„Sløborn“ (Staffel 1, 2020)

Doreen Kaltenecker
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Serienkritik: Die deutsche Serie „Sløborn“ aus der Hand von Christian Alvart, welche u.a. vom ZDF produziert wurde, feierte ihre Fernsehpremiere im Frühjahr 2020, handelt von einer sich rasant ausbreitenden Pandemie und ist so die perfekte Corona-Serie, welche die ZuschauerInnen sogar aufatmen lässt, denn so schlimm ist der reale Virus glücklicherweise nicht.

Auf der kleinen Insel Sløborn irgendwo in der Nordsee passiert nicht viel, das wissen vor allem die Jugendlichen. So auch Evelin (Emily Kusche), die gerade von einem Schulausflug zu ihren Eltern und den drei kleinen Brüdern zurückkehrt ist. Bald erfährt sie, dass sie schwanger ist und ihre Welt scheint zu zerbrechen, schon weil sie mit ihrem Vater Richard (Wotan Wilke Möhring) und ihrer Mutter Helena (Annika Kuhl) nicht darüber sprechen kann. Auch Herm (Adrian Grünewald), der immer von den Klassenkameraden gehänselt wird, schafft es nicht sich mit seinen Vater Mikkel (Urs Rechn), dem hiesigen Polizeichef, zu verständigen, stattdessen versucht er beliebter zu werden. Als seine Klassenkameraden dann am Strand ein leere Yacht entdecken, ist er bei der Mutprobe dabei und entdeckt mit ihnen zwei Leichen. Doch statt es zu melden, ergreifen sie die Flucht, nicht wissend, dass dadurch die gefährliche Taubengrippe auf die Insel gelangt ist, und nach und nach alle Leben bedroht. 

Wotan Wilke Möhring und Emily Kusche

Der deutsche Regisseur Christian Alvart, der u.a. Serien wie „Dogs of Berlin“ (2018) und auch den Film „Antikörper“ (2005) realisierte, schuf mit „Sløborn“ eine Serie, die sich mit den Menschen, vor allem den Jugendlichen, auf einer Insel beschäftigt, über die dann eine Katastrophe hereinbricht. So kann man die achtteilige Serie vor allem als Coming-of-Age-Geschichte sehen. Wir haben hier die Hauptheldin, die sich ganz klassisch sowohl mit der sterbenden Ehe ihrer Eltern auseinandersetzen muss, als auch mit der ungewollten Schwangerschaft durch einen Lehrer. Daneben gibt es noch den stets gemobbten Schüler, der versucht seine soziale Stellung zu verbessern und gleichzeitig von seinem Vater unterdrückt wird. Hinzu kommt die Geschichte um Magnus Fisker (Roland Møller), der auf die Insel seiner Kindheit zurückkommt und eine Bande straffälliger Jugendlicher im Schlepptau hat, um sie zu resozialisieren. Aber auch viele der erwachsenen BewohnerInnen befinden sich in einer Umbruchphase. Evelins Vater, der ein neues Leben in Berlin beginnen will oder der Schriftsteller Nikolai Wagner (Alexander Scheer), der auf die Insel kommt, um seine Schreibblockade zu überwinden oder zumindest dem Druck zu entkommen. Über all diese Einzelgeschichten bricht nun abrupt der Virus herein. 

Die Serie wurde vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie geschrieben, trotzdem werden die BetrachterInnen sehr oft an die aktuelle Pandemie erinnert. Darin merkt man wie viel Alvart und sein Autorenteam dafür recherchiert haben. Nachträglich wurde auch nur ein einziger gesprochener Satz, der sich auf die Corona-Pandemie bezieht, hinzugefügt. Diese Realitätsnähe und zudem der wesentlich dramatischere Verlauf der Seuche (neun von zehn Infizierten sterben daran) erzeugen die Spannung. Es ist auch wunderbar wie die deutsche Serie, welche auf einer fiktiven Nordsee-Insel spielt, sich zunächst viel Zeit nimmt alle Figuren einzuführen und diese danne beinah rücksichtslos und konsequent dezimiert. Der einzige Wermutstropfen ist die letzte Folge, welche auch für mich eine weitere Staffel, falls diese geplant sei, uninteressant machen würde. Denn die letzten 60 Minuten der Serie geben allen Verschwörungstheoretikern und negativ über die Regierung Denkenden Recht. Das schwächt der Gesamteindruck der Serie ab und macht den Abschluss beinah ärgerlich. Doch wenn man darüber hinwegsehen kann, bietet die Serie gelungene Unterhaltung, greift ein Thema auf, was uns zur Zeit alle bewegt, und wurde stimmig in ein Serienformat umgesetzt.

Vinzenz Wagner

Fazit: „Sløborn“ ist eine deutsche Serie aus der Hand von Christian Alvart, der hier ein authentische Geschichte einer sehr tödlichen Pandemie erzählt, die auf einer kleinen Insel um sich greift. Dabei lässt sich die Serie über ihre acht Folgen Zeit die Figuren einzuführen, um dann die Grippe umso schlimmer grassieren zu lassen. Durchweg spannend, nahe an der Realität und fast durchweg hervorragend gespielt überzeugt die Serie, welche man in der ZDF Mediathek nicht nur in diesen Zeiten für sich entdecken kann.

Bewertung: 4/5

Trailer zur Staffel 1 der Serie „Sløborn“:

Die Serie „Sløborn“ gibt es beim ZDF bis zum 20. Juli 2021 kostenlos zum Anschauen.

geschrieben von Doreen Matthei

Quellen:

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