 1994, und Em, Lu, K und Dee sind jetzt auf dem College. Nach einem schrecklichen Vorfall auf dem Campus, in den eine der ihren verwickelt war, suchen die vier jungen Frauen Gerechtigkeit, indem sie die Dinge selbst in die Hand nehmen.
Die Fragen stellte Doreen Matthei
Übersetzung von Michael Kaltenecker
Lies auch die Rezension des Kurzfilms „Brave Little Army“
Interview: In conversation with the Canadian filmmaker and actress Michelle D’Alessandro Hatt, we were able to learn more about her wonderful short film “Brave Little Army“, which ran in the ‘Kids’ block of the 32nd Filmfest Dresden, that it is the beginning of a trilogy and how she found her style and actresses.
What was the starting point of your story?
Five years ago, I was inspired to write a film about four lifelong friends who reunite for a weekend getaway which turns into the perfect crime. As the script developed, I realized it was a bigger story than I initially thought. “Brave Little Army” is the story of how these four friends meet at the age of twelve and are bonded forever. It is the first in a trilogy.
Apart from the actual message (the handling of domestic violence), your film is also a plea for there to be more pure girls’ and women’s films. What do you want to convey to your young viewers?
I grew up enjoying coming-of-age films such as Stand By Me and Dead Poets Society, and yes, I would absolutely love to see more stories like these, but about girls and women supporting one another through life’s darkest moments. While I didn’t set out to make “Brave Little Army” for a young audience, I’m thrilled that it’s recently attracted the attention of festival programmers for children. I hope all viewers will be inspired to be true to themselves, stand up to bullies, and be empathetic towards others.
Tell me more about the style of the film. Why did you pick this fantasy metaphor?
I have a background in playwriting, and most of my work contains elements of magic realism. In the case of “Brave Little Army“, the fantasy serves Em, Lu, K and Dee in two ways: it gives them protective distance from the trauma, and it allows them to process and find a way to make sense of it.
The look of the girls themselves – how did you find it? It seems to be heavily inspired by the 80s.
Yes, the film is set in 1984 and I wanted to evoke the big, bold, colourful style of pop icons from that time – Cyndi Lauper, Madonna, Prince and the Revolution – and I worked closely with a wonderfully talented and hardworking team of creatives to create each look from vintage store and army surplus finds, and even our own closets. Watching my visions of the characters come to life on set was an amazing experience I’ll never forget.
How did you find your actresses? And how was it to work with them?
I was fortunate to have an excellent casting director, Ashley Hallihan, who is familiar with the young talent pool in Toronto. We initially auditioned around 65 actresses via self-tapes, and then I held group callbacks in person. Lyla, Rosali, Amanda and Faith were my first choices for the roles – they’re all intelligent, charismatic performers and a joy to work with.
Tell me a bit more about yourself – you are also an actress and play the mother here – and with “Brave Little Army” you made your first short film, right?
Yes, I originally trained in theatre, and after several years of writing, performing and co-producing plays, I have more recently been working in film/TV and voiceover. A few years ago, I decided to start my own production company, Black Lab Film Co.
Are there already new projects planned and will you remain true to female (youth) film?
Yes, I’m very excited to shoot the next film in the trilogy. Brave Rebel Army is set ten years later, in 1994, and Em, Lu, K and Dee are now at college. After a terrifying incident on campus involving one of their own, the four young women seek justice by taking matters into their own hands.
Questions asked by Doreen Matthei
Read on the german review of the shortfilm „Brave Little Army“