„The Blunder of Love“ (2020)

Doreen Kaltenecker
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Filmkritik: Im Dokumentarfilm „The Blunder of Love“ (OT: „The Blunder of Love“, Deutschland, 2020), der auf dem 63. DOK Leipzig seine Weltpremiere feierte, erforscht der Regisseur Rocco Di Mento mit offenen Blick die eigene Familiengeschichte und hinterfragt den Mythos der großen Liebe seiner Großeltern. 

Zum Geburtstag der Großmutter des Filmstudenten Rocco Di Mento begibt er sich nach Italien, wo sich immer beinahe die ganze Familie trifft. Als an diesem Tag alte Filmaufnahmen des Opas auftauchen, begibt sich Rocco auf eine langjährige Spurensuche. Er versucht dabei zu begreifen, wie die Liebe seiner Großeltern war, was die Familie ausmacht und warum es die Oma und ihre Schwester Marcella es nicht schaffen sich nach so langer Zeit wieder anzunähern. 

Der Regisseur Rocco Di Mento (*1984), der im Masterstudiengang ‚Dokumentarfilm Regie‘ an der Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF studierte, erzählt in seinem Film eine sehr persönliche Geschichte. Über vier Jahre beschäftigte er sich mit seiner eigenen Familiengeschichte. Im Speziellen mit dem Leben seiner Großmutter, dem verstorbenen Großvater und deren scheinbar großer Liebe. Immer mehr taucht er in ihre Geschichte ein und unterhält sich dafür mit seinen Familienmitgliedern, liest das Manuskript eines Romans, das einst sein Großvater für seine Frau schrieb, und entdeckt mit alten Filmen die beiden und ihr Leben auf neue Art. Auch hinterfragt er das zerstrittene Verhältnis der beiden Schwestern – wie kam es, dass seine Tante Marcella nicht mehr zum familiären Kern gehört? All diesen Fragen geht er dabei sehr persönlich nach, indem er sich selbst ins Spiel bringt, sich direkt unterhält oder auch zum Gegenstand der Unterhaltungen wird. Doch trotzdem besitzt der Film etwas Universelles. Viele werden in diesem Film ihre eigenen familiären Mythen, Gepflogenheiten oder Verhältnisse wiedererkennen. So trifft der Filmemacher Di Mento ins Mark und kann tief berühren. Denn der Film, der hier und da auch humorvoll ist, besitzt eine starke melancholische Qualität, welche die Stimmung der Ernüchterung und Enttäuschung genauso einfängt, wie ein wehmütiges Zurückblicken. Durch und durch ist ihm ein einfühlsamer, berührender Film gelungen, der es schafft im Privaten etwas Allgemeingültiges zu finden und gleichzeitig seine eigene Geschichte zu erzählen.

Fazit: Der Dokumentarfilm „The Blunder of Love“ beschäftigt sich mit der familiären Geschichte des Regisseurs Rocco Di Mento selbst. Er geht dabei vor allem der Liebe seiner Großeltern auf die Spuren, besucht dazu immer wieder seine Familie in Italien, wird nach und nach immer mehr ein Teil des Filmprojekts und stellt die richtigen Fragen. Mit sehr persönlichen Aufnahmen, einer melancholischen Grundstimmung und einer guten Prise Humor erzählt er seine Geschichte und so gibt es nicht nur hier und da einen Wiedererkennungswert aus den eigenen Familien für die ZuschauerInnen, sondern die Dokumentation schafft es auch zu berühren.

Bewertung: 8/10

Trailer zum Film „The Blunder of Love“:

geschrieben von Doreen Matthei

Quellen:

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